Katze Gabapentin – Luzis Erfahrungen mit dem Angstlöser

Gabapentin, das ist ein Begriff, den ich hier auf diesem Blog schon oft benutzt habe. Dahinter steht ein Medikament aus der Humanmedizin. Ein Schmerzmittel, das auch als Sedativum, also als Mittel zur Beruhigung wirkt. Und das wir aktuell mal wieder als solches brauchten. Deshalb dachte ich, es ist an der Zeit, von unseren Erfahrungen mit Gabapentin für die Katze zu erzählen.

Zwei Jahre später: Ausführliches Update mit Hinweisen zu Dosierung, Wirkung und Nebenwirkungen – und was bei Katzen mit chronischer Nierenerkrankung zu beachten ist.

Was ist Gabapentin und wir wirkt es bei Katzen?

Wie so ziemlich alle Medikamente, die wir unseren Katzen geben, stammt auch Gabapentin aus der Humanmedizin. Katzen bekommen es eigentlich bei Schmerzen, die von Nervenzellen oder dem Nervensystem ausgehen.

Als Schmerzmittel ist es allerdings nur bedingt einsetzbar. Unsere Erfahrungen bestätigen, dass die Wirkung von Gabapentin bei einer Katze nach spätestens acht Stunden nachlässt. Was bedeutet, dass man es der Katze alle acht Stunden geben müsste. Wie man es dreht oder wendet, also auch spätabends oder mitten in der Nacht.

Unsere Erfahrungen besagen aber auch: Als meine Katze wegen ihrer Arthrose starke Schmerzen hatte, hat Gabapentin ihr geholfen. Ohne dieses Medikament hätte sie den schlimmen Sonntag in der Tierklinik sicher nicht so gut überstanden. Aber da hat eben nicht nur der Part gewirkt, der Schmerzen lindert.

Denn Gaba, wir wir es auch liebevoll nennen, ist zudem ein Mittel zur Beruhigung. Oder sagen wir besser: Es wirkt bei Katzen als Angstlöser. Und das ist der Grund, warum eine Angstkatze wie Luzi von Gabapentin sehr profitiert.

Erfahrungen mit Gabapentin für die Katze als Angstlöser

Als Beruhigungsmittel wirkt Gabapentin bei Katzen also vorrangig angstlösend. Dabei macht es aber nicht wirklich glücklich. Zwar habe ich hier schon von der rosaroten Brille gesprochen. Die Erfahrungen meiner Katze sprechen bei Gabapentin aber doch eher von einer größeren Bereitschaft, sich nicht total zu verweigern. Oder um es so zu sagen: Es verringert einfach ein wenig die Macht der Angst vor dem Tierarzt.

Das macht aus einer Angstkatze allerdings noch immer keine freudige Patientin. Aber immerhin macht es aus ihr eine Patientin, die sich zumindest etwas kooperativer zeigt.

Zuletzt erlebt hatten wir dies im Rahmen unserer großen Krallen-OP. Als Romy zum Festhalten kam und ich Luzi eine eingewachsene Kralle entfernen musste. Luz fand die ganze Aktion wahrlich nicht gut. Definitiv wollte sie sich uns entziehen. Aber sie hat sich eben nicht total verweigert. Ohne Gabapentin wäre es Romy sicherlich nicht möglich gewesen, sie so lange auf dem Arm zu halten. Und ich hätte die böse Kralle ganz bestimmt nicht entfernen können.

Eine Studie hat übrigens nach einer Alternative für Gabapentin gesucht, doch das untersuchte Trazodon scheint sich da nicht zu eignen. Es taugt wohl eher dafür, eine Katze kooperativ zu stimmen für Untersuchungen wie ein EKG. Blutdruckmessen hingegen funktioniert zum Beispiel nicht so gut. Das Zeug beeinflusst nämlich offenbar den Blutdruck.

Erfahrungen, wie man der Katze Gabapentin verabreicht …

… mit Futter

Nun sollte man meinen, dass das Verabreichen von Gaba bei einer einigermaßen verfressenen Katze wie der Luz eigentlich nicht das Problem sein sollte. Immerhin lässt sich die Kapsel gut öffnen.

Dazu muss man die beiden Teile, aus der die Kapsel besteht, nur vorsichtig gegeneinander verdrehen. Herauskommt ein feines Pulver, das sich gut unter das Futter mischen lässt.

