Bewegungsmangel der Katze: Training hilft gegen Arthrose

Wie lange ist es her, dass ich Luzi auf etwas hüpfen sah. Auf den Küchentisch zum Beispiel. Das Fensterbrett. Oder einen Hocker. Vor lauter Bewegungsmangel war meine Katze eingerostet. Hatte Arthrose entwickelt. War nicht mehr in der Lage, lebensfreudig ihr Revier zu erkunden. Und nun das: Luzi zeigt wieder mehr Bewegungsfreude! Plötzlich finde ich sie an Orten, wo ich sie gar nicht mehr vermuten würde!

Luzi hüpft wieder …

… vor den Spiegel

Maunzen aus dem Schlafzimmer. Oh, meine Herrin ruft mich, denke ich. In der Tür stehend, schaue ich mich um und sehe – nichts. Keine Luzi. So etwas Ähnliches hatten wir hier schon mal. Da hatte Luz mich zwar nicht gerufen, dennoch Verstecken mit mir gespielt.

Wieder ein Maunzen. Hä?, frage ich mich. Wo ist sie? Kein vermeintlich schwarzes Fellkissen auf dem Bett. Kein Luzi rechts oder links davon. Dabei kam das Maunzen doch von links, oder?

Noch ein Maunzen. Definitiv von links des Bettes. Nur ganz definitiv liegt sie dort nicht auf dem Boden. Was nebenbei bemerkt ihr neuester Lieblingsplatz ist: auf dem Boden links vom Bett. Also das Links, wenn man so wie ich gerade in der Tür steht.

Erst beim vierten Maunzen entdecke ich sie. Weil da plötzlich eine Bewegung ist. Und die nicht auf dem Boden. Vielmehr lugen ihre schönen Augen plötzlich hinter dem Schrank hervor. Auf Höhe des Hockers mit dem Spiegel, der dort steht.

Oh mein Gott, denke ich, da ist sie ja seit Ewigkeiten nicht mehr draufgehüpft!

Nachtrag

Nur ein kleiner Hüpfer für die Welt, aber ein Riesensprung für die Luz: Arthrosekatze Luzi springt von Hocker auf Bett. animated gif.
Hü-hüpf!

Am Tag der Veröffentlichung dieses Textes maunzt es wieder aus dem Schlafzimmer. Mittlerweile habe ich mich fast schon wieder daran gewöhnt, denn Luzi hat sich seither fast jeden Tag einmal vor den Spiegel gesetzt.

Also hatte ich diesmal tatsächlich die Kamera griffbereit. Und als hätte sie nur darauf gewartet, legt Luzi ihren ersten echten Sprung seit mehr als anderthalb Jahren hin.

Okay, es ist nur ein kleiner Hüpfer.

Aber für eine Katze, die vor drei Monaten noch vor Schmerz gefaucht und geknurrt hat, ist es ein Riesensprung!

… auf das Fensterbrett

Ähnliches nur wenige Tage zuvor. Nach ungefähr zwei Stunden, die Luzi mich in aller Herrgottsfrühe zu wecken versucht hatte, hatte sie es drangegeben. Danke, dachte ich und wollte eigentlich gerade wieder einschlafen, da hörte ich ein Geräusch. Einen Sound, den ich schon sehr lange nicht mehr gehört hatte. Eine Art Wupp!

Wupp!, fragte sich mein wegen der frühen Morgenstunde noch reich benebeltes Hirn, das ist doch… Wie eine Feuerwehrfrau sprang ich aus dem Bett und fand Luzi – wie vermutet – auf dem Hocker vor dem Fenster stehen.

Es ist nämlich der Hocker, der diesen Sound von sich gibt, wenn Luzi auf ihn hüpft. Um dann mit den Füßen auf dem Hocker und den Vorderpfoten auf dem Fensterbrett zu stehen und sich dort an der Pflanze zu bedienen. Allein konnte ich diesen Anblick (und das dazugehörende Geräusch) seit mehr als anderthalb Jahren nicht mehr genießen.

Weshalb es davon auch kein aktuelles Foto gibt. Die Feuerwehrfrau war nicht so schnell mit der Kamera. Das Foto oben stammt also noch aus den guten alten Zeiten.

… fast auf die Arbeitsplatte

Nun ist dieses Stehen auf dem Hocker vor dem Fenster nahezu die perfekte Steh-Übung. Wie aus dem Lehrbuch für Tierphysiotherapie. Und das ganz ohne Leckerli!

Wie toll Luzi mittlerweile schon wieder stehen kann, hatte sie mir kurz zuvor bereits bewiesen. In der Küche, als ich für sie Futter zubereitete. Was auch immer sie dachte, ich da für sie kredenzen würde – sie verhielt sich so wie früher, wenn ich für sie Hühnchen gekocht hatte. Dass es nun aber nur um profanes Nassfutter ging, spielt erst einmal keine Rolle.

Eine Rolle hingegen spielt, dass sich Luz auf ihre Füße gestellt und so lang gemacht hatte, dass sie mit ihren Pfoten fast bis zur Arbeitsplatte hoch reichte. Und die befindet sich immerhin in einer Höhe von 90 Zentimetern. Da muss sich eine kurzbeinige Katze wie die Luz schon ganz schön strecken.

Und das ist super. Wieder eine nahezu perfekte physiotherapeutische Übung. Ganz ohne Leckerli. Es gab halt wirklich nur das Nassfutter.

Bewegungsmangel der Katze führt zu Arthrose führt zu Bewegungsmangel

Nun ist es wahrscheinlich eine gewagte These zu behaupten, dass der Bewegungsmangel allein für die Arthrose der Katze verantwortlich ist. Aber selbst wenn er nicht ursächlich wirkt, so trägt der Mangel an Bewegung ganz sicher zur Entstehung der Arthrose bei.

Und dann befindet man sich auch schon ganz schnell in einem Teufelskreis. Tut es erst einmal ordentlich weh, mögen auch wir Menschen uns kaum noch bewegen. Und da geht es der Katze nicht anderes als so manchem Menschen: Bewegungsmangel führt zu Arthrose führt zu Bewegungsmangel.

Diesen Kreis einmal zu durchbrechen, ist vielleicht nicht immer so einfach, aber sicherlich machbar. Der wesentliche Punkt ist: Die Katze wird den Teufelskreis nicht von selbst durchbrechen. Dafür braucht es schon ihren Menschen, der mit ihr zusammen für mehr Bewegung sorgt.

Hat man es dann gemeinsam geschafft, die Bewegungseinheiten zu ritualisieren, wird die geneigte Katze das dann auch einfordern. So wie gerade eben geschehen: Luzi hat darauf bestanden, dass ich eine Pause einlege und wir eine Cavaletti-Einheit einlegen.

Ihr tägliches Pfotenheben, das fordert die Luz aktiv ein. Und das werde ich dann auch nicht boykottieren, bloß weil ich gerade im Flow bin.

Jedenfalls bin ich mir jetzt weitgehend sicher, dass ich dank der Anleitung von der Tierphysio doch alles richtig mache. Und dass wir auf jeden Fall auch weiterhin täglich trainieren werden. Unter dem Motto:

Wider den Bewegungsmangel der Katze!

Und das mit ganz viel tierischem Ernst.

Schreibe einen Kommentar

Die im Rahmen der Kommentare angegebenen Daten werden von uns dauerhaft gespeichert. Cookies speichern wir nicht. Für weitere Informationen siehe bitte unsere Datenschutzerklärung.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert