Katze Krallen schneiden für Fortgeschrittene

Im nächsten Leben werde ich … ganz sicher keine Krankenschwester. Auch keine Tiermedizinische Fachangestellte. Das Körperliche liegt mir einfach nicht so. Erst recht nicht, wenn Blut im Spiel ist. Nun aber musste ich ran. Erst einmal herausfinden, warum Luz kleine Blut-Tröpfchen in der Wohnung verteilt hatte. Und dann eine eingewachsene Kralle wegoperieren. Und das bei einer Katze, die sich schon unter normalen Umständen die Krallen nicht einfach so schneiden lässt.

Bluttropfen statt Ostereier

Welch Überraschung zum Osterfest. Statt Ostereier zu verstecken, hatte die Luz damit begonnen, vor ihrem Napf Bluttropfen zu verteilen. Ganz feine, stecknadelkopfgroße Tröpfchen. Und das immer nur vor ihrer Futterstation, sonst nicht.

lauter kleine Bluttropfen vor dem Napf

Okay, es gab auch zwei oder drei Tröpfchen neben dem Katzengras. Und das hat bei mir sofort den Verdacht geweckt, Luz könnte sich an den scharfen Kanten des Grases am Mäulchen verletzt haben. Denn leider mag Luzi nur die sauren Gräser, die diese scharfen Kanten haben. Das schön weiche süße Gras mag sie leider gar nicht.

Also hatte ich das Katzengras weggestellt. Und weil in den nächsten 24 Stunden keine weiteren Bluttropfen auftauchten, dachte ich, die Gefahr erkannt und gebannt zu haben. Hatte noch Witzchen gemacht, von wegen CSI Luzis Revier und so. Aber nix da. Am drauffolgenden Abend fand sich wieder Blut vor dem Napf. Diesmal schön breitgetreten.

Also habe ich damit begonnen, mir Gedanken über ihre Körperöffnungen zu machen. Denn von Verletzungen konnte ich nicht ausgehen. Immerhin arbeiten Luzi und ich beide beständig im Homeoffice. Da bekommen wir alles voneinander mit.

So viele Körperöffnungen, aus denen es tröpfeln könnte, gibt es ja nun nicht. Zuallererst dachte ich an Urin. Sollte Luz kleine blutige Pipi-Tropfen verlieren? Ein intensiver Blick auf ihren Po hilft da nicht wirklich weiter. Auch wenn sie mir den immer gerne vor die Nase hält – schwarzes Fell ist halt so eine Sache. Aber in ihrer Toilette sah alles normal aus. Auch beim großen Geschäft. Das konnte es also nicht gewesen sein.

Auch am Mäulchen konnte ich nichts entdecken. Ebenso wenig an der schönen Lakritznase. Oder den Augen. Auch nicht an den Öhrchen.

Dass eine Kralle schuld an allem sein könnte … Auf die Idee bin ich erst gekommen, als ich dann eine Spur durch das gesamte Wohnzimmer fand.

Wenn die Katze sich nicht die Krallen schneiden lässt

Nun gehört Luz leider zu dieser Sorte Katze, die sich nicht einfach mal so die Krallen schneiden lässt. Also hatte ich das damals beim Medical Training üben wollen. Doch so weit sind wir nie gekommen. Luz kann ganz toll ihr Pfötchen geben und High Five kann sie auch. Aber ihre Pfote so lange auf meine Hand ablegen, dass ich sie untersuchen oder ihr gar die Krallen schneiden könnte. So weit würde die Luz nie gehen.

Deshalb funktioniert das Ganze bei uns auch nur im Rahmen einer tierärztlichen Untersuchung. Wenn Luz unter der Wirkung von Gabapentin zumindest halbwegs kooperativ ist. So geschehen letzten Sommer.

Noch immer nicht ganz überzeugt, dass es überhaupt an den Krallen liegen könnte, rief ich am Tag nach Ostern in unserer Tierarztpraxis an. Einen Termin zum Hausbesuch haben wir zwar. Der ist aber erst in zwei Wochen. Ob sie wohl der Meinung sind, dass wir bis dahin durchhalten?

Ich weiß, das ist eine bescheuerte Frage. Letztlich hat mir das Gespräch aber doch weitergeholfen. Weil es mir einen Anhaltspunkt gegeben hat. Wenn es tatsächlich eine Kralle sein sollte, die an allem schuld ist, so könnte es nicht schaden, die Pfote mit einem Wundspray zu versorgen. Dafür empfahl man mir Octenisept.