Allerdings darf man der Katze ja nicht eigentlich gar nichts zu futtern geben, wenn es um eine Blutuntersuchung geht. Und hier beginnt das Problem.

Ist die Portion nämlich so klein, dass sie der Bezeichnung gar nicht mehr würdig ist, weiß Luzi sofort, was Sache ist. So ein bisschen Soße mit ein oder zwei Stückchen Fleisch reicht also nicht, um ihr das Gabapentin unterzujubeln. Und ist die Portion zu groß, würde sie die Ergebnisse der Blutuntersuchung verfälschen.

Nun könnte man als Mensch ja meinen, dass das Gabapentin komplett geruchsneutral sei. Oder dass es zumindest definitiv nicht gegen das Futter anstinken kann. Aber da macht man als Mensch natürlich die Rechnung ohne den feinen Geruchssinn der Katze.

… in Schleckis (zum Beispiel Leberwurstcreme)

Früher konnte ich Luz das Pulver ohne Probleme in ein wenig Schlecki (Leberwurstcreme zum Beispiel) mischen. Das hat sie dann vom Löffel geleckt und alles war gut. So wusste ich zudem, dass sie definitiv die Dosis komplett verspachtelt hatte.

Mittlerweile hat sie aber Lunte gerochen. Schlecki steht spätestens seit der Krallen-OP gar nicht mehr hoch im Kurs. Auch an anderen Tagen nicht, zum Beispiel im Rahmen eines unserer Trainings wie das mit dem Balancekissen. Dann muss ich schon was Besseres liefern als so eine wunderbar kalorienarme Creme.

… als Leberwurst-Pille

Ganz wunderbar hatte der Tipp funktioniert, Medikamente in Leberwurst zu verstecken.

Diesen Tipp hatte ich von der Apothekerin, die mir das Omeprazol für Luzi verkauft hatte. Sie hatte ihrer Katze die tägliche Schilddrüsen-Tablette damit gut verabreichen können.

Was aber mit einer Tablette oder über hundert Mini-Kügelchen gut funktioniert, mag unseren Erfahrungen zufolge mit dem Gabapentin-Pulver nicht gut klappen. Die Tablette oder die Kügelchen lassen sich immerhin gut mit der Leberwurst ummanteln. Beim Pulver allerdings funktioniert das nicht so einfach. Etwas Pulver ist immer zu sehen – und wahrscheinlich auch zu riechen.

Dennoch hat Luzi ihr Gabapentin auch schon als Leberwurst-Pillen genommen. Mit Hängen und Würgen könnte man sagen. Aber im Endeffekt riecht die Leberwurst dann wohl doch zu verführerisch.

… wilde Mischung aus Futter und Leckerli

Zuletzt funktionierte es, weil ich in die mit dem Pulver verseuchte Creme noch zwei Leckerli geworfen hatte. Nun aber half auch das nicht. Über eine Stunde haben wir diskutiert, ob sie das bisschen Futtersoße mit dem Gaba-Pulver in etwas Creme (und zwei Leckerli als Topping) nicht doch probieren möchte. Aber keine Chance.

Letztlich half dann etwas mehr Futter. Was natürlich kontraproduktiv in Hinblick auf die anstehende Blutuntersuchung war. Aber ohne Gabapentin – und das ist so klar wie nur was – wäre es gar nicht erst zu dieser Untersuchung gekommen. Katzenversteher-Kollege, den unsere Tierärztin mitgebracht hatte, hin oder her.

… andere Tricks

Sicherlich gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Tricks, wie man das Medikament ins Tier bekommt.

Besonders Mutige geben es direkt ins Mäulchen. Was bei der zahnlosen Luzi zumindest mal nicht ganz so gewagt sein sollte wie bei einer Katze, die noch über alle Beißerchen verfügt.

Alternativ könnte man das Gaba-Pulver in Wasser auflösen und es dann über eine Spritze (natürlich ohne Nadel) direkt ins Mäulchen verfrachten.

Beides habe ich Luzi und mir noch nicht angetan.

Auch habe ich noch nicht in Eingabehilfen investiert, in denen man das Medikament dann verstecken kann. Das Prinzip folgt dabei wohl dem der Leberwurst-Pille.

