Kater mit Zahnproblemen: Joschi und seine FORL-OP

Einen auf kleines Joschi-Baby machen und sich unter der Bettdecke verstecken? Kann man machen. Nützt im Zweifel aber nix, wenn der Tierarzt ruft. Für den ersten ihrer beiden Kater mit massiven Zahnproblemen musste Romy nun mal wieder einen FORL-OP-Termin machen. Mit dem Ergebnis, dass Joschi nun gar keinen Backzahn, dafür aber auch keine Schmerzen mehr hat.

Blut wie ein junger Gott, aber Zähne wie Schrott

Auch wenn Joschi auf Fotos manchmal aussieht, als wäre er noch ein ganz kleines Katerchen, ist er doch kein ganz junger Hüpfer mehr. Dennoch fühlte sich seine Tierärztin (die auch unsere ist) nach seinem letzten Checkup dazu hingerissen, seine Blutwerte als die eines »jungen Gottes« zu bezeichnen.

Junger Gott? Das hören nicht nur Romy und ihr Lebensgefährte gerne. Fast möchte ich wetten, dass auch Joschi von seinem neuen Namen begeistert ist. Deutlich weniger begeistert waren hingegen alle Beteiligten, als unsere Tierärztin von seinen Zähnen sprach.

Dass Joschi ein Kater mit massiven Zahnproblemen ist, ist eigentlich schon lange bekannt. Bereits zu Zeiten, da er noch Patient in einer anderen Praxis war, hieß es immer wieder: Um die Zähne müsse man sich mal kümmern. Geschehen ist da allerdings nichts.

Erst als Luzi ihre FORL-Diagnose bekam und dann auch behandelt wurde, wechselte Romy den Tierarzt. Und weiß seitdem auch erst um das wahre Ausmaß der Beißer-Katastrophe in Joschis Mäulchen.

Kater mit massiven Zahnproblemen – aber keine Hinweise

Nun lebt Joschi ja nicht alleine in seiner Welt. In Cobi hat er einen Katerkumpel, der genauso schlimme Zähne hat. Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, lassen sich beide Kater von ihren massiven Zahnproblemen gar nichts anmerken.

Was liest man nicht alles, sofern man denn überhaupt schon von FORL und seinen nicht weniger üblen Verwandten wie der Chronischen Zahnfleisch- oder der Chronischen Schleimhautentzündung gehört hat. Vor allem erfährt man erst einmal, dass jede zweite Katze über fünf Jahre Probleme mit den Zähnen hat. Dabei hat das Ganze nur wenig mit dem Alter zu tun, denn: Bei unter Fünfjährigen ist es jede dritte Katze.

Doch wie erfährt man, ob die eigene Katze zu der unglücklichen Hälfte, dem unglücklichen Drittel gehört? Da findet sich schnell die relativ lange Liste von Hinweisen auf Zahnerkrankung einer Katze. Aber was zum Henker soll man als Mensch einer Katze machen, wenn die nichts von diesen Hinweisen zeigt?

… auffälliges (Fress-)Verhalten

Weder Luzi, noch Joschi oder Cobi haben uns mit besonderem Fress- oder sonstig auffälligem Verhalten auf die Idee kommen lassen, ihre Zähne könnten Schrott sein.

Einseitiges Kauen? Sabbern, also auffälliger Speichelfluss? Berührungsempfindlichkeit am Mäulchen? Keine Lust mehr auf Schmusen? Weniger Putzen? Nix da!

Auch das Futtertempo liefert keine Erkenntnisse. Joschi war schon immer ein wahrer Schlinger, anders kennt man ihn gar nicht. Während Luzi seit jeher eine Genießerin ist, die sogar ihr geliebtes Hühnchen schon immer in kleinen Portionen zu sich genommen hat. Selbst heute, da sie ihr Futter tatsächlich nur noch in kleinen Portionen bekommt, hebt sie sich gerne noch was für später auf.

Und Cobi? Der mag sein Nierenfutter so wenig, dass er sich dazu nur noch mit »Topping« überreden lässt. »Topping?« frage ich verwundert. Erklärt Romy lachend: »Naja, ein bisschen TroFu obendrauf.«

Trockenfutter geht bei den dreien nämlich immer. Zu jeder Zeit. Völlig egal, wie schlimm es um die Zähne steht.

Trockenfutter ist auch der Grund, warum Joschi in letzter Zeit wieder zugenommen hat. Denn wenn der Cobi-Kumpel sein Bäh-Futter mit Topping erhält, bekommt Joschi auch immer etwas Trockenfutter. Könnte ja sonst passieren, dass der Katersegen schiefhängt. Meint Romy und erhält dafür von mir eines Tages die Ehrenmedaille für das Aufpäppeln eigentlich normalgewichtiger Katzen.

Romy mit ihrem liebsten Topping: die Kater Joschi und Cobi auf ihrem Schoß. foto: Romy
Romy mit ihrem liebsten Topping: Joschi und Cobi. foto: Romy

… gerötetes Zahnfleisch und Mundgeruch

Okay, das mit der starken Rötung des Zahnfleisches hätten wir sehen können. Wenn wir frühzeitig trainiert hätten, dass unsere Süßen für uns ihr Mäulchen öffnen und uns mal reinschauen lassen. Vielleicht wären uns dann auch die Beläge aufgefallen. So aber hatten wir beide, Romy und ich, keine Ahnung von den Entzündungen des Zahnfleisches unserer Mäuse.

Von Joschi weiß ich, dass er beizeiten einen »fischigen« Mundgeruch haben soll. Bei Luz ist mir dergleichen nie aufgefallen. Als Vegetarierinnen wundert uns da aber nichts. Das Futter an sich duftet ja auch nicht gerade nach Rosen.

… häufiges Erbrechen und ausbleibender Stuhlgang

Während Joschi also bis auf den fischigen Mundgeruch keinerlei Anzeichen für seine Zahnprobleme gezeigt hat, musste ich bei Luz viel dazulernen. Was habe ich mir einen Kopf gemacht über ihr häufiges Erbrechen und ihren immer wieder ausbleibenden Stuhlgang. Um dann irgendwann zu erfahren, dass auch das Symptome für Zahnschmerzen sein können – und in ihrem Fall auch waren!

Kein Wunder also, dass ich immer, wenn Luzi mal einen Tag nicht aufs Klo geht, sofort an ihre Zähne denke. Immerhin hat sie ja noch zwei Backen- und alle ihre Schneidezähne…

Joschis FORL-OP in Corona-Zeiten

Bis vor Kurzem hat sich Joschi ja noch einigermaßen verträglich gezeigt, wenn es zum Tierarzt ging. Zwar kann er die Transportbox – natürlich! – auch nicht leiden. Wenn die auch nur am Horizont erscheint, löst er sich zusammen mit Cobi einfach mal in Luft auf. Aber in der Praxis ging es bislang immer noch ganz gut.

Nun in Corona-Zeiten sieht das alles aber ganz anders aus. Keine Mama und kein Papa, denen er auf den Arm springen könnte, falls es der böse Tierarzt zu doll treibt. Denn Mama und Papa müssen leider draußen bleiben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Am Fenster erfolgt die Übergabe des Patienten in seiner Box. Und nach der Untersuchung oder Behandlung trifft man sich draußen auf dem Parkplatz zur Besprechung. Das Pfötchen zu halten während des Termins ist also aktuell gar nicht möglich.

Für Romy und die Katers sind diese Maßnahmen zum Schutze aller Beteiligten nun fast schon normal. Ich aber mag mich gar nicht damit anfreunden. Stattdessen hoffe ich auf baldige Impfung und werde baldmöglich mal wieder zum Hausbesuch einladen.

