Kranke Katze frisst nicht mehr – ein Wochenende aus der Hölle

Seit ich weiß, dass Luzi einen Tumor unter der Zunge hat, herrscht hier auf dem Blog weitgehende Funkstille. In den vergangenen Wochen ging es der Luz aber eigentlich ganz gut. Ordentlich gefressen hat sie. Und viel gespielt, zum Beispiel wie oben mit dem Fummelbrett, hat sie auch. Aber dann ist genau das eingetreten, wovor ich so Angst hatte. Dass meine kranke Katze nicht mehr frisst. Und dass das in einer Zeit passiert, da unser Doc in Urlaub ist.

Handeln, bevor Katze gar nicht mehr frisst

Früher hätte ich mir nicht solche Sorgen gemacht. Luzi war schon immer eine Katze, der beizeiten der Appetit vergangen war. Meist hatte sie das eingeläutet mit gesteigerter Schläfrigkeit. Sie zog sich vermehrt zurück – und kotzte.

Die Situation, dass meine kranke Katze nicht mehr frisst, ist mir also nicht neu. Aber damals waren die Vorzeichen ganz andere. Jetzt hingegen schwebt immer dieser verdammte Tumor wie das Schwert des Damokles über uns. Jede Veränderung kann darauf zurückzuführen sein. Nur dass ich das jetzt zuerst nicht wahrhaben wollte.

Als Luzi letzte Woche mäkliger wurde, dachte ich, es läge wieder am Bauch. Dass wir einmal mehr eine Dosis von ihrer Zaubermischung (aka Wunderdroge) bräuchten. Erst ließ sich die Mäkelei zwar noch mit etwas mehr Vielfalt in der Futterwahl ausgleichen. Als das aber nicht mehr helfen wollte, ging ich an der Praxis von unserem Doc vorbei. Um mit Entsetzen feststellen zu müssen, dass die Praxis in dieser Woche geschlossen war.

Tags drauf, das war vergangenen Freitag, war Luzi der Appetit dann nahezu komplett vergangen. Also wollte ich mit ihr zur Vertretungs-Praxis. Doch die bietet Freitagnachmittag keine Sprechstunde. Was also tun?

Früher hätte ich gesagt: Okay, dann halt Gastro-Futter. Entweder nimmt sie davon – oder sie fastet. Vierundzwanzig Stunden Fasten wirken ja manchmal Wunder.

Doch jetzt sehe ich das anders. Unser Doc hatte mir gesagt, ich solle auf keinen Fall zu lange warten. Wenn der Stoffwechsel erst einmal zum Erliegen kommt, wäre es viel schwerer, ihn wieder anzuschmeißen. Besser frühzeitig vorbeikommen, dann hilft es sich leichter.

Nur dummerweise war das letzte Woche nicht möglich.

Als Notfall in der Tierklinik

Böse Erinnerungen kamen auf, als mir klar wurde, dass die Optionen freitagnachmittags begrenzt sind. Ich hatte nur die Wahl zwischen dem Mobilen Tiernotdienst – oder wir fahren in die Tierklinik. Zu einer Praxis fahren, die wir … wie soll ich sagen … hinter uns gelassen haben, wollte ich jedenfalls nicht.

Auch wenn wir in einer großen Stadt leben, ist die Auswahl an Tierkliniken nicht allzu groß. Es ging also in die Klinik, in der wir schon eine Karteikarte haben. Dass wir dort allerdings einmal mehr fast vier Stunden warten mussten, hätte ich nicht gedacht.

Alleine hätte ich das gar nicht durchgestanden. Nicht mit einer Luz, der ich natürlich kein Gabapentin geben konnte. Und die deswegen in ihrer Box anfing zu randalieren. Immerhin hat sie nicht vor Panik gehechelt.

So verbrachten wir die Stunden zu viert: Romy, ihr Lebensgefährte, ich und eine Luz, die den Kaffee auf hatte. Romy war dann auch als Unterstützung dabei, als wir endlich aufgerufen wurden.

Junge Unerfahrenheit trifft auf wehrhafte Angstkatze

Hatte ich doch tatsächlich gedacht, dass ich der Tierärztin nur sagen muss, was Luz bislang immer gut geholfen hat… Okay, so ganz genau weiß ich das ja gar nicht. Eine Mischung aus etwas gegen die Übelkeit, etwas Antientzündlichem und etwas gegen Bauchkrämpfe. Die genauen Komponenten kenne ich nicht, so auch nicht ihre Mengenanteile.

Aber selbst wenn ich die genaue Zusammensetzung kennen würde… Die junge Tierärztin schaute mich nur mit großen Augen an und erklärte mir, dass das nicht über mehrere Wochen hinweg für Besserung sorgen kann.