Und dann hatte sich die Idee in meinem Kopf gebildet: Warum nicht selbst Doktor spielen und auf die Suche nach dem Tröpfchenspender gehen? Also rief ich Romy an, die zufälligerweise noch einen Tag arbeitsfrei hatte. Wir verabredeten uns für den Nachmittag. Bis dahin sollte die letzte Gabe Gaba, die ich noch hatte, wirken. Und dann würden wir zusammen Luzi untersuchen. Und im Zweifel eben auch die Krallen unserer Katze schneiden.

Operativer Eingriff nötig: eingewachsene Kralle

Schnell war der Übeltäter gefunden. Auch wenn das Bild oben es nicht so recht hergeben mag. Aber Luz hatte an ihrer linken Pfote vorne eine Monsterkralle, die mittlerweile schon in den Ballen eingewachsen war. Und die beim Schneiden vor einem halben Jahr ganz offensichtlich übersehen worden war.

Nun hat keine von uns beiden jemals selbst einer Katze die Krallen geschnitten. Denn auch die Kater Joschi und Cobi halten nichts von Pediküre. Romy war aber immerhin schon mal in der haltenden Funktion dabei gewesen, wenn es einer Katze (Emma! Der Katzengott habe sie selig!) an die Krallen ging.

Deshalb sollte es nun auch so sein: Romy hält, ich operiere.

Krallen schneiden und das Monster operieren

All die anderen Krallen, die ja letztes Jahr bereits ihren Beschnitt erhalten hatten, waren nun nicht das Problem. Sicher, man muss ein wenig darauf achten, nicht in den Bereich zu schneiden, der mit Blut versorgt ist. Doch Luzis Krallen sind quasi transparent. Das Blutgefäß ist jedenfalls deutlich zu erkennen.

Aber diese Monsterkralle? Die musste ich erst einmal von all dem verklebten alten Blut befreien, um überhaupt etwas zu erkennen. Und dann war es kaum möglich, sie mit der entsprechenden Schere zu umfassen. Geschweige denn diese Kralle zu schneiden, ohne Luz dabei wehzutun.

Was haben Romy und ich Blut und Wasser geschwitzt. Romy beim Festhalten der trotz Gaba nicht allzu willigen Luzi. Und ich, weil ich einfach überfordert war. Zwischenzeitlich wollte ich schon aufgeben. Rief wieder in der Praxis an. Doch die waren komplett ausgebucht. Blieb nur die Anleitung per Telefon. Und im Wesentlichen lautete die:

  • Augen zu und durch!
  • Und sollte es danach bluten, die Pfote mit einem mit dem Desinfektionsmittel getränkten Wattepad abdrücken, bis das Bluten nachlässt.

So habe ich es dann auch gemacht. Und zum Glück hat es nicht stark geblutet. Wieder nur ein paar von diesen Tröpfchen, die mich seit Tagen begleiten. Aber fertig mit der Welt war ich trotzdem.

Ich bin einfach nicht der Typ, der anderen Schmerz zufügen kann, um ihnen damit hilfreich zu sein. Ich meine, ich kann meine eigenen Wunden versorgen. Erst kürzlich die, bei der ich dachte, ich spiele hier die Duschszene aus Psycho nach. In den Finger hatte ich mir geschnitten und dabei ein Gefäß getroffen. Das war nicht lustig, aber auch kein Drama.

Luz nun die böse Monsterkralle wegzuoperieren, das war für mich aber echt ein Drama. Und für Romy, glaube ich, auch. Allein Luz hat es einigermaßen gut überstanden. Gaba sei Dank.

Die Moral von der Geschichte, der Katze die Krallen zu schneiden

Katze Luzi nach dem Schneiden ihrer Krallen
zwei tapfere Mäuse: Romy und Luzi (kurz bevor mein toller Verband direkt abgefallen ist)

Nun haben wir uns vorgenommen, es auf gar keinen Fall noch einmal so weit kommen zu lassen. Wenn sich die Katze ihre Krallen nicht freiwillig schneiden lassen will, dann muss es eben immer wieder mal eine Gaba-Aktion geben. Auch wenn ich nicht den Eindruck habe, dass das Luz tatsächlich irgendwie glücklich macht.

Aber immerhin macht es eine Aktion wie das Krallenschneiden und dabei auf dem Arm Festgehaltenwerden etwas erträglicher für sie.

Und die Leckerli hinterher schmecken vielleicht sogar noch umso besser.

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