Der nächste Winter wird grausam, das steht fest. Wie teuer er wird, weiß ich, seit ich Post von unserem Energieversorger erhielt. Aber eigentlich war mir schon vorher klar, dass ich massiv Gas einsparen muss. Dennoch können die Luz und ich nicht mehr frieren als die gemeinsamen Winter zuvor. Deshalb müssen kleine Wärmeinseln her. Für die sollen nun unter anderem zwei Körnerkissen sorgen, die zu nähen nun echt nicht schwer ist.
Wärmeinsel: Körnerkissen oder Wärmflasche?
Bislang bin ich durch viele kalte Winter mit meiner treuen Freundin, der Wärmflasche, gegangen. Passiert ist da bislang noch nichts Schlimmes. Zwar ist mir schon mal eine Wärmflasche ausgelaufen. Aber da war das Wasser nicht so heiß, dass es mich hätte verbrühen können. Wahrscheinlich hatte ich einfach Glück.
Dann zog Luzi ein und wurde zu meiner kleinen Wärmeinsel. Wahrscheinlich würde sie das aber auch über mich sagen.
Doch nun brauchen wir etwas, das uns beiden an langen kalten Abenden in Herbst und Winter Wärme spendet. Und deshalb galt es, für uns zwei Körnerkissen zu nähen.
Körnerkissen nähen und womit befüllen?
Wie wahrscheinlich viele andere kannte ich bis vor Kurzem als Alternative zur Wärmflasche nur Kirschkernkissen. Doch dann las ich, dass die die Wärme gar nicht so lange halten können. Körner wie Dinkel oder Weizen hingegen sollen das vergleichsweise gut können. Also habe ich auf diese Körner gesetzt.
Eines meiner beiden Kissen ist nun mit Dinkel, das andere mit Weizen befüllt. Und das nicht zu knapp: In beiden Kissen steckt jeweils ein sattes Kilo der guten Saat.
Ein bisschen ein schlechtes Gewissen habe ich deswegen in diesen Zeiten schon. In diversen Regionen dieser Welt zerbricht man sich nicht den Kopf über fehlende Wärme, sondern über Hungersnot. Eben weil wegen dieses fürchterlichen Krieges zu wenig Weizen ankommt. Den nun einfach in ein Körnerkissen zu nähen, erscheint mir in diesem Kontext durchaus unangemessen.
Aber ich schmeiße das Zeug ja nicht weg. Über viele Jahre werden Weizen und Dinkel uns hoffentlich gute Dienste erweisen. Das ist länger, als die Brote von sich behaupten könnten, die ich aus beiden hätte backen können.
Körnerkissen selber nähen: Material
- 1 Kilo Weizen oder Dinkel (volles Korn) pro Kissen
- fester Baumwollstoff (100 Prozent Baumwolle, kein Mischgewebe!) in gewünschter Größe
Der Stoff sollte aus möglichst dicht gewebter Baumwolle bestehen. Jeansstoff, so las ich, soll sich gut machen.
Ich hingegen hatte das Glück, beim Shoppen auf ein passendes Reststück preisreduzierten Baumwollstoffes zu stoßen. Den ich zudem auch noch sehr hübsch finde. Für 39 Zentimeter auf 150 Zentimeter Breite habe ich gerade mal 39 Cent bezahlt. Das fand ich doch ausgesprochen preiswert.
Die Größe dieses Reststückes hat dann also die Größe der Kissen bestimmt. Meine Kissen sind beide etwa 33 mal 33 Zentimeter groß. Eine angenehme Größe, wie ich finde.
Überdies braucht es natürlich:
- Nähnadel, Nähgarn, Stecknadeln, Maßband und Schere
Zuschnitte für ein Körnerkissen
Eigentlich braucht es nur zwei gleichgroße Stücke Stoff für das Körnerkissen. In meinem Fall lag mir ein sehr langes, schmales Stück Stoff vor. Das habe ich erst einmal in zwei gleichgroße Stücke zerschnitten. Die ergaben das Ausgangsmaterial für die beiden Kissen.
Für ein Kissen bedeutete das also ein Stück Stoff von ca. 39 mal 75 Zentimeter. Dieses Stück habe ich nicht noch einmal aufgeteilt, sondern einfach nur zusammengeklappt. Auf diese Weise habe ich mir eine Naht gespart.
Natürlich musste ich das Ganze noch sauber schneiden. So kam es zu einer Stoffgröße von 37 mal 37 Zentimeter (37 mal 74 Zentimeter auseinandergeklappt).
