Luzeillaise

Oh Luzi, mein klein Süßilein,
oh meine Luzi, kleine Maus.
Bist mein Hübschi, bist das Schlümpfelein,
bist das Luzi, bist der kleine Bär.
Oh mein Bär, oh mein Bär, oh mein Bär!

[ … Auslassung bis zum Refrain… ]

Oh ja! Du bist mein Luz!
Oh ja! Das kleine Luz!
Luz, oh Luz, Luzi oh Luz!
Das beste, schönste kleine Luz!

frei nach: Marseillaise, Französische Nationalhymne seit 1795, von Claude Joseph Rouget de Lisle (1792)

Hätte mir früher mal einer gesagt, ich würde in der Öffentlichkeit singen – ich hätte es nicht geglaubt. Aber mittlerweile sind alle Schranken der Scham gefallen. Für das Luz mache ich mich glatt zum Horst und singe neuerdings in Taxis, auf der Straße oder im Behandlungszimmer vom Tierarzt. Denn das Singen an sich und vor allem der französischen Nationalhymne wirkt Wunder bei der Luzi.

Warum die französische Nationalhymne?

Wie es zur französischen Nationalhymne kam, kann ich gar nicht mehr so genau sagen. Nicht, dass ich besonders frankophil wäre. Trotz der fünf Jahre Unterricht in der Schule kann ich noch nicht mal Französisch. Oder sagen wir besser: Ich könnte in Frankreich vielleicht nach dem Weg fragen. Allein verstehe ich dann die Antwort nicht.

Deshalb hatte ich bislang keine Ahnung, worum es in der Hymne eigentlich geht. Es war mir auch egal. Wenn man sich aber den Text mal übersetzen lässt, kommt eine ziemlich blutige Angelegenheit zu tage. Von Tyrannei, brüllenden wilden Soldaten, dem Durchtrennen von Kehlen und dem Aufruf, zu den Waffen zu greifen, ist da die Rede. Das will die Luzi sicher nicht hören.

Ich aber habe ohnehin nur Teile der Melodie im Kopf. Und das kommt wahrscheinlich von Sportevents wie dem internationalen Handball. Da stand Frankreich sowohl letztes Jahr bei der Weltmeisterschaft als auch dieses Jahr bei der Europameisterschaft gegen Dänemark im Finale. Und weil wir beides gesehen haben (ich mit Begeisterung, Luzi nur gezwungenermaßen und mit maximalem Desinteresse), stammt die Luzeillaise wohl daher.

Wenngleich es mir also eigentlich viel näher wäre, die britische Nationalhymne zu singen –

God save our Luzi Queen,
God save our Luz!

Die britische Nationalhymne im Luzigewand

– spielen die Briten aber leider keinen Handball. Die deutsche Hymne inspiriert mich nicht. Und die Melodie der dänischen kann ich mir nicht merken. Also ist es die französische Nationalhymne geworden. Das mögen alle stolzen Französinnen und Franzosen als Kompliment verstehen.

Wie Luzi auf Singen reagiert

Nicht umsonst singen Mütter für ihre kleinen Kinder. Denn Singen beruhigt Babys. Vor allem das Singen bereits bekannter Melodien scheint bei kleinen Kindern besonders gut anzukommen. Das belegt zumindest eine kanadische Studie.

Was Babys hilft, kann Katzen nicht schaden. Das dachte ich mir zu Beginn unserer Freundschaft und fing damit an, Songs für Luzi umzutexten und sie ihr vorzusingen. Zum Teil in entspannter Situation, aber auch, wenn es für sie stressig wurde. Also zum Beispiel an Silvester. Und ich weiß noch, wie ich sie damit an unserem ersten gemeinsamen Jahreswechsel ein wenig von ihrer Angst und Panik ablenken konnte.

Zuletzt hatten wir nun mehrere Arzttermine. Und zu allen musste die Luzi in ihre Box. Dabei konnte ich ihr noch nicht mal vor allen Terminen Gabapentin geben. Neben mir im Taxi oder später im Wartezimmer saß also in ihrer Box eine sehr verstörte Luzi, die vor lauter Angst dann auch noch anfing zu hecheln.

Was bleibt dann noch, als einfach zu singen? Vor allem, wenn das Singen den gewünschten Effekt hat und Luzi so ablenkt, dass sie ihre Angst vergisst!

Eine Szene für die Ewigkeit, als wir kurz vor Weihnachten zu dritt im Katzen-Wartezimmer (!) der Tierklinik saßen. Bei der Luzeillaise fühlte Romy sich noch nicht berufen, mitzusingen. Aber dann stimmte sie »All you need is Luz« an und ich sang natürlich sofort mit. Da kam Luzi aus dem Staunen kaum mehr heraus und vergaß glatt ihre Angst.

Singen beim Tierarzt hilft

Auch im Behandlungszimmer hilft Singen ganz ungemein. Diese Erfahrung durfte ich Anfang des Jahres machen. Schon auf dem Weg zur Praxis, hier nun zu Fuß, konnte ich Luzi damit beruhigen. An der stark befahrenen Straße auf Grün wartend – für die Luz in ihrer Box Stress pur. Aber ein wenig Luzeillaise, und schon war sie wieder ganz bei mir und hört auf zu hecheln.

Im Behandlungszimmer hatte ich dann kurzfristig fast vergessen, dass Luzi sich Tierärzten gegenüber durchaus wehrhaft zeigen kann. Auch wenn da nicht mehr viel ist (Zähne, Krallen), womit sie Schaden anrichten könnte. Für den Moment blieb es bei einer beeindruckenden Mischung aus Knurren, Fauchen und Schreien, die Arzt und Helferin kurz zucken ließ.

Ich wusste also, was zu tun war, und kündigte es an: »Da hilft nur noch Singen«, sagte ich. Und bekam ein irritiertes »Das kann ich nicht…« von der Helferin zur Antwort. »Ich auch nicht«, sagte ich und stimmte beherzt die Luzeillaise an.

Was soll ich sagen. Es hat geholfen. Und ganz sicher hat es uns einen Eintrag in die Annalen der Praxis eingebracht… 😀

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