Nach dem Auszug der kleinen Pflegekater Ferdi und Finni kam Kater Eddie. Der wohnt nun seit gut fünf Monaten bei mir und wir haben schon so manches zusammen erlebt. Eine der skurrilsten Geschichten ist sicherlich, dass Eddie eine Katze ist, die Kork gefressen hat. Das war passiert, bevor er zu mir gezogen war, und hatte ihm erst eine böse Magen-OP eingebracht – und in der Folge dann auch noch Reflux.
Nach Ferdinand und Finnick kam der Eddie
Nach drei Wochen als Pflegestelle für Ferdinand und Finnick zog der Eddie bei mir ein. Auch wenn ich da noch nicht wirklich bereit für ein neues Pflegi war. Die drei Wochen mit den Kleinen waren mir nämlich mehr wie drei Jahre vorgekommen. Von denen wollte ich mich eigentlich erst einmal erholen. Aber der Eddie, so erfuhr ich, brauchte ganz dringend ein neues vorübergehendes Zuhause. Denn der Eddie ist FIV-positiv und lebte damals mit lauter anderen Katzen zusammen, die er nicht anstecken durfte.
Dass er ein FIV-Kater ist, war erst gar nicht bekannt gewesen. Sein erster Test war nämlich negativ ausgefallen. Aber dann wurde er zu einer Katze, die Kork gefressen hatte. Und weil ihm das gar nicht gut bekommen war, ging es zum Tierarzt. Versehentlich wurde er da noch einmal auf das Katzen-AIDS-Virus getestet. Blöd für ihn, dass dieser Test positiv ausfiel.
Eddie musste entsprechend von seinen Kolleg/innen auf der Pflegestelle separiert leben und so schnell wie möglich umziehen. Also kam der Straßenkater, der einst mal ein Zuhause gehabt haben muss, zu mir.
Und ich entsorgte direkt mein Bastelmaterial aus Kork.
Wenn die Katze Kork gefressen hat
Spielzeug aus Kork gab es in Luzis Revier noch nie. Tatsächlich gab es hier überhaupt fast gar nichts aus Kork, bis auf das Bastelmaterial für mein selbstgemachtes Mousepad. Aber das ist schnell verschwunden, als »Cork Eater Cat« Eddie hier zur Pflege einzog. Immerhin soll eine Katze, die schon mal Kork gefressen hat, keine Chance haben, es noch einmal zu tun.
Wo ist das Problem, mag sich so manche/r jetzt fragen. Kork ist doch ein Naturprodukt. Besser so was als all die Plastik, aus der Katzenspielzeug so oft besteht.
Mag sein. Aber das Problem an Kork ist, dass es immer oben schwimmt.
Kork schwimmt immer oben!
Katzenschützerin Dagmar so (gefühlt einhundertmal)
Konkret bedeutet das: Wenn eine Katze Kork gefressen hat, bleibt dies dauerhaft im Magen. Denn das Zeug schwimmt nun mal immer oben und kann deshalb nicht einfach mal so weiter den Verdauungsweg wandern. Es hat also kaum eine Chance, hinten wieder rauszukommen.
Eddie hatte irgendwann angefangen, immer wieder erfolglos zu würgen. Beim Tierarzt war dann schnell klar, dass sich was in seinem Magen befand, das dort nicht hingehörte. Und als sie es rausgeholt hatten, stellte sich die Frage, was es sein könnte. Der tierärztliche Tipp lautete, es könnte sich um geräuchertes Tofu handeln.
Tofu, so war sich Katzenschützerin Dagmar sicher, konnte es nicht gewesen sein. Aber was war es dann? Und könnte ein anderer Pflegi auf die Idee kommen, auch dieses Etwas zu fressen, das aussieht wie Tofu, aber keines ist?
Die Inspektion in ihrem Revier ergab dann, dass das Tofu tatsächlich Kork war. Sie hatte einiges an Spielzeug und Kratzmöglichkeiten aus Kork und musste feststellen, dass Eddie sich daran gütlich getan hatte.
So viel ist klar: Auch in ihrem Revier gibt es seither kein Korkspielzeug mehr.
Nach dem Kork kam das Schmatzen
Eddie kam zu mir, versteckte sich zweieinhalb Tage unterm Sofa und eroberte dann mein Herz. Die Liebe ging da wahrscheinlich auch durch den Magen. Denn damit der Kleine, der zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich dünn war, nicht verhungerte, hatte ich ihm sein Futter immer unters Sofa gestellt.
Schon während unserer ersten Tage und Wochen fiel mir auf, dass Eddie oft schmatzte, ohne im Anschluss zu kotzen. Mich wunderte das. Diese Art von Schmatzen kannte ich nämlich von Luzi nur zur Genüge.
Schmatz schmatz – gulp gulp – kotz!
Luzi so bis zu vierzigmal pro Jahr
Tatsächlich hat sich Eddie in den letzten fünf Monaten aber nur ein einziges Mal erbrochen. Von Katzenmilch, die er so toll findet. Aber zu dem Zeitpunkt hatte er auch ziemlich viel von seinen Ohrentropfen zu sich genommen.

Die Ohrentropfen gab es, weil Eddie nämlich von Beginn an nicht nur viel geschmatzt, sondern auch heftig den Kopf geschüttelt hatte. Der Blick in seine Ohren zeigte, dass sie ein entzündetes Füllhorn an Schmodder waren. Also gab es eine Woche lang täglich Ohrentropfen (oh Graus!). Und alles, wann dann aus den Ohren rauslief, putzte er sich weg. So also auch die Tropfen, die natürlich nicht dafür gedacht sind, aufgeleckt zu werden.
In diesem ganzen gruseligen Kontext ging es mehrfach zum Tierarzt. Erst nur wegen der Ohren, in der Folge auch wegen des Magens. Denn irgendwann fraß der ewig Hungrige gar nicht mehr.
Die große Krise haben wir mit gekochtem Hühnchen überstanden. Die Ohrenprobleme später dann mit Cortison. Allein das Schmatzen war geblieben. Und je nachdem, welchen Tierarzt wir dazu befragten, war die Auskunft unterschiedlich.
Katze hat Kork gefressen und leidet in der Folge an Reflux
Sicherlich ist das Ganze wie Fischen im Trüben, aber sollten wir Eddie nach seiner Kastration und der Magen-OP für eine Spiegelung schon wieder in Narkose legen? Das wollten wir vermeiden. Zumal das Schmatzen wahrscheinlich von der Magensäure kommt, die in der Speiseröhre aufsteigt. Wir sprechen hier also von Reflux. Wir können es aber auch Sodbrennen nennen.
Je nach Tierarzt sind die Erklärungskonzepte und das Vorgehen unterschiedlich. Ich war mit Eddie unter anderem beim Tierarzt in der Nachbarschaft. Der sah einen möglichen Zusammenhang mit der Magen-OP (beziehungsweise mit der Narkose) und schlug vor, erst einmal mit Heilerde zu reagieren.
Etwas vorschnell zweifelte ich an deren Wirksamkeit. Daraufhin bekamen wir von ihm ein Nahrungsergänzungsmittel, das neben Wirkstoffen zur Beruhigung des Magens L-Tryptophan beinhaltet. Das fand ich gar nicht schlecht, zumal Eddie mit dem Magen auf Stress reagiert und ein wenig Stimmungsaufhellung sinnvoll schien. Allerdings ist das Zeug vergleichsweise teuer und auch nur über den Tierarzt zu bekommen.
Die nächste Praxis verordnete dann Sucrabest, was Eddie aber nicht gut bekam. Wieder stellte der ewig Hungrige fast das Futtern ein. Diesmal brauchte es aber kein gekochtes Hühnchen. Diesmal reicht das Absetzen des Medikaments, damit er wieder fraß.
Also kehrte ich zur Heilerde zurück. Nun, einige Wochen später, stelle ich fest, dass ich Eddie kaum noch schmatzen sehe oder höre. Mag sein, dass ein homöopathisches Mittel mit dazu beigetragen hat.
So oder so bedeutet dies, dass sich Eddies Zeit bei mir langsam dem Ende nähert und er bald zur Vermittlung in ein neues festes Zuhause bereit ist. Was sicherlich gut für den Eddie ist.
Nur ich werde sehr weinen, wenn er auszieht. Zwar hat der Kleine eine Macke in Sachen Kork. Aber ganz definitiv ist er ein extrem süßer und liebenswerter kleiner Kerl, den ich nur sehr schweren Herzens ziehen lassen werde.