Katzen Blickkontakt: Schau mir in die Augen, Große

Blickkontakt ist bei uns Menschen ein extrem wichtiges Mittel der Kommunikation. Vor allem bei der Begrüßung spielt er eine zentrale Rolle. Dass der Augengruß universell ist, hat der österreichische Evolutionsbiologe und Verhaltensforscher Eibl-Eibesfeldt erforscht. Wenn auch mit kleinen Unterschieden nutzen ihn alle Kulturkreise weltweit. Doch was bedeutet es, wenn Katzen Blickkontakt aufnehmen? Handelt es sich um einen freundlichen Gruß oder doch eher um eine Drohgebärde?

Starren ist ein No-Go

Treffen sich zwei Katzen auf der Straße, heben sie nicht die Augenbrauen und einmal kurz den Kopf. Auch setzen sie kein Lächeln auf oder beenden die Begrüßung mit einem kleinen Nicken. Dennoch nehmen auch Katzen zur Begrüßung Blickkontakt auf. Denn sie wollen klarstellen, wie die Stimmungslage ist. Und wohl auch, wer hier das Sagen hat. Wer zuerst wegschaut, zeigt sich friedfertig.

Starren sich jedoch zwei Katzen über eine gewisse Zeit hinweg an, fliegen wahrscheinlich gleich die Pfoten. Heißen die beiden Katzen zum Beispiel Joschi und Cobi, bekommt einer von beiden gleich einen Puschelschwanz – und der andere rennt davon. Oder sie treffen sich unter dem Bett zum Austausch ihrer Argumente.

Anstarren, so viel muss also klar sein, geht gar nicht. Da mag der eigene Blick noch so freundlich gemeint sein. In den Augen der Katze handelt es sich mindestens mal um unfreundliches Verhalten. Dennoch kann es immer wieder mal vorkommen, dass man als Mensch diese kätzische Etikette vergisst. So ist es auch mir passiert, als ich Luzi kennengelernt habe. Zum Glück hat sie mir diesen Fauxpas verziehen.

Katzen Blickkontakt in vertrauter Beziehung

Anders schaut es aus, wenn zwischen Katze und Mensch eine vertrauensvolle Beziehung herrscht. Dann starrt man sich natürlich immer noch nicht an. Aber in dem Fall akzeptieren Katzen den Blickkontakt nicht nur. Sie suchen ihn auch. Zumindest gilt das für Luzi.

Mittlerweile weiß ich auch meist, was Luzi mir sagen will, wenn sie mir einen ihrer Blicke zuwirft. Nehmen wir den oben im Bild. Luzi sagt da gerade: »Muss das sein? Du weißt doch, dass ich Selfies nicht mag.« Und ich antworte: »Ich doch auch nicht, Bärchen. Aber wir brauchen ein Bild für den nächsten Beitrag.« Nach dem Foto ist Luz dann auch entsprechend aufgestanden und was essen gegangen.

Ein Luzi-Blick sagt mehr als tausend Worte…

Angeblich haben Katzen nur drei Blicke beziehungsweise Gesichtsausdrücke drauf: Neben dem Starren seien es nur das Blinzeln und das Lecken der Nase bei gleichzeitigem Anheben der Oberlippe. Das zumindest geht aus dem CatFACS hervor. Dieses System der Gesichtsausdrücke ist entstanden auf Basis des FACS von Ekman und Friesen, die damit Mimik von Menschen sehr differenziert beschreiben.

Nun will ich hier nicht mit einer Einzelfallstudie antworten. Denn ich gebe durchaus zu, dass hier viel Interpretation mitspielt. Aber Luzi kann mit einem Blick definitiv mehr zum Ausdruck bringen.

… »Darf ich?«

Nie werde ich das erste Mal vergessen, da Luzi mir ihren »Darf ich?«-Blick zugeworfen hat. Es war der vierte Tag, den Luzi bei mir in ihrem neuen Revier verbrachte, und Romy war gekommen, um sich von ihr zu verabschieden. Wir gingen in mein Schlafzimmer, wo Luz noch die meiste Zeit im Kleiderschrank verbracht hatte. Nun aber kam sie heraus, lief um Romy herum – und warf mir eben diesen rückversichernden Blick zu: »Darf ich mich von ihr verabschieden?«

Ich war tief berührt, dabei aber auch total überrascht. Drei Tage zuvor noch hätte ich sie fast wieder von Romy abholen lassen, weil ich dachte, ich würde nicht genügen. Aber auch, dass ich Luzis Leiden in der fremden Umgebung nicht ertragen könnte. Und dann das! Auch Romy hatte Luzis Blick so interpretiert und war sicherlich nicht minder berührt. Aber bestimmt auch traurig. Wenige Tage zuvor noch hätte Luzi wohl eher sie so angeschaut.