Wie schnell wirkt Gabapentin?

Ist das Gabapentin erst einmal in der Katze, so besagen unsere Erfahrungen, dauert es ungefähr eine Stunde, bis sich die ersten Anzeichen seiner Wirkung offenbaren. Manchmal geht es auch etwas schneller. Die volle Wirkung erreicht es frühestens nach zweieinhalb Stunden. Bei Luzi sind es eher drei.

Mit anderen Worten: Nur begeisterte Frühaufsteher sollten einen frühen Termin mit der Tierärztin machen.

Unsere Erfahrungen: Gabapentin lässt die Katze torkeln und erbrechen

Romy berichtet dergleichen nicht von Joschi, der sich mittlerweile auch nicht mehr ohne Gaba untersuchen lässt. Joschi wird einfach nur sehr langsam. Luzi hingegen fängt an zu torkeln. Wie stark dieses Torkeln ausfällt, ist offenbar abhängig von ihrer Tagesform.

Ebenso die Frage, ob sie sich binnen einer Stunde nach der Gabe erbricht. Ich laufe dann schon immer mit einem griffbereiten Handtuch hinter ihr her, um es ihr im Zweifel vors Mäulchen zu halten. Aber nun war dies gar nicht nötig. Kein Kotzen dieses Mal, nur ein wenig Torkeln. Unsere Erfahrungen besagen eben auch: Die Katze reagiert auf Gabapentin immer ein wenig anders.

Meistens verliert dann sogar die Luz ihr Interesse an weiterem Futter. Vielleicht fürchtet sie, es könnte noch mehr von diesem Zeug untergemengt sein, das sie überhaupt erst in diesen Zustand versetzt hat.

Das Torkeln lässt zum Glück binnen drei bis vier Stunden nach. Langsam ist die Katze durch das Gabapentin dann immer noch, besagen unsere Erfahrungen. Aber sie droht nicht mehr ständig fast umzufallen. Weshalb ich sie in dieser Zeit auch definitiv nicht alleine lasse. Vielmehr achte ich wie eine Helikopter-Mutter darauf, dass sie noch nicht mal versucht, aufs Bett zu hüpfen. Unter dem Einfluss von Gaba sehe ich die Luz am liebsten auf dem Teppich liegend. Da kann dann nichts passieren.

Grundsätzlich muss ich aber sagen: Am liebsten ist mir die Luz ohne diese Droge! Glücklich sehe ich sie dann sowieso nicht. Ich sehe sie behandelbar. Das ist für den Moment sicherlich sehr wichtig. Aber wenn es nicht unbedingt sein muss, gebe ich ihr das Gabapentin lieber nicht.

Und bei diesen Erfahrungen kann ich von Gaba als Schmerzmittel nur abraten. Wer will schon mit einer ständig torkelnden Katze leben, die sich auch noch dreimal am Tag erbricht!

PS: Katzen hassen Pflaster

Nun haben wir also den Tierarzt-Besuch einmal mehr überstanden. Luz schläft noch ihren Rausch aus. Das kann sie jetzt auch wieder, in Ruhe schlafen, denn das böse Pflaster ist endlich ab.

Blutabnehmen, das bedeutet leider Pflaster. Wobei es nicht nur Luz am liebsten wäre, könnten wir darauf verzichten. Auch ich bin genervt davon. Spätestens seit der Erfahrung mit dem schlimmen Herzchen-Pflaster nach ihrer ersten Zahn-OP bekomme ich bei diesen Dingern Panikpickel.

Immerhin nach ungefähr zwanzig Minuten des wirschen Schüttelns der Pfote war das Ding nun endlich ab. Wie großartig war da doch mein eigenes, das ich ihr nach der Krallen-OP verpasst hatte. Das war binnen einer Minute von selbst abgefallen.

Apropos Kralle: Die Wunde, die die Monsterkralle verursacht hatte, ist zum Glück gut verheilt.

Gut ist aber vor allem auch ihr Blut. Alle Organwerte, auf die es ankommt (Nieren, Leber, Schilddrüse), sind top. Der Rest ist in Ordnung. Das höre ich natürlich gerne. Vor allem das mit den Nieren. Denn bei schlechten Nierenwerten könnte ich ihr für den nächsten Arzttermin kein Gaba geben. Wie alle Schmerzmittel geht das nämlich auch auf die Nieren und ist damit nichts für CNI-Katzen.

