Katze mit Arthrose: Luzi und die Grünlippmuschel

Nun ist es also amtlich: Luz ist eine Katze mit Arthrose. Allzu sehr verwundert das nicht. Angeblich leiden neun von zehn Katzen, die älter als zwölf Jahre sind, an dieser Erkrankung der Gelenke. Die leider auch bei Katzen nicht heilbar ist. Also bekommt Luz nur das übliche Schmerzmittel und zudem das übliche Grünlippmuschel-Ergänzungsfuttermittel. Und weil diese Muschel aus Neuseeland stammt, stelle ich sie mir entsprechend vor.

Niederschmetternder Hausbesuch

Wir hatten also endlich mal wieder Besuch aus unserer Tierarztpraxis. Und was soll ich sagen: Luzi was not amused. Gabapentin zum Trotz mochte sie die Welt nicht rosarot sehen, vielmehr hatte sie so gar keine Lust auf diese Begegnung.

Warum Gaba mal mehr und mal weniger gut wirkt? Ich habe keine Ahnung. Durch den Tag in der Tierklinik hat uns dieses Medikament wunderbar gebracht. Aber nun, da ja noch nicht mal die Transportbox eine Rolle spielen musste, schien sich die volle Wirkung nicht einstellen zu wollen.

Untersucht wurde sie trotzdem. Und da waren die Ergebnisse noch blöder als befürchtet:

  • Die Blutwerte sind doch nicht so gut, wie gedacht. So sind einige Werte zwar noch im grünen Bereich, hier aber eben doch grenzwertig. »Das müssen wir im Blick behalten«, hieß es.
  • Die letzten verbliebenen Backenzähnen beißen nicht richtig aufeinander. Es gibt Druckstellen. Plaque natürlich auch. Wie auch nicht, mag man sich da fragen. Schließlich konnte ich Luz noch immer nicht vom Zähneputzen überzeugen.
  • Und bei der Untersuchung ihres Rückens gab es eine ganz deutliche Schmerzreaktion im Bereich der Hüfte. Auch ohne bildgebendes Verfahren also der deutliche Hinweis, dass meine Katze Arthrose hat.

Katze mit Arthrose: Prognose

Es spielt keine Rolle, ob nun die Katze, der Hund oder der Mensch betroffen ist: Arthrose ist eine denkbar blöde Diagnose. Es gibt nämlich keine Chance auf Heilung. Besserung vielleicht, aber eben keine Heilung.

Arthrose (oder auch: Osteoarthrose) ist ein:

»Krankheitsprozess, der durch Degeneration des Gelenkknorpels, Knochenzubildungen an den Gelenkkapselrändern sowie Veränderungen der Synovialmembran charakterisiert ist«

(Acker, A. und Tacker, S.: Die feline Osteoarthrose, 2011)

Das heißt, dass der Gelenkknorpel, der die beiden Gelenkknochen wie ein Stoßdämpfer schützt, von Verschleiß betroffen ist. Dieser Stoßdämpfer besteht zu weiten Teilen aus Wasser und enthält keine Blutgefäße. Versorgt wird der Knorpel durch die sogenannte Synovia, eine zähe Flüssigkeit, die wie Schmiere wirkt. Umhüllt ist diese von der Synovialmembran, die bei Arthrose ebenfalls von dem Verschleiß betroffen ist. 

Im Zuge des Erkrankung werden Knorpel und Gelenkschmiere immer dünner. Zudem produziert der Körper knöcherne Zubildungen, die auch nicht hilfreich sind. Kommen die beiden Gelenkflächen nun direkt in Kontakt, kann dies extrem schmerzhaft sein.

Wohlbemerkt: Es kann extrem schmerzhaft sein. Es muss nicht zwangsläufig so sein. Es soll Menschen geben, die haben Arthrose, wissen es aber gar nicht. Andere haben ständig Schmerzen, aber keine Arthrose. Und dann gibt es offenbar auch die Variante, bei der es Phasen mit Schmerzattacken und solche ohne Schmerzen gibt.

Die Prognose ist jedenfalls äußerst ungünstig, denn der geschädigte Knorpel kann nicht einfach ausgetauscht werden. Und eine Wiederherstellung durch Medikamente gibt es auch nicht. Einzig gibt es Ernährungsergänzungsmittel wie die Grünlippmuschel. Dazu gleich mehr.

Katze mit Arthrose: Schmerztherapie

Wie bei uns Menschen steht auch bei Katzen mit Arthrose die Schmerztherapie im Vordergrund. Denn mit Schmerzen bewegt es sich schlecht. In der Bewegung liegt aber die eigentliche Hoffnung auf Besserung.