Der Stoff wird nun auf links zusammengesteckt und dann genäht. Dabei habe ich mich an den Rat doppelter Nähte gehalten. Schließlich sollten die Nähte so eines Kissens auf gar keinen Fall platzen. Das wäre bei einem Kilo Körnern, die im Bett landen würden, nicht lustig.
Diese Nähte brauchen natürlich ein wenig Abstand vom Rand. Zwei Zentimeter sollte man da einplanen. Also ergibt das Ganze dann ein Kissen von insgesamt 33 Zentimeter in Breite und Länge.
Die Kammern für das Körnerkissen nähen
Die Außennähte von drei Seiten entstehen also auf links. Doch an einer Seite, der vierten, sollte man sich für das Wenden auf rechts und das das Befüllen ein gutes Stück offenlassen. In meinem Fall waren das ungefähr zehn Zentimeter.
Auf rechts gedreht lassen sich nun die Kammern erstellen. Die sind auch wichtig, sonst würden sich die Körner immer in einer Ecke des Kissens ansammeln. Vier Kammern erschienen mir ausreichend. Und in der Tat: Vier Kammern haben sich mittlerweile auch als gute Wahl erwiesen.
Versuch und Irrtum haben gezeigt: Zuerst ist die Naht dran, die von der offenen Seite zur gegenüberliegenden führt. Erst dann sollte man sich der anderen Naht widmen, bei der aber an das Befüllen denken. Ein Spalt von circa fünf Zentimetern reicht, um so eine Kammer mit 250 Gramm Körnern zu befüllen.
Nähen und Befüllen ist auf diese Weise ein sich abwechselnder Prozess. Immer ein Stück offenhalten, die entsprechende Kammer mit Körnern befüllen und dann die Naht schließen.
Das Körnerkissen kann auch kühlen!
Wie gut so ein Körnerkissen das mit dem Wärmen hinbekommt, weiß ich noch nicht. Einmal habe ich eines in den Backofen gesteckt. Der war schon heiß, für so ein Körnerkissen aber wahrscheinlich zu heiß. Deshalb habe ich es auch nicht allzu lange darin gelassen. Weshalb es wahrscheinlich nicht genug Wärme aufnehmen konnte.
Ohnehin sollte man das mit dem Erwärmen vorsichtig angehen. In der Mikrowelle, die wir gar nicht haben, kann sich das Kissen leicht entzünden. Und im Backofen braucht es seine Zeit, bis es bei 100 Grad angemessen Wärme aufgenommen hat.
Für den kurzen Moment, da ich dann mal darauf gelegt habe, fand ich es aber sehr angenehm. Auf jeden Fall viel angenehmer und bequemer als eine Wärmflasche.
Aktuell stellt sich mir aber weniger die Frage des Wärmens denn des Kühlens. Und so kam es, dass ich meine Kissen einfach mal in den Kühlschrank und dann auch in das Tiefkühlfach gelegt habe.
Und was soll ich sagen: Ich bin begeistert! All die Gelkissen, die ich schon im Einsatz hatte, halten Kälte nicht ansatzweise so gut und lange wie diese Körnerkissen! Bei den aktuellen Temperaturen ist es jeden Abend wieder ein Quell der Freude, diese Kissen aus dem Kühlschrank zu holen und mit ins Bett zu nehmen.
Allein die Luzi weiß das noch nicht wirklich zu schätzen…
Und was sagt die Luz zu den Körnerkissen?
Noch mehr Wärme braucht auch die Luz im Moment ganz sicher nicht. Im Gegenteil: Mein Fellball sucht verzweifelt nach Kühlung – und hat sich endlich so richtig mit ihrer Kühlmatte angefreundet.
Ein wenig habe ich mir ihre große Begeisterung für diesen Platz vor der Wand für die neuerliche Zusammenführung von Katze und Kühlmatte zunutze gemacht. Überdies ausgestattet mit Maus, Fisch und Weidenball sowie ein wenig Polsterung ist die Luz aktuell im Zweifel immer auf ihrer Kühlmatte vor der Wand zu finden.
Aber das wird sich im Winter, in dem wir uns kaum mehr als 19 Grad Raumtemperatur werden leisten können, sicherlich ändern. Und ich tippe, dass die Luz sich dann gerne mit mir auf ein wärmendes Körnerkissen kuscheln wird.