… »Hilf mir!«

Ein anderer unmissverständlicher Katzen Blickkontakt entsteht hier regelmäßig, wenn Luzi mit ihrem Futterball spielt. Mindestens einmal pro Training kullert der Ball nämlich unter den Schrank. Oder er verklemmt sich irgendwo, zum Beispiel unter dem Bett. Bin ich dann nicht mit im Raum, maunzt Luzi mich herbei. Komme ich angelaufen, schaut sie mich mit ihrem »Hilf mir!«-Blick an.

Einen »Danke«-Blick, wenn ich ihr den Ball wieder zuspiele, bekomme ich allerdings nicht.

… »Komm schmusen!«

Apropos Herbeimaunzen: Wenn Luzi der Sinn nach Schmusen steht, ruft sie nach mir: Mau mau mauuuu! Wenn ich dann um die Ecke schaue, steht sie auf dem Bett und wirft mir ihren »Komm schmusen!«-Blick zu.

Umgekehrt versteht sie mein »Komm, lass uns schmusen!« auch sehr genau. Bereitwillig verlässt sie dann zum Beispiel ihren Platz vor der Balkontür und läuft zum Bett.

… »Boah, ist das lecker!!!«

Luzi ist keine Kostverächterin, das ist deutlich zu sehen. Aber Luz ist kein Staubsauger. Viel eher ist sie eine Genießerin. Ihr Futter nimmt sie jedenfalls auch in Häppchen, wenn sie es nicht in kleinen Portionen bekommt.

Zu Zeiten, als sie noch die kätzische Antwort auf Ratten-Koch Remis gegeben hat, habe ich sie an allen Zutaten für mein Essen schnuppern lassen. Manchmal habe ich sie dann auch kosten lassen, zum Beispiel Joghurt oder ein kleines Stückchen Käse. Ihre Begeisterung hielt sich meist in Grenzen.

Dann jedoch hatte ich mir etwas Schweizer Käse gegönnt; Greyerzer, um genau zu sein. Bedingt interessiert schnupperte sie an dem Ministück, das ich ihr vor ihre Lakritznase hielt. Fast gelangweilt nahm sie es dann doch an – um mich im nächsten Moment mit ihren Scheinwerfern anzustrahlen: »Boah, ist das lecker!!!!«, rief ihr Blick. Und auch: »Mehr!!!!«

… »Das war ich nicht!«

Am allerbesten ist und bleibt aber der »Das war ich nicht!«-Blick. Der kommt immer dann zum Einsatz, wenn sie etwas gemacht hat, von dem sie weiß, dass sie es nicht tun sollte. In ihrem Fall hat das meist mit Zubbeln zu tun.

Wir reden hier nicht von dem üblichen Zupfen an meinem Kissen oder meiner Bettdecke. Wir sprechen hier von Möbeln oder anderen Gegenständen, die sie bislang noch nicht intensiv mit Pfote und/oder Krallen erforscht hat. Weil sie eigentlich weiß, dass man das als anständige Katze im reiferen Alter einfach nicht macht.

Nun ertappe ich sie also dabei, wie sie etwas befummelt, das sie nicht befummeln sollte. Sagen wir den Wäscheständer. Ich komme in den Raum und finde Luzi halb unter diesem Wäscheständer, eine Kralle noch in einem Hosenbein verfangen. Und was macht das Luz? Befreit sich mit einem einzigen Blick von jeglicher Verantwortung: »Ich? Nee, kann nicht sein. Das war ich nicht!«

Schau mir in die Augen, Große!

Oft bin gar nicht ich es, die den Blickkontakt sucht. Oft ist es in der Tat Luzi, die mir in die Augen schaut. So vor allem beim Schmusen. Wenn sie auf mir liegt, vielleicht mich noch tretelt, vielleicht aber sich bereits von mir kraulen lässt. Dann schaut sie mir oft lange direkt in die Augen.

Was sie mir dann genau sagen will, weiß ich noch nicht. Aber wir arbeiten daran, auch dieses Geheimnis zu entschlüsseln.

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