Luzi bekommt nun also seit vier Wochen Meloxicam, den Klassiker unter den Schmerzmitteln für Katzen. Dabei hatte ich erst kürzlich festgestellt, dass dieses Medikament vorrangig ein Antirheumatikum ist. Bislang dachte ich, es sei vor allem zur Linderung der Schmerzen nach Zahn-OPs da.

Eine echte Alternative zu Meloxicam gibt es nicht – es sei denn, man sieht in Cortison die Lösung. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass Luz es lebenslang verträgt. Deswegen (und weil dies der tierärztliche Rat war) habe ich bereits damit begonnen, die Dosis zu reduzieren. Ob die Menge ausreicht, ist allerdings echt schwer zu sagen. Katzen sind halt die Meisterinnen der Schmerz-Maskierung.

Katze mit Arthrose: Grünlippmuschel, Glucosamin, Chondroitin

Und hier ist sie nun endlich, die sagenumwobene Grünlippmuschel. Bereits vor unserem Termin hatte ich schon so einiges über diesen neuseeländische Exportschlager gelesen.

Grünlippmuschel gibt es natürlich nicht nur für Katzen. Oder Hunde. Auch für dieses Muschelmehl gilt, dass es erst einmal Menschen als Nahrungsergänzungsmittel dienen soll. Doch gilt dessen Wirkung als nicht wissenschaftlich gesichert. Wenngleich es Studien gibt, wurden die bislang nicht anerkannt.

So hat die Verbraucherzentrale erst jüngst darauf hingewiesen, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit für die Grünlippmuschel-Extrakte keinen Beleg für deren Wirkung erkennen kann. Konkret sagt die Verbraucherzentrale über Grünlippmuschel-Extrakte:

Die Werbung verspricht mehr, als sie halten kann. Vorliegende Studien zu Grünlippmuschelprodukten überzeugen nicht.

Verbraucherzentrale, 26.06.2021

Anders könnte es sein, wenn man diese Muscheln in rauen Mengen zu sich nimmt. Doch leider gelten sie als Delikatesse. Das werden wir uns also nicht leisten können, die Luz und ich.

Nun beinhalten die Grünlippmuschelprodukte auch noch Glucosamin und Chondroitin. Auch diese beiden Stoffe sollen zur Besserung des Arthrose-Geschehens beitragen. Denn Glucosamin ist Bestandteil des Bindegewebes, des Knorpels und der Gelenkflüssigkeit und Chondroitin ein Bestandteil des Knorpels, der Knochen und des Bindegewebes.

Aber auch Glucosamin und Chondroitin kann die Verbraucherzentrale nicht viel abgewinnen. Nicht ganz so pessimistisch sieht es die Krankenkassenzentrale. Die weist darauf hin, dass pures Glucosamin dem des in den Grünlippmuscheln enthaltenen vorzuziehen sei. Denn das pure wird aus Krebstieren gewonnen. Und die laufen weniger Gefahr, durch Schadstoffe angereichert zu sein.

Und wie findet Luz das alles?

Luz findet ihr Ergänzungsfuttermittel so na ja. Als riesige Kautabletten bekamen wir es dargereicht. Die kann ich ihr so natürlich nicht geben. Also muss mein Stößel herhalten, mit dem ich normalerweise Pfefferminze für leckere Getränke zerkleinere.

Untergemengt ging das Pulver morgens bei Luz noch relativ gut. Nun aber, da ich es ihr nur noch abends geben soll, muss das Futter an sich schon ein gutes sein. Ansonsten hat die grüne Muschel mit ihren zusätzlichen Extrakten bei der Luz gar keine Chance.

Ob es hilft? Im Moment würde ich sagen: Nö. Im Gegenteil habe ich das dumme Gefühl, dass sich die Schmerzen seit der verringerten Meloxicam-Dosis wieder melden. So ganz sicher kann ich das aber nicht sagen, ist nur so ein Bauchgefühl.

Nun ist Arthrose aber kein Sprint, sondern ein verdammter Marathon. Die Kautabletten werde ich auf jeden Fall noch zerstampfen, bis die Dose leer ist. Und die Schmerzmittgabe auch wieder heraufsetzen, wenn nötig.

Katze mit Arthrose: Bewegung

Aber wir haben ja noch einen Trumpf in der Hinterhand. Weil Bewegung ja nun als der wichtigste Faktor bei Arthrose gilt – sowohl für Mensch, als auch für Katze -, habe ich Kontakt zu einer Tierphysiotherapeutin aufgenommen.

Zwar habe ich so meine Zweifel, dass Luz die Physio auch nur ansatzweise an sich heranlässt. Aber immerhin kann sie mich ja schulen, mit Luz die passenden Übungen zu machen. Wenngleich Luz und ich in der Hinsicht ja schon seit über einem halben Jahr aktiv sind, bin ich nicht sicher, ob ich mit ihrem Bewegungstraining alles richtig mache.

Wir sind gespannt – und werden berichten.

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