Update: zwei Jahre später

Zwei Jahre sind vergangen, seit ich von unseren Erfahrungen mit Gabapentin für die Katze erzählt habe. In der Zwischenzeit sind Kommentare eingegangen, die nach Nebenwirkungen fragten, die ich nicht kannte. Und zuletzt kam eine Nachfrage nach der Dosierung in einem speziellen Fall.

Zeit also für ein Update.

Unsere Erfahrungen mit Gabapentin für die Katze …

… Dosierung

Als wir Gaba erstmals bekamen, ging es um den ersten Hausbesuch. Die volle Kapsel (100 Milligramm) sollte ich ihr geben. Und zwar mindestens zwei Stunden vor dem Termin. (Mittlerweile weiß ich: Bei Luzi sind es zweieinhalb, besser sogar drei Stunden.)

Ich bin nicht sicher, ob ich die Dosierung damals hinterfragt habe. Irgendwie habe ich im Kopf, dass es auf jeden Fall die volle Dröhnung sein sollte. Aber ich kann mich täuschen.

Mittlerweile liest man:

20 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht oder
100 Milligramm pro Katze.

Für Luzi passen da die 100 Milligramm sehr gut. Denn sie ist nun mal eine kleine Wuchtbrumme, die aktuell fünf Kilo auf die Waage bringt.

Für schmalere Katzen dient aber die Orientierung 20 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Die Rechnung für eine halbe Luzi (zwei Komma fünf Kilo) wäre also:

20 x 2,5 = 50 Milligramm

Dieses Vorgehen entspricht übrigens auch den Erkenntnissen der allem zugrundeliegenden Studie.

… Wirkungsdauer

Die Wirkungsdauer soll acht Stunden betragen. Wobei ich auch hier denke, dass das nur ein Durchschnittswert sein kann. Jeder Katze ist halt anders!

Ich kann hier nur von den Erfahrungen meiner Katze mit Gabapentin erzählen.

In den ersten Jahren lief es so ab

  • Luzi hat mehr oder weniger unkompliziert das Medikament genommen.
  • Ungefähr eine halbe Stunde später hat sie sich erbrochen.
  • Direkt im Anschluss ist sie aufs Klo gegangen und hat ein großes Geschäft hingelegt.
  • Ungefähr nach einer Stunde fing sie an zu torkeln.
  • Spätestens nach anderthalb Stunden hat sie sich hingelegt (aber nicht unbedingt geschlafen)
  • Nach zweieinhalb Stunden war sie bereit, in die Box verfrachtet zu werden.

Mittlerweile ist es eher das Gegenteil

  • Luzi erbricht sich nicht mehr und macht auch nicht zwangsläufig ein großes Geschäft.
  • Sie torkelt nicht mehr.
  • Und statt zu schlafen, tigert sie durch die Wohnung.
  • In die Box bekomme ich sie dennoch nach zweieinhalb Stunden.

Dennoch würde ich Luzi noch immer nicht unbeobachtet lassen, sobald sie unter dem Einfluss des Medikaments steht.

In der Praxis / beim Hausbesuch und danach

Während des Kontakts mit der Tierärztin – ob nun in der Praxis oder beim Hausbesuch – bekommt eine Katze unter Gabapentin noch immer alles mit. Sie bewertet es nur nicht mehr als bedrohlich.

Luzi hat dann oft diesen Blick, der sagt: »Kurios!« Sie ist also nicht weggetreten, sie verschläft das Ganze nicht. Vielmehr macht sie mit und gibt auf Anfrage (»Gibst du mir dein Pfötchen?«) manchmal sogar freiwillig ihre Pfote. Auf jeden Fall lässt sie Dinge wie Blutabnehmen klaglos geschehen.

Wenn sie allerdings etwas wirklich schlimm findet (ich sage nur: Thermometer im Po…), dann zeigt sie das auch. Alles hat seine Grenzen.

Nach dem Arztbesuch dauert es noch ein paar Stunden, bis die offensichtliche Wirkung nachlässt. Tatsächlich aber dauert es bei Luzi weit länger, bis sie das Medikament komplett ausgeschieden hat.

