Katze lässt sich nicht hochheben – aber halten

Ich habe Luzi noch nie auf dem Arm gehabt. Tatsächlich habe ich es noch nie probiert. Denn von Romy weiß ich: Luz ist eine Katze, die sich nicht hochheben lässt. Oder dies zumindest nicht viel länger als zwei Sekunden zulässt. Also respektiere ich das und lebe damit. Was Luz hingegen aber immer wieder macht: Sie lässt sich halten.

Luzi auf den Arm nehmen

Nun ist es aber nicht so, als hätte ich Luz noch nie auf dem Arm einer anderen gesehen. … Hm … Das klingt jetzt irgendwie komisch. Will sagen: Luz ist vielleicht eine Katze, die sich nicht hochheben lässt. Aber das bedeutet ja nicht, dass es andere nicht schon probiert oder getan hätten. Immerhin muss ich ja irgendwoher wissen, dass es Luz nicht mag, auf den Arm genommen zu werden.

Romy hat es getan. Als Luz noch bei ihr gelebt hat. Romy kennt es nämlich gar nicht anders. Katzen, mit denen sie bislang gelebt hat, hatten kein Problem damit. Oder fanden es zumindest immer wieder mal ganz okay.

Nur Luz mag es nicht. Also, sie mag es wirklich gar nicht. Romy hat es mir einmal gezeigt und sie so hochgehoben, wie man es machen soll. Eine Hand unter dem Brustkorb der Mieze, die andere unter dem Popo. Der Spaß dauerte ungefähr die besagten zwei Sekunden an.

Denn im Zweifel kann sogar die Luzi einen auf Schlange machen und sich verdrehen wie eine Brezel. Der haltende Griff jedenfalls löste bei ihr sofort den Fluchtinstinkt aus – und weg war sie. (Natürlich hat sie Romy dann auch noch den Rest des Besuches gemieden wie die Pest.)

»Jetzt müsste sie sich nur noch hochheben lassen…«

Ein Lacher zwischen Romy und mir ist immer noch die Szene beim Tierarzt. Luz – im rosaroten Gaba-Modus – hockte (wieder) auf dem Behandlungstisch, nachdem sie auf einem anderen Tisch gewogen worden war. Zu der Waage war sie natürlich nicht gelaufen. Staunend hatte ich zugeschaut, wie gelassen sich meine Katze hatte hochheben und tragen lassen, hin und zurück. Kurz darauf raunte Romy mir diesen Satz zu: »Jetzt müsste sie sich nur noch hochheben lassen…«

Tja, wir waren halt beide gezeichnet von den schlimmen Szenen bei mir zu Hause. Trotz der Dröhnung mit Gabapentin hatte Luz sich mit allem, was ihr noch zur Verfügung stand, gegen die Transportbox gewehrt. Keine von uns war da mehr so ganz im Vollbesitz ihrer intellektuellen Möglichkeiten.

So auch beim nächsten Termin in der Praxis. Wieder musste Romy zupacken, als Luz im wahrsten Sinne des Wortes die Wände hochflüchten wollte. Nie werde ich Luzis Blick vergessen, als Romy sie schließlich auf den Arm hatte und zu mir und der Transportbox trug. Eine ganz seltsame Mischung aus Verwunderung, Empörung und Bitte um Hilfe.

Also respektiere ich seither, dass sich meine Katze nicht hochheben lässt.

Luzi lässt sich gerne halten

Das Hochheben löst den sofortigen Fluchtinstinkt bei Luzi aus. Nicht so aber das Halten.

Was meine ich mit Halten? Halten, das heißt zum Beispiel, dass sich Luz gerne an meine rechte Seite stellt. Dann drückt sie sich an mich und ich darf sie mir sozusagen unter den Arm klemmen. Liebevoll nenne ich es, dass ich meinen Flügel über sie lege.

Tatsächlich war auch das die allererste Situation, in der sie sich anfassen und streicheln ließ. Das war damals, als wir beide uns noch kennen gelernt haben. Da kam sie plötzlich auf meine rechte Seite und drückte sich fast an mich. Allein hätte ich sie mir damals natürlich noch nicht so unter den Arm klemmen dürfen, wie ich jetzt mache. Intensives Kraulen des Lätzchens war damals sicherlich auch noch nicht angesagt.

Halten bedeutet aber auch, Luzi so abzustützen, dass sie mir nicht vom Bett fällt.

menschliche Stütze, damit die entspannte Katze nicht vom Bett fällt
Drückt sich gegen die Hand und schnurrt wie eine Weltmeisterin

Immer wieder diese Bettkante!

Halten und stützen, das ist immer wieder an dieser Bettkante angesagt. So auch jüngst.

Luzi ging es nicht so gut, es brauchte mal wieder einen Fastentag, die gute Laune war im Keller. Dann aber ging es wieder bergauf. Luz lag auf dem Bett, ich setzte mich zu ihr und fing an, sie zu kuscheln. Immer mehr rutschte sie dabei dorthin, wo sie so gerne liegt: am Rand des Bettes. So nah an der Kante, dass Teile von ihr schon wieder über die Kante hinaus ragten.

Das kann ich ja überhaupt nicht sehen. Denn ich weiß, worauf es hinausläuft. So oft schon ist Luz dann abgeschmiert. Weil sie schlicht vergisst, dass hinter ihr nix mehr ist. Nur noch diese fiese Bettumrandung, an der ich mir auch schon oft genug das Schienbein angestoßen habe. Bei Luz ist es eher der Bauch, mit dem sie anschlägt, bevor sie mit den Füßen auf dem Boden landet.

Also biete ich ihr dann eine stützende Hand. Gegen die sie sich kraftvoll lehnt und dabei schnurrt, als ginge es darum, etwas zu gewinnen. Das Schnurrkreuz am Bande. Oder das Große Verdienstkreuz mit Schnurrhaar.

Betreutes Putzen

Derartiges Halten oder Stützen nennen wir ja immer wieder »betreutes Putzen«. Romy kennt es nämlich auch, dass sich die Herren Joschi und Cobi irgendwo am Rand zu putzen beginnen. Irgendwann hängen die dann auch so sehr über die Kante hinaus, dass sie ihre Hand als Stütze anbieten muss. Das wird dann gerne angenommen. Sanftes Einschlummern nach der Reinigung inbegriffen.

Ich mein, andere gehen ins Fitnessstudio und stemmen Gewichte. Wir haben unsere Katzen. Das trainiert dann vielleicht nicht gerade auf hohem Niveau die Schnellkraft. Aber nach einer Viertelstunde weiß der Arm schon, was er da die ganze Zeit gehalten hat. Immerhin lässt sich Luz in solchen Momenten regelrecht fallen. Und wir reden hier ja nicht von einem kleinen Hungerhaken, den man auch auf eine Küchenwaage setzen könnte.

Letztlich ist es aber auch einfach zu schön, dieses Vertrauen, das Luzi mir dann doch entgegenbringt. Sie ist keine Katze, die sich hochheben lässt? Geschenkt! Ich genieße die Momente, in denen ich sie halten darf.

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