Ohnehin hatte sie nur »Tumor unter der Zunge« gehört. Und nicht: »Kranke Katze frisst nicht mehr«. In ihren Augen also lag alles an dem Tumor. Den sie sich zu keinem Zeitpunkt angeschaut hat.

Es war aber auch kaum möglich, die Luz überhaupt zu untersuchen. Denn ihre Helferin war nicht in der Lage, Luz so festzuhalten, dass die sich nicht aus dem Griff winden konnte. Es kam also, wie es kommen musste: Luz stürzte zweimal vom Tisch und flüchtete durch den Raum. Immerhin hat sie sich dabei nicht so verletzt, wie wir es in dieser Klinik schon einmal erlebt hatten.

Warum nur nimmt eine ungelernte Helferin keine Tipps an, was bei konkret dieser Katze schon geholfen hat? Ins Handtuch wickeln. Oder dieser fachkompetente Griff, den die Helferin vom Doc immer anwendet. Natürlich widersetzt sich Luz dann immer noch. Aber sie kann sich gar nicht so aus diesem Griff winden und fügt sich schließlich.

Eine echte Untersuchung hat also gar nicht stattgefunden (wurde aber natürlich abgerechnet zum Notfalltarif). Und ich denke nicht, dass die Ärztin überhaupt an Luzis Oberbauch war – da war die Luz nämlich schon das erste Mal vom Tisch gestürzt. Und ins Maul geschaut hat sie ihr – wie gesagt – auch nicht.

Keine Hilfe in der Klinik für die kranke Katze, die nicht mehr frisst

Als Injektion gab es nur Metacam. What??? dachte ich und verlangte etwas gegen die Übelkeit. Auf mein Drängen gab es dann zumindest noch MCP. Ein Medikament auf Basis von Maropitant – was Teil der Zaubermischung ist, das weiß ich – war sie nicht bereit zu injizieren.

Nach mehr als fünf Stunden kam ich dann – rund 240 Euro ärmer und vor Wut bald aus der Jacke springend – mit einer völlig verstörten Luzi wieder nach Hause. Die an diesem Abend aber zumindest wieder ausreichend gefuttert hat.

Der Zustand war aber – wie vorhergesagt – am nächsten Tag bereits vorbei. In heller Not ging ich einkaufen und besorgte alles, was für eine kranke Katze, die nicht mehr frisst, nur irgendwie attraktiv sein könnte. Scheibchen Geflügel-Fleischwurst inklusive.

So was wie Fleischwurst hat die Luz von mir noch nie bekommen. Weil Menschen-Futter nicht für Tiere gemacht ist. Und weil ich als Vegetarierin so was sowieso nie zu Hause habe. Letzten Samstag gehörte es aber zu den wenigen Dingen, die Luz überhaupt zu sich nahm.

Mirataz und Sucrabest für Katze, die nicht mehr frisst

Mit nach Hause hatte ich Mirataz und Sucrabest bekommen. Ersteres ist die Salben-Variante des Wirkstoffs Mirtazapin, das den Appetit stimulieren soll. Das andere basiert auf Sucralfat und ist ein Magenschutz, den ich ihr geben sollte, um ihr daraufhin Metacam oral verabreichen zu können.

Nichts von allem habe ich angewendet. Wenn Luzi wegen des Tumors nicht mehr fressen kann, so dachte ich, tue ich ihr mit Appetitsteigerung doch keinen Gefallen. Das passte für mich nicht. Überdies sollte ich ihr die doppelte Dosis des an sich nicht nebenwirkungsarmen Medikaments geben. Darüber würde ich erst noch mit dem Doc sprechen wollen.

Und der Magenschutz? Der basiert auf Aluminium, das ihren Magen auskleiden soll. Gruselige Vorstellung. Überdies hätte ich es in sie hineinzwingen müssen, um dann das Metacam in sie zu zwingen. Auch das wollte ich ihr nicht antun. Zumal der Doc – im Gegensatz zu dieser Tierärztin – nicht der Ansicht ist, dass ihr der Tumor an sich Schmerzen bereitet. Wenngleich sich das in der Zwischenzeit natürlich geändert haben kann.

Tränenreiches Wochenende

Wenn dich deine kranke Katze, die nicht mehr frisst, so wach und hungrig anschaut
Luzi, hellwach und hungrig

Zunehmend kam ich am Samstag zu der Überzeugung, die junge Tierärztin könnte recht haben. Dass Luz wegen des Tumors nicht mehr fressen kann. Oder dass der Tumor ihr jegliches Futter verleidet.

Aber was machst du mit einer Katze, die dich hellwach, aufmerksam und total hungrig anschaut? Mir zerreißt die Vorstellung, sie so gehen lassen zu müssen, das Herz. Auf der anderen Seite: Soll ich warten, bis sie kaum noch eine Pfote heben kann, nur weil ich mich nicht trennen kann?

Das ganze Wochenende über habe ich mich mit diesen Gedanken gequält. Dass ich mit Luz am Montag zum Doc muss und der uns sagt, dass es wirklich der Tumor ist, der ihr das Fressen zunehmend unmöglich macht. Und dass ich sie gehen lassen soll, bevor es noch schlimmer für sie wird.

Das Wochenende war also so tränenreich, wie es nur sein konnte. Am Sonntag kam dann Romy vorbei und wir weinten schließlich um die Wette. Erst als wir auf einem Spaziergang an einem See Halt machten, kamen wir endlich wieder etwas runter. Konnten auch mal über etwas anderes sprechen als Luz oder unsere bisherigen Verluste.

Auf dem Rückweg sagte ich dann, wie wunderbar es wäre, hätte Luz während unserer Abwesenheit wenigstens ein bisschen was gefuttert. Wie man das halt so sagt in der Verzweiflung.

Kranke Katze, die plötzlich wieder frisst

Dann kam ich in die Wohnung und fand Luz im Flur vor. Für mich hatte sie gar keinen Blick übrig, denn sie befand sich gerade auf der Jagd. Eine Motte wahrscheinlich. Die hatte sie zuletzt ständig im Visier.

In der Küche fand ich dann einen von ihren vielen Näpfen – und der war um die Hälfte der kleinen Portion ärmer!

Aber nicht nur das. An diesem Wochenende war sie zwar durchaus ein- oder zweimal über Mini-Portionen wie ausgehungert hergefallen. Hatte ich dann aber nachgelegt, hatte sie sich mit Grauen abgewandt.

Nun futterte sie weiter. Und hörte den Rest des Tages auch nicht mehr auf. Immer wieder ging sie zu ihrer Futterstation und nahm eine kleine Menge zu sich. Sodass sie am Ende des Tages doch auf eine respektable Menge gekommen war. Nicht üppig, aber durchaus okay in Anbetracht all dessen, was bei ihr nicht in Ordnung zu sein schien.

Wie geht es weiter?

Kranke Katze, die wieder frisst. Luzi am Tag nach dem Horror-Wochenende.
Am Tag danach spielt Luzi wieder mit ihrem Futterball

Nach einer ruhigen Nacht (in der sie noch mehr gefuttert hat), kam Luz in der Früh fröhlich aufs Bett gehüpft und kuschelte sich an mich. Zum Frühstück gab es den Rest von der Futtersorte, die sie tags zuvor wieder auf den Geschmack gebracht hatte. Und auch einen Futterball gab es, mit dem hat sie gespielt.

Zum Doc ging es dann heute nicht. Das heißt aber nicht, dass jetzt alles wieder gut ist. Der Tumor ist natürlich noch immer da und erschwert Luzi die Futteraufnahme. Und ob der nun größer geworden ist, habe ich in der Tierklinik ja nicht erfahren.

Es besteht also noch immer die so erdrückende Wahrscheinlichkeit, dass ich in nicht allzu ferner Zukunft ein geliebtes Wesen gehen lassen muss, obwohl es hungrig, aufmerksam und wach erscheint. Doch für heute ist der Luzi die Begegnung mit Box und Praxis erspart geblieben.

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3 Kommentare

  1. Ich wünsch euch sehr, dass es Luzi nach dem schlimmen Wochenende immer noch gut geht und sie noch längere Zeit gut mit ihrer Erkrankung leben kann und ihr noch viel schöne Zeit zusammen habt!

    Liebe Grüße und viel Kraft für euch!

    Nicole

    1. Ich danke dir, viel Kraft können wir gut brauchen.
      Inzwischen ist Luzis Tumor aufgebrochen und eine Infektion hat sich draufgesetzt. Das hat uns ein zweites WE beschert, an dem sie nichts zu sich nehmen mochte. Nun gab’s vom Doc ein Antibiotikum, das zu helfen scheint gegen die Infektion. Luz futtert wieder und ich hoffe auf noch ein paar gute Wochen mit ihr.
      LG, bk

  2. Ich drück euch ganz fest die Daumen für noch möglichst viele schöne Momente in dieser schweren Zeit! Ich habe Ähnliches mit einer sehr lieben Katze, die an einem Plattenepithelkarzinom erkrankt war, erlebt. Die kleinen und großen guten Momente, die man noch zusammen hat, fand ich so wertvoll und Kraft gebend, um das gemeinsam irgendwie durchzustehen.

    Alles Gute für Luzi und die Wirkung des Antibiotikums! Und euch noch eine gute Zeit zusammen!

    Liebe Grüße
    Nicole

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