Schüchterne Katzen wie die Luz wissen ein Lied davon zu singen. Von Katzen begeisterte Menschen stürmen immer direkt auf sie zu. Können ihren Blick nicht von ihr lassen. Lehnen sich über sie. Wollen ihre Finger in ihrem