Diese Erfahrung musste ich machen, als ich ihr Gabapentin als Schmerzmittel gab. Heute 100 Milligramm wegen des Arztbesuchs und am nächsten Tag 25 Milligramm als Schmerzmittel (oder umgekehrt) hauen die Luzi total um. Siehe Akute Vergiftung.

… unerwünschte Nebenwirkungen

Wo eine erwünschte Wirkung, da auch unerwünschte Nebenwirkungen. In meinem Beitrag hatte ich drei von diesen Nebenwirkungen schon erwähnt: Erbrechen, Ataxie (das Torkeln) und die Schläfrigkeit.

Damals hatte ich noch gedacht, damit würde Luzi alle Nebenwirkungen zeigen, die es überhaupt gibt. Von anderen hatte ich damals noch nicht gelesen. Nun aber habe ich das nochmal recherchiert. Und da bin ich auf weitere Nebenwirkungen bei Katzen gestoßen, die Gabapentin bekommen haben – und die entsprechen dann auch den Erfahrungen der Kommentierenden.

In den Kommentaren war nämlich von Durchfall die Rede. Nun stelle ich fest: Ja, auch Durchfall ist so eine unerwünschte Nebenwirkung.

Wobei es bei Katzen auch zu Bradykardie (verlangsamter Herzschlag) und Mydriasis (Weitstellung der Pupillen) kommen kann.

Ich stelle fest: Auch die Weitstellung der Pupillen können wir bestätigen. Luzis Herzschlag kann ich nicht beurteilen.

… Akute Vergiftung

Irritiert stelle ich nun fest, dass das Schweizer Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie alle genannten Nebenwirkungen als Zeichen akuter Vergiftung (Toxizität) auflistet.

Erbrechen, Benommenheit/Schläfrigkeit, Ataxie, Durchfall, verlangsamter Herzschlag und die erweiterten Pupillen sind demnach Symptome einer Überdosierung.

Der Punkt ist also auch hier: Die Dosis macht das Gift. Weshalb ich nur dazu raten kann, mit der Tierarztpraxis darüber zu sprechen.

Als ich allerdings damals bei unserem ersten Hausbesuch auf das Erbrechen und die Ataxie hinwies, hieß es, das wäre nicht so schlimm. Und das ist es im gewissen Sinn auch nicht.

Um es mal so zu sagen …

Luzi lebt noch immer und hat für eine reife Katzendamen noch immer ziemlich gute Blutwerte. Es gibt keine Hinweise auf Organschäden. Und das, obwohl ich sie unwissentlich mindestens zweimal im Zuge der Gabe als Schmerzmittel sozusagen vergiftet habe.

All diese Anzeichen der akuten Vergiftung ob der Überdosierung sind also der Preis, den man für die gewünschte Wirkung zahlen muss: die Angstfreiheit vor der Tierärzt/in. Also die stressfreie Behandelbarkeit.

Das muss einem nicht gefallen. Und man muss es vielleicht auch nicht machen. Vielleicht hilft ja schon das homöopathische Nurexan, das man mir mal empfohlen hat. Oder Anxitane/Telizen, wovon ich im selben Beitrag erzähle. Ausprobiert als Alternative zu Gabapentin vor einem Tierarztbesuch habe ich beides allerdings noch nie.

Bedenkt vielleicht auch: Wenn ihr nach einer Party sturzbetrunken nach Hause torkelt und nächsten Morgen noch mit dem Kopf über der Kloschüssel hängt, sind das auch Symptome einer akuten Vergiftung.

… Kontraindikation Niereninsuffizienz

Zuletzt kam die Frage, was zu tun ist, wenn es um eine CNI-Katze geht.

Im ersten Moment dachte ich, Gabapentin für eine Katze mit Niereninsuffizienz, damit haben wir doch gar keine Erfahrungen.

Aber …äh… irgendwie dann doch. Nun fällt mir auf, dass ich darüber wohl damals, als ich den Beitrag schrieb, schon mal gelesen hatte. Das hatte ich leider wieder vergessen.

Außerdem ist da Kater Joschi, der seit letztem Herbst als nierenkrank gilt. Für seine Termine bekommt er noch immer – tierärztlich verordnet – die vollen 100 Milligramm.

Zudem hatte mir die Tierärztin, mit der es um Gaba als Schmerzmittel ging, erklärt, dass das Medikament gar nicht über die Niere verstoffwechselt werde.

