CNI-Katze und Zahn-OP: Kater Cobi musste Zähne lassen

Nachdenklich sah er aus, der Cobi, nur wenige Tage vor seiner Zahn-OP. Für ihn, der eine CNI-Katze ist, ist so eine Zahn-OP sicherlich ein Grund zum Grübeln.

Denn CNI, das bedeutet Chronische Niereninsuffizienz. Aber weil die Erkrankung bei Katzen schon besteht, wenn die Nieren noch ihren Dienst leisten, heißt es mittlerweile eigentlich CNE, sprich: Chronische Nierenerkrankung. So oder so bedeutet eine Zahn-OP für eine an den Nieren erkrankte Katze immer ein erhöhtes Risiko. Auf der anderen Seite bedeuten schlechte Zähne aber auch mehr Gefahr für die Nieren.

Der Dritte in der Reihe

In Sachen Zahn-OPs haben wir hier ja schon so einiges erlebt. Luzi hat den Anfang gemacht. Schon bevor sie zu mir zog, musste sie zwei Zähne lassen. Dann kam ihre erste große Zahn-OP. Ein halbes Jahr später die zweite. Stellt sich nun die Frage, wie es um ihre verbliebenen zwei Backenzähne und die Handvoll Schneidezähne steht. Wenn Corona es wieder zulässt, werden wir auf jeden Fall zum Hausbesuch bitten.

Dann kam Kater Joschi. »Der junge Gott«, dessen Zähne wie Schrott sind, hatte auch schon zwei Termine. Hoffen wir auch für ihn, dass es dabei bleibt.

Und nun, als Dritter in der Reihe, war Kater Cobi dran. Auch bei ihm war es nicht der erste Eingriff in Sachen Zähne. Seine erste Zahn-OP allerdings war überschattet von seiner Diagnose als CNI-Katze.

Chronische Nierenerkrankung der Katze

Nun können wir hier in Luzis Revier gar nicht so richtig mitreden in Sachen Chronische Nierenerkrankung. Also zumindest gehe ich davon aus, dass Luzis Nieren noch ganz vernünftig arbeiten. Allzu sicher kann man sich da aber wohl nicht sein. Denn das Blöde bei dieser Erkrankung: Sie ist erst nachweisbar, wenn die Nieren bereits zu zwei Dritteln geschädigt sind.

Der entscheidende Punkt ist zudem: Sind die Nieren dann derart geschädigt, gibt es keine Heilung. Zwar haben Katzen ein Reservoir an Nierenzellen, das der Ausbesserung bei Schädigung dient. Ist aber das Reservoir irgendwann aufgebraucht, war es das.

Was bleibt, ist allem voran die Umstellung der Ernährung. Wobei das leichter klingt, als es sich im Alltag erweist. Nierenfutter zeichnet sich durch ein Minimum an Proteinen aus und hat einen möglichst geringen Phosphorgehalt. Abgesehen davon sorgt der vergleichsweise hohe Fettgehalt für viel Energie.

So weit, so gut. Dummerweise schmeckt das Zeug nur leider nicht. Weshalb viele Menschen von CNI-Katzen darum ringen, dass ihre Süßen überhaupt futtern.

CNI-Katze: blödes Futter + kein Appetit = Gewichtsverlust?

Diese Unlust zu futtern hat aber wohl nicht nur mit dem kulinarischen Angebot zu tun. Offenbar ist eines der Symptome der CNE, dass Katzen weniger Appetit haben. Weshalb es unter anderem sinnvoll ist, Futter in kleinen Portionen anzubieten.

Nun könnte man meinen, dass die Kombination aus blödem Futter bei nur mäßigem Appetit automatisch zu erheblichem Gewichtsverlust führt. Das mag auch bei vielen Artgenossen so sein. Nicht aber bei Cobi.

Cobi, so erzählte mir Romy jüngst, habe seit seinem letzten Tierarzt-Besuch 300 Gramm abgenommen. 300 Gramm, das klingt erst einmal ganz gut. Bei einer 5 Kilo Katze wie Luzi wären das immerhin 6 Prozent des Körpergewichtes.

Bei Cobi allerdings sind es nur etwas mehr als 4 Prozent. Denn Cobi bringt noch immer stattliche 6,8 Kilo auf die Waage.

Zu schnell sollte er aber wohl auch nicht an Gewicht verlieren. Zumal Gewichtsverlust auch ein Symptom der Erkrankung ist. Langsames Abnehmen scheint bei einem Curvy-Kater wie Cobi schon der richtige Weg zu sein.

CNI-Katze und die Zahn-OP

Noch so eine blöde Sache für nierenkranke Katzen ist der Umstand, dass schlechte Zähne auf die Nieren gehen können. Mit all der Plaque, die Katzen sich einfach nicht jeden Morgen und Abend wegputzen wollen, und dem daraus resultierenden Zahnstein können bakterielle Erreger über kleine Verletzungen der Mundschleimhaut potentiell bis hin zu den Nieren gelangen.

Was auch bei sonst gesunden Katzen (und Menschen, denn denen geht es in der Hinsicht ja nicht besser) zum Problem werden kann, ist für nierenkranke Katzen umso gefährlicher. Deren Nieren funktionieren ja nur noch zu einem Drittel und haben sowieso schon genug zu tun. Eine zusätzliche Belastung durch bakterielle Erreger können die sich also gar nicht leisten.

Nun begab es sich vor rund anderthalb Jahren, dass auch Cobi bei unserem Tierarzt vorstellig wurde. Zuvor hatte Joschi mit seiner Futtermittelallergie und seinen Zähnen alle Kapazitäten gefordert. Und wenn man dann denkt, jetzt ist einer dran, dem geht es eigentlich ganz gut, folgt das dicke Ende: »Horrorgebiss« hieß es damals. Und: ganz schlechte Nierenwerte.

Also brauchte es erst einmal diverse Termine, bei denen seine Nieren gespült wurden, bevor er überhaupt auf den OP-Tisch durfte. Dann aber, als seine Nierenwerte es schließlich zuließen, ging es ihm im Wesentlichen nur an den Zahnstein. Seine Zähne sind ihm jedenfalls weitgehend erhalten geblieben.

Ein Jahr später schon wieder Zahnstein

Kaum mehr als ein Jahr später stand es schon wieder nicht gut um Cobis Zahnbeläge. Da stellt sich doch die Frage, ob wir es hier mit einer Art Teufelskreis zu tun haben: Plaque/Zahnstein gefährdet die Nieren, Nieren sorgen für mehr Plaque/Zahnstein. Und Zahn-OP gefährdet die CNI-Katze.

Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass da tatsächlich was dran sein könnte: dass nämlich der durch die Nieren nicht ordentlich ausgeschiedene Harnstoff in der Mundhöhle zu Problemen führen kann. Irgendwas mit Ammoniak oder so. Ich bin keine Tierärztin, ich muss das nicht verstehen.

Jedenfalls musste Cobi nun wieder auf den OP-Tisch. Und weil es so viel angenehmer ist, sich über relativ unwesentliche Nebenschauplätze Gedanken zu machen, drehte sich diesmal zuvor alles um seine Eckzähne.

Pfoten weg vom Zähne-Eck

Die Eckzähne müssen bleiben!, sagte Romy. Bei Kater Cobi sieht man die auch bei geschlossenem Mäulchen.
Wegen seiner fulminanten Eckzähne nenne ich Cobi auch »Cobicula«. foto: Romy

Romys Sorge: Diesmal könnten die Eckzähne betroffen sein. Die sind bei Cobi nämlich nicht nur ausgesprochen stattlich. Sie machen ihn einzigartig!

Ich weiß noch, wie ich innerlich zusammengezuckt bin, als ich ihn damals kennen gelernt und dann auch gleich diese Monster von Dracula-Zähnen gesehen hatte. Ganz ehrlich: Auch wenn Cobi ein Seelchen von Kater ist, vor seinen Zähnen habe ich immer noch mehr als Respekt. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass wir hier in Luzis Revier gar keine Eckzähne mehr kennen.

Mitfühlend, wie ich bin, habe ich dann direkt vorgeschlagen, am Tag der Zahn-OP vor den Türen der Praxis eine Demo abzuhalten. Auf meinem Schild sollte stehen:

Die Eckzähne müssen bleiben!

Romy wollte das Ganze mit den Pfoten, die vom Zähne-Eck lassen sollen, ergänzen.

Zum Glück waren Sorge und Demo gar nicht nötig. Zwar hat Cobi diesmal drei Zähne verloren, davon war aber keiner ein Eckzahn. Seine Einzigartigkeit ist ihm also erhalten geblieben. Puh.

CNI-Katzen haben es schwer

Und zum Glück hat er auch diesmal die Narkose gut überstanden. Dennoch musste er an den beiden Folgetagen wieder zum Durchspülen der Nieren.

Außerdem erzählte mir Romy die Tage vor der OP noch von seinem häufigen Erbrechen sowie von dem Blutdruckmittel und der Lacutlose, die er mittlerweile regelmäßig bekommt.

Mit Lactulose haben wir hier ja auch schon so unsere Erfahrungen gemacht. Allzu oft gebe ich die Luz aber nicht. Eigentlich eher so selten wie möglich. Ich war also erst einmal überrascht, dass Cobi das Zeug nun regelmäßig bekommen soll. Seine Geschäfte neben dem Klo hätte ich jedenfalls ganz anders interpretiert.

Aber in der Tat gehören wohl auch das Erbrechen, der hohe Bluthochdruck und die Verstopfung (die in Cobis Fall zu Stuhlgängen fern des Klos führt) zu den Begleiterscheinungen der Chronischen Nierenerkrankung bei Katzen.

Merke: Bei einer Zahn-OP ist der therapeutische Aufwand für eine CNI-Katze bei Weitem höher als bei einer Katze ohne Nierenprobleme.

Merke überdies: CNI-Katzen haben es echt schwer. Ihre Menschen auch.

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