Spaziergang mit Katze? Katze an der Leine? So manche/r mag jetzt denken: Schaff dir doch einen Hund an! Andere würden am liebsten sofort den Tierschutz alarmieren. Und wieder andere sehen darin eine gute Möglichkeit, mit ihrer Katze zusammen die Welt zu erfahren und so die Beziehung zu vertiefen.
Für Luzi und mich ist das alles gar kein Thema. Was irgendwie schade, unterm Strich aber auch besser so ist.
Spaziergang mit Katze am Sonntagmorgen
Sonntagmorgen. Ich stand an meiner Balkontür, schaute nach draußen – und mochte meinen Augen kaum trauen. Da stand ein junger Mann mit einer Flexi-Leine in der Hand, an deren anderem Ende sich eine blonde Schönheit befand. Waldkatze, vermute ich. Ob norwegisch oder sibirisch, das kann ich nicht sagen.
Ich brauchte einen Moment, bis ich das verdaut hatte. Immerhin war es noch sehr früh am Sonntagmorgen. Da bin ich froh, wenn ich meinen eigenen Namen kenne.
Dann fiel mir ein, dass mir Nachbarn schon von einer entsprechenden Sichtung erzählt hatten. Dass es da jemanden gibt, der mit seiner Katze an der Leine spazieren geht. Ob sie dieses Gespann gesehen hatten oder ob noch ein anderes unterwegs ist, weiß ich nicht.
Es dauerte eine Weile, bis die beiden sich wieder in Bewegung setzten. Die Katze hatte nämlich ihr Augenmerk auf irgendetwas gerichtet, das nicht ihr Mensch war. Dann jedoch nahm sie wieder mit ihm Blickkontakt auf.
Woraufhin er die Straße überquerte und seiner Katze zurief: »Schnell, schnell, schnell!« Und die lief auch prompt schnell, schnell, schnell über eben diese Straße. »Prima!« kam es dann von ihm. Und schon verschwanden die beiden aus meinem Sichtfeld.
Zurück blieb ich, einigermaßen verblüfft. Und verblüfft reagierte auch Romy, als ich ihr davon erzählte. Ob ich das nur geträumt hätte, fragte sie mich als Erstes.
Romy käme nämlich genauso wenig wie ich auf die Idee, mit ihrer Katze an der Leine einen Spaziergang auf der Straße zu wagen.
Spaziergang mit Katze ohne Leine
Wobei Romy sehr wohl die Geschichte zu erzählen weiß von Katze Emma – der Katzengott habe sie selig -, die ihren Menschen durchaus mal mit auf einen Spaziergang genommen hat.
Emma war allerdings eine selbstbewusste Freigängerin. Eine gewiefte Jägerin obendrein. Gerne hat sie ihrem Menschen beizeiten die ein oder andere Maus zum Spielen mit nach Hause gebracht. Und weil sie wohl der Meinung war, dass ihr Mensch auch mal was von der Welt sehen sollte… Nun ja, Emma hatte jedenfalls nichts gegen gemeinsame Spaziergänge.
Unsere Süßen aber sind keine Freigänger. Weder die Luzi, noch der Joschi oder sein Kumpel Cobi kennen ein Leben auf der Straße. Wenn sie denn tatsächlich mal ihr Wohnungsrevier verlassen, tun sie dies nur in einer Transportbox. Und das gefällt allen Dreien genauso wenig wie uns, die wir sie tragen müssen.
Kater Joschi an der Leine im Garten
Nun ist es aber doch einmal vorgekommen, dass Joschi seine Pfoten in den Gemeinschaftsgarten seines Hauses setzen durfte.
Eine ganze Weile ist das schon her. Romy und ihr Freund wollten das einfach mal ausprobieren. Würde Joschi sich einen Katzengurt anlegen lassen? Und würde es ihm im Garten gefallen?
Das mit dem Gurt hatte irgendwie geklappt. Das mit dem Besuch im Garten auch. Besonders gefallen hatte es ihm aber dann doch nicht. So jedenfalls die Erzählung, an die ich mich erinnere.
Die fotografische Dokumentation dieses Abenteuers fiel auch eher überschaubar aus. Vor allem, weil es in den Abendstunden stattgefunden hatte und das Licht nicht für gute Fotos reichte. Aber auch, weil Joschi dann doch ein bisschen eingeschüchtert war und sich eher versteckt denn begeistert alles erkundet hatte.
Eine Wiederholung gab es meiner Erinnerung nach nicht. Und wenn Joschi sich doch mal wieder in das Treppenhaus stiehlt, rennt er stracks nach oben. Nicht in Richtung Garten.
Nix für die Luzi
Für die Luzi ist das alles nichts. Einen Garten haben wir ohnehin nicht. Und die nächste Grünanlage, die ich mit einer Katze vielleicht noch für einen Spaziergang nutzen würde, ist relativ weit weg. Bis dahin würde ich jedenfalls nicht mit ihr an einer Leine laufen wollen.
Ungeachtet dessen, dass Luzi (wahrscheinlich) nie eine Freigängerin war (so ganz genau wissen wir das bei ihr als Katze aus dem Tierheim ja nicht). Viel wichtiger ist doch die Frage, wem ich da mit einem Spaziergang einen Gefallen tue: mir oder meiner Katze.
Will sagen: Selbst wenn Luzi früher mal Freigang hatte und den auch genossen hat. Jetzt fordert sie ihn nicht ein. Und würde sie ihn einfordern – wäre es dann nicht sinnvoller, ihn ihr auch zu geben und ihr selbst zu überlassen, wo sie hinlaufen möchte?
Ja, ich habe auch diesen Traum, in dem Luzi ihre Pfoten auf echtes Gras setzen kann. Und ich bin total fasziniert, wenn Menschen ihre Katzen in ihre Jacke oder einem Rucksack mitnehmen können, um zusammen die Umgebung zu erkunden. (Manche nehmen ihre Katze ja sogar mit auf Weltreise.)
Aber wie könnte ich eine Luzi, die sich noch nicht mal auf den Arm nehmen lässt, in einen Rucksack stecken? Und warum sollte ich ihr das antun, wenn sie doch die Vögel vor unserem Balkon lieber vom Bett aus beobachtet – siehe Foto oben?
Letztlich halte ich es mit dem, was Vier Pfoten zu der Frage nach der Katze an der Leine sagt: Mit selbstbewussten Katzen, die zudem sehr neugierig sind, kann man es im Ausnahmefall schon mal machen.
Für alle anderen Wohnungskatzen, besonders für die schüchternen, gilt doch wohl eher, sie mit viel Spiel zu Hause zu bespaßen. Das stärkt auch die Bindung und hält die vier Pfoten fit.