Tja, wie man sich als Tierärztin doch täuschen kann.

Sowohl für Menschen als auch für alle Tiere, so eben auch für Katzen, gilt Niereninsuffizienz als Kontraindikation. Bei der Verabreichung von Gabapentin ist in dem Fall also Vorsicht geboten.

Studie zu Erfahrungen von Gabapentin für Katze mit CNI

Auch hierfür gibt es eine Studie. Sie stammt aus dem Jahr 2022 und stellt fest, dass Katzen mit Niereninsuffizienz viel länger brauchen, den Wirkstoff abzubauen:

»Katzen mit chronischer Nierenerkrankung, die 10 mg/kg Gabapentin erhielten, wiesen signifikant höhere dosisnormalisierte Serumkonzentrationen auf als normale Katzen, die 20 mg/kg erhielten, was die Notwendigkeit einer Dosisreduzierung bei dieser Patientenpopulation unterstreicht.« (Jessica Quimby et al., 2022)

Überdies verweisen die Verfasser/innen der Studie darauf hin, dass die Gabapentin-Serumkonzentrationen positiv mit dem Serumkreatinin korrelieren (in wechselseitiger Beziehung stehen). Deshalb sei hier die Vorsicht geboten.

In Hinblick auf die Dosierung für Katzen mit CNI schlagen die Verfasser/innen vor, sie um mindestens 50 Prozent zu reduzieren. Denn bei Katzen seien die Erfahrungsberichte ähnlich wie bei Menschen:

»[…] bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz [können 20 mg/kg oder 100 mg/Katze] zu übermäßiger Sedierung und Hypotonie führen […]« (Jessica Quimby et al., 2022)

Was genau sie mit übermäßiger Sedierung meinen und ob niedriger Blutdruck auch Ohnmacht bedeutet, habe ich in der Studie nicht gefunden.

Risikoabwägung – gerade im speziellen Fall

Ihr seid Menschen von Katzen, die nierenkrank sind und die in der Tierärztin den schlimmsten Feind sehen? Dann steht ihr vor einer Risikoabwägung.

So also auch Michael, der hier im Kommentar gefragt hatte, wie viel Gabapentin er seiner 17-jährigen nierenkranken Schilddrüsen-Katze geben soll, die nur zwei Komma sechs Kilo auf die Waage bringt.

Das kann ich ihm natürlich nicht sagen. Ich bin keine Tierärztin! Aber beim Nachdenken helfen, das wollte ich dann schon.

Das weitere Gespräch habe ich auf eine E-Mail-Korrespondenz verlegt. Dort haben wir dann gerechnet in Hinblick auf die Dosierung für seine kleine und leichte Maus:

20 x 2,6 = ungefähr 50 Milligramm
Davon aber wegen der CNI nur die Hälfte = 25 Milligramm

Ob das dann aber noch den gewünschten Effekt des Angstlösens hat, das kann er nur herausfinden, indem er es ausprobiert.

Sprecht mit euren Tierärzt/innen!

Abschließend kann ich nur sagen: Sprecht eure Tierärzt/innen darauf an. Und wenn die sagen, das sei alles gar kein Problem, dann erzählt ihnen von der Studie.

Sagt nicht, ihr habt das irgendwo im Internet gelesen. Oder auf diesem schönen Blog hier. Die Erfahrung besagt, dass viele Mediziner auf das Wort Internet allergisch reagieren.

Sagt also direkt, um welche Studie es geht:

Quimby, Jessica et al. (2022), Journal of Feline Medical Surgery
Titel: Serum concentrations of gabapentin in cats with chronic kidney disease

So könnt ihr mit zur Weiterbildung eurer Tierärzt/innen beitragen. Und so könnt ihr dann auch besser gemeinsam das mit der Risikoabwägung machen.

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8 Kommentare

  1. Hallo, dein Beitrag ist zwar fast schon ein Jahr alt, aber ich versuche es doch mal mit einem Kommentar, denn ich bin im Internet verzweifelt auf der Suche nach den Nebenwirkungen von Gabapentin bei Katzen. Meine Micky hat an zwei Tagen aufeinander Gabapentin (jeweils 100mg) bekommen (letzte Gabe ist 24 Std. Her) und nun plagt sie Durchfall. Hattet ihr das auch schon? Liebe Grüße

    1. Hallo Claudia,

      Durchfall als Nebenwirkung von Gaba, das hatten wir hier noch nicht. Weder Luzi noch ihr »Ex« Kater Joschi. Davon habe ich auch noch nie gehört oder gelesen.
      Was sagt denn der/die Tierarzt/-ärztin? Deine Mickey hat das Gabapentin ja sicherlich verschrieben bekommen.
      100 mg ist übrigens die Dosis, die auch Luzi immer bekommt, wenn es mal wieder nötig ist.

      LG und gute Besserung, bk

  2. Mein Kater hatte nur eine halbe Kapsel Gabapetin bekommen ,weil er eine Ultraschall Untersuchung hatte…seitdem ist es lhm schlecht, er ist immer noch nicht der alte und hat Durchfall..vor der Eingabe dieser Beruhigungkapsel war alles in Ordnung
    er will auch nicht fressen und läuft ständig ins katzenclo.
    Als Nebenwirkungen habe ich das auch gelesen aber eher bei Menschen. Ich muss dazu sagen, das mein Kater IPD hat und eh sehr empfindlich ist was Magen/Darm betrifft
    wielange dauert es denn bis der Wirkstoff abgebaut ist

    1. Hallo Karin,
      oje… Solche Nebenwirkungen hatten wir hier noch nicht. Darauf würde ich an deiner Stelle auf jeden Fall die/den behandelnde/n Tierärztin/Tierarzt ansprechen.

      Bei Luzi lässt die Wirkung nach circa sechs Stunden nach. Bis dahin hat sie meist auch nicht viel gefuttert, ganz sicher aber keinen Durchfall.

      Ich drücke die Daumen, dass dein Kater schnell seinen Appetit wiederfindet!
      LG, bk

  3. Hallo Britta…

    ich muss mit meiner Katze zur Blutentnahme, ohne Beruhigungsmittel funktioniert das nicht mehr. Ich möchte eine Gabapentin Kapsel benutzen.

    Mein Katze hat eine Niereninsuffizienz und auch eine Schilddrüsenüberfunktion, bei der Verabreichung von Gabapentin wird erwähnt, dass man bei Nierenkatzen eine geringer Dosis geben sollte.

    Sie wiegt 2,6kg.

    Hast du evtl. einen Ratschlag, wie viel mg/kg Körpergewicht ich ihr geben kann, dass es auch wirkt, die Dosis aber nicht zu hoch ist?

    Vielen Dank

    Lg

    1. Hallo Michael,

      dazu kann ich dir leider nichts sagen. Ich weiß nur, wie es für die nierengesunde und doppelt so schwere Luzi funktioniert.
      Am besten, du fragst deine Tierärztin / deinen Tierarzt. Für das Gaba brauchst du eh ein Rezept oder die Praxis verkauft dir die Kapseln einzeln. Da kannst du auch gleich die Dosierung klären.

      Ich drücke die Daumen, dass das klappt und du deiner Katze das Blutabnehmen erleichtern kannst!
      LG, bk

      1. Hallo Britta,

        vielen Dank.
        Ich habe die Kapsel vor einiger Zeit bereits mit nach Hause bekommen, die TÄ sagte nur, ich soll ihr die Kapsel geben. Ich glaube deshalb nicht, dass die sich dort damit beschäftigt haben, wie viel (weniger) mg/kg eine Nierenkatze bekommen muss.

        Ich kann trotzdem nochmal nachfragen.

        Wann würdest du die Kapsel geben, 2 oder 3 Stunden vor dem TA Besuch? Also sie sollte schon „schläfrig“ sein, damit eine Blutentnahme auf jeden Fall stattfinden kann. Die Fahrt zum TA dauert nur 7 Minuten.

        Lg Michael

      2. Ich gebe es Luzi immer zweieinhalb Stunden vor der Begegnung mit der Box. Dann ist sie beim TA auf jeden Fall kooperativ.

        Ich wusste gar nicht, dass Gaba bei Nierenkranken Probleme bereiten kann. Sehr blöd allerdings, wenn das deine TÄ auch nicht weiß…

        Sorry, tut mir leid, dass ich da nicht weiterhelfen kann.
        LG, bk

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