Luzi und ihre Verdauung. Lange war das für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Irgendwann glaubte ich zumindest, den Grund für ihr häufiges Erbrechen verstanden zu haben. Aber warum kann sie ihr großes Geschäft so schlecht verrichten? Dass meine Katze Verdauungsprobleme hat, war mir schon relativ bald klar. Wie viel Zeit, Energie und auch Geld mich das aber noch kosten würde, hätte ich beim ersten Mal, da sie sich umdrehte und ihren Mageninhalt auf meinen Teppich entleerte, nicht gedacht.
Katze Verdauungsprobleme: Häufiges Erbrechen
Häufiges Erbrechen ist ein Zeichen dafür, dass die Katze Verdauungsprobleme hat. Wobei Erbrechen nicht gleich Erbrechen ist. Ein bisschen Kotzen gehört einfach dazu. Wenn die Häufigkeit allerdings wie bei uns ein gewisses Maß übersteigt, wird es Zeit, sich dem Thema zu stellen.
Katze kotzt …
Wenn man »Katze kotzt« bei Google eingibt, bietet die Autovervollständigen Funktion folgende Möglichkeiten an:
- Blut
- Spucke
- Wasser
- Schaum
- gelb
- Galle
- ständig
- Würmer
- Haare
Blut hatte ich noch nicht. Würmer auch nicht. Ansonsten dürfte es keine Variante des kätzisch hochgewürgten Mageninhaltes geben, der mir noch nicht begegnet ist. Gelernt habe ich im Laufe der Zeit, dass nicht jedes Erbrechen gleichbedeutend dramatisch ist.
… Haare
Luzis erster Haarballen war so beeindruckend groß – ich habe mich direkt gefragt, wie in ihren Magen überhaupt noch was anderes passen konnte. Oder wie Futter die Passage in den Darm finden konnte. Dieser Riesenklops muss doch alles verstopft haben.
Viel später ist mir eine Haarwurst untergekommen, die habe ich allen Ernstes für ein Kackewürstchen gehalten. Erst die CSI-mäßige Betrachtung hat mich beruhigt. Nein, meine Katze kotzt nicht ihren Darminhalt aus und hat demnach keinen Darmverschluss. Puh, nochmal Glück gehabt.
Alles in allem gehört das Hochwürgen von Haaren aber zum guten Katzenton. Damit sind sie anderen Fellträgern auch überlegen. Denn gerade diese Haarballen können, wenn sie in den Darm gelangt sind, durchaus zum Verschluss ebendieses und damit zu einem lebensbedrohlichen Problem führen. Jeder Haarballen sollte also gefeiert werden – auch wenn der oft in Futterresten schwimmt.
Hilfreich ist dabei auf jeden Fall auch Katzengras, das Luzi super findet. Deshalb gibt es bei uns immer wieder mal eine Katzengrasparty. Die im Übrigen nicht immer wie ein guter Kindergeburtstag direkt mit der großen Kotzerei endet.
… Spucke, Wasser, Schaum
Kotzt die Katze hingegen Spucke, Wasser oder Schaum, ist das ein Zeichen für eine gereizte Magenschleimhaut. Gastritis, also die Entzündung der Magenschleimhaut, gibt es nicht nur beim Menschen. Das musste ich mir aber auch erst einmal ergoogeln beziehungsweise von unserer Tierärztin so bestätigen lassen.
Beim ersten Mal, da nur weißer Schaum kam, wusste ich damit noch nichts anzufangen. Später hatte ich die Info, dass die erste Reaktion auf dieses »gastritische Kotzen«, wie ich es nenne, ein Tag Fasten ist. Die Konsultation des Tierarztes kann – vor allem je nach Vorgeschichte – natürlich auch nicht schaden. So oder so sollte die Magenschleimhaut Ruhe bekommen. Und dies bestenfalls 24 Stunden lang. Aber das halte mal einer durch…
Wie wahrscheinlich die meisten Katzen hätte nämlich auch Luzi gerne nach ein paar Stündchen Ruhe wieder was zu futtern. Ich biete ihr dann immer ein spezielles Gastrofutter an, das sie nicht besonders mag. Also eigentlich findet sie es sogar sehr doof. Entsprechend hält sie sich da sehr zurück. Als es mal ganz schlimm war, hat sie davon drei Tage in Folge nur 50 Gramm pro Tag genommen. Zeit genug für ihren Magen, sich zu erholen.
… »raus wie rein«
Diese Form des kätzischen Erbrechens bietet Google so nicht an. Sie ist aber Luzis Spezialität: Kotzen raus wie rein, nenne ich es. Soll heißen: Wenn sie sich aufregt, zum Beispiel weil ungeliebte Handwerker in oder vor ihrem Revier hantieren, männlicher Besuch sonstiger Art auftaucht, sie sich übermäßig über meine Heimkehr freut, das gemeinsame Training zu spannend ist oder sie sich aus Gründen aufregt, die sich mir nicht erschließen, dreht sie sich direkt nach der Futteraufnahme um und entleert ihren Mageninhalt. Bevorzugt auf meine Teppiche. Auf Laminat wäre ja langweilig. Das ließe sich viel zu leicht reinigen.
So oder so: Häufiges Erbrechen bedeutet, dass die Katze Verdauungsprobleme hat. Also muss irgendwann auch mal ein Tierarzt seinen Blick darauf werfen. Und damit man dann nicht wie blöd dasteht und auf die Frage Wie häufig ist das denn? nur achselzuckend antworten kann Ja, oft halt, macht es viel Sinn, sich das Ganze zu notieren.
Zugegeben, ich habe den Luzi Kacke Kalender nicht wegen ihres häufigen Erbrechens angefangen. Aber da der nun schon mal existierte, notiere ich auch jedes einzelne Kotz-Event. Mit einem Vermerk, ob es nur Haare, raus wie rein oder eine Gastritis war. Deshalb kann ich genaue Auskünfte geben: 25x in den letzten 6 Monaten, 10x davon Haare. Das ist eine Hausnummer, mit der ein Tierarzt etwas anfangen kann.
Katze Verdauungsprobleme: Stuhlgang
Wenn es um Probleme beim großen Geschäft einer Katze geht, bedeutet das wohl meist Durchfall. Puh, kann ich da nur sagen, immerhin dieses Verdauungsproblem haben wir nicht.
Bei Luzi ist es die Verstopfung. Oder Obstipation, wie der Mediziner sagt. Es will halt nicht rauskommen, was drinnen steckt. Und bei Luz steckt im Zweifel viel drinnen, sie ist schließlich keine Kostverächterin.
Dass Luz nicht pünktlich zum Frühstück ihren Big Deal abschließen will, zeigte sich von Anfang an. Damals habe ich gesagt, sie braucht halt ein bisschen länger. Statt jeden Morgen ging sie damals alle 27 bis 30 Stunden. Immerhin, dachte ich, besser als gar nicht.
Dann allerdings begann die Phase mit gar nicht. Also bestenfalls jeden zweiten Tag. Ich habe aber auch schon erlebt, dass sie erst am vierten Tag ihr Geschäft gemacht hat. Da kann einem schon ganz schön mulmig zumute werden. Zwar hat mir unsere Tierärztin gesagt, dass es Katzen geben soll, die bis zu acht Tage ihr Klo nicht aufsuchen. Aber normal ist das bestimmt nicht!
Ausbleibender Stuhlgang ist also auf jeden Fall ein ernstes Zeichen dafür, dass diese Katze Verdauungsprobleme hat. Um da überhaupt in der Lage zu sein, vernünftige Auskünfte zu geben, habe ich den Luzi Kacke Kalender begonnen.
Der Luzi Kacke Kalender
Anfänglich fand der im Rahmen des illustren SMS-Austausches zwischen Romy und mir statt. Moin, zwei schöne Zigarren heute früh. Endlich! Texte dieser Art musste sich die Arme zum Frühstück durchlesen. Das konnte ich ihr nicht länger antun.
Also notiere ich die Vorgänge mittlerweile auf Papier. Und weil da nicht so viel Platz ist für lange poetische Beschreibungen, müssen Einträge wie vm, ok oder na, viel, mit Maunzen reichen. vm? Vormittags. na? Nachts. Mit Maunzen? Übel.
Wir reden hier nämlich von dieser Art Maunzen, das ich seit Luzis erster Nacht bei mir kenne. Kehlig, von großer Qual erzählend. Das ist mir damals durch und durch gegangen und lässt auch heute noch mein Blut gefrieren.
Wenn Luzi mehrfach zu ihrer Toilette läuft und dabei diese Töne von sich gibt. Wenn sie dann auch noch fehlscharrt, also scharrt, ohne dass sie ihr Geschäft gemacht hätte, ist Holland mal wieder in Not. Diese Szenen können sich über dreißig, vierzig Minuten erstrecken. Hat sie es dann doch irgendwann geschafft, lässt sie sich oft irgendwo auf den Boden fallen und liegt dort minutenlang wie erschlagen.
Das Schlimmste ist, dass man danebensteht und nichts tun kann. Oder fast nichts. Es gibt eine Option, zu der mir unsere Tierärztin geraten hat, die aber auch nur möglichst selten Anwendung finden sollte: Lactulose.
Lactulose als Mittel gegen Verstopfung
Lactulose stammt aus der Humanmedizin und wird aus Laktose gewonnen. Im Gegensatz zu Laktose kann Lactulose vom Menschen aber nicht verstoffwechselt werden. Lactulose bindet stattdessen Wasser an sich und macht so den Stuhl weich. Wie weich, hängt von der Dosierung ab, die bei einem so kleinen Tier wie einer Katze wohlüberlegt sein sollte. Andernfalls kommt es nämlich schnell zu Durchfall, den man ja auch nicht haben will.
Wenn es also mal wieder ganz bitter kommt, greife ich zur Lactulose. Die wiederum auch eine ganze Weile braucht, mehrere Stunden auf jeden Fall, bis die gewünschte Wirkung eintritt. Da kann man schon mal ungeduldig werden und doch das bisschen zu viel geben, das dann für Dünnpfiff sorgt. Bei Luzi jedenfalls sollten 2,5 Milliliter reichen.
Um keinen Gewöhnungseffekt zu erzielen, sollte Lactulose also nicht zur Gewohnheit werden. Im Notfall lässt es sich aber gut verabreichen. Zumindest wenn die Katze gerne isst. Und solange sie noch isst. Aber sollte sie keine Nahrung mehr zu sich nehmen wollen, würde ich eh sofort den Notarzt rufen.
Zylkene zur Entspannung
Unsere Tierärztin empfahl mir damals übrigens auch Zylkene. Hinter dem Namen steckt Kasein, ein Bestandteil von Milch, der bei Katzen und Hunden eine entspannende Wirkung erzielen soll. Bei Luz sollte es sich so positiv auf ihren Stuhlgang auswirken.
Tatsächlich habe ich ihr das über mehr als drei Monate gegeben. Dabei hatte ich durchaus den Eindruck, dass es positiv auf mein Angstkätzchen gewirkt hat. Ungefähr in dem Maße wie Feliway ihr bei ihren ersten vier Wochen im neuen Revier geholfen hat. Einfluss auf ihren Stuhlgang hatte Zylkene allerdings nicht.
Katze Verdauungsprobleme: Ernährung
Erst zum Schluss dieses Beitrags erwähne ich die Ernährung als mögliche Erklärung für Luzis Verdauungsprobleme. Tatsächlich stand die Frage hier natürlich ewig lange hoch im Kurs. Was haben Romy, deren Kater Joschi in der Tat mit Futtermittelunverträglichkeit zu kämpfen hat, und ich das schon diskutiert. Wie viele Futtermittel habe ich schon ausprobiert. Was haben wir, die wir selbst kein Fleisch essen, für unsere Katzen schon gekocht.
Hypoallergenes Futter hin, gebarft her: Wenn Luzi kotzen und nicht ihr Geschäft verrichten will, spielt Futter am Ende keine Rolle. Auch diese Erkenntnis gibt der Luzi Kacke Kalender her.
Katze Verdauungsprobleme: FORL
Verdauung beginnt im Mund. Oder im Maul, wenn es um die Katze geht. Das ist die größte Erkenntnis, die der Luzi Kacke Kalender bestätigt: Meine Katze mochte wegen ihrer Zahnschmerzen nicht ihr Geschäft verrichten.
Das sollten wir uns noch einmal auf der Zunge zergehen lassen:
Die FORL-Erkrankung ist der Grund, warum meine Katze solche Probleme mit ihrem Kotabsatz hatte.
Was haben wir auch das diskutiert. Das kann doch nicht sein! Doch kann es. Verdauung beginnt im Mund. Und mein Kalender belegt dies. In den letzten Wochen vor ihrer Zahn-OP hat Luzi nur noch alle drei Tage ihren Kot abgesetzt. Nach der Zahn-OP hat sie ihr Geschäft jeden Tag erledigt.
Von daher mein Tipp an alle: Kalender führen! Alles aufschreiben! Das hilft nicht nur dem Tierarzt. Vor allem verschafft es einem selbst einen wesentlich besseren Überblick, wenn es um die Verdauungsprobleme der geliebten Katze geht.
Solche Erkenntnisse kannste dir nicht ergoogeln.
Toller Beitrag. Bin ja schon auf viel gekommen, aber einfach mal Kalender zu führen… danke 😀! Ich probiere das mal aus.