Bei solchen Parkplatz-Besprechungen jedenfalls haben Romy und ihr Freund vor einigen Wochen erfahren, dass gleich beide Kater wieder mit Zahnproblemen zu kämpfen haben. Und dass Joschi, wenn er zu seinem OP-Termin kommt, doch besser vorher eine Gabe Gaba bekommen sollte.

Gaba? Das ist die liebevolle Abkürzung für Gabapentin. Dieses Medikament, das Katzen eine rosarote Brille aufsetzt und so selbst eine Angstkatze wie Luzi behandelbar macht.

Sehr langsam, sehr friedlich und auch sehr still sei Joschi unter der Droge gewesen. Das kann ich bei Luzi so nicht bestätigen. Wenn sie die Transportbox sieht, hilft auch keine rosarote Brille. Im Zweifel geht sie dann noch immer die Wände hoch. In der Praxis aber zeigt sie sich dann genauso friedfertig und still.

Weitgehend zahnloser Kater

Seit dieser OP ist Joschi nun also ein weitgehend zahnloser Kater. Geblieben sind ihm immerhin noch seine Schneide- und – im Gegensatz zu Luzi – auch seine Reißzähne. Seine Backenzähne aber sind nun alle weg. Wobei sie das vorher wohl schon nahezu waren. Zumindest von deren Wurzeln konnte offenbar kaum mehr die Rede sein. Die hatten sich im Zuge des FORL-Prozesses bereits fast vollständig aufgelöst.

Nun hat Luz schon unter Beweis gestellt, dass es sich ohne Zähne hervorragend leben lässt. Sicherlich würde es ihr ohne Reißzähne schwerer fallen, Beute zu machen. Aber Luzis Beute besteht bestenfalls aus einem Ministück Gruyère oder ein wenig Hühnchen, das sie sich erbettelt. Das lässt sich auch ohne Reiß- und mit nur zwei Backenzähnen genauso gut verspachteln wie ihr normales Nass- und auch das geliebte Trockenfutter. Vom Speck ist Luzi jedenfalls nicht gefallen. Das funktioniert bei uns auch ohne Topping sehr gut.

Kosten der FORL-Behandlung

Was sich mit dieser Zahn-OP jedenfalls auch zum Gutteil aufgelöst hat, sind Romys Rücklagen. Die allerdings auch noch für Cobi herhalten müssen. Und eigentlich mal für sowas wie Urlaub gedacht waren.

Mir ging es da mit Luzis beiden großen Eingriffen auch nicht besser. Nun kamen bei uns auch noch weitere Aspekte hinzu. Wenn ich jetzt mal nur die Kosten zusammenrechne, die in direktem Zusammenhang mit ihren Zähnen stehen, sind wir bei ungefähr 1.000 Euro.

Nun könnte man fragen: Warum habt ihr Deppen denn keine Katzenversicherung? Nun ja, das hat vielleicht etwas damit zu tun, dass wir Deppen uns Katzen angelacht haben, die nicht mehr ganz so jung sind. Mit unseren Süßen würde uns nur noch ein Anbieter überhaupt als Kunden akzeptieren. Der ist dann nicht nur ziemlich teuer. Wahrscheinlich würde der die Zahnbehandlung noch nicht mal bezahlen, weil ja schon längst bekannt ist, dass es hier um Kater und Katze mit Zahnproblemen geht.

So viel ist klar: Würde zu Romy oder zu mir irgendwann doch mal ein sehr junges Kätzchen ziehen, wir würden es von Anfang an für die großartige Erfindung des Zähneputzens begeistern. Das kann zwar FORL nicht verhindern, sorgt aber für Sauberkeit im Mäulchen und reduziert vielleicht die Plaque-Bildung.

So beißen wir nun die Zähne zusammen, die uns noch geblieben sind, und sparen für den nächsten Termin. Und überhaupt: Wer braucht schon Urlaub, wenn es solch liebreizende Mitbewohner/innen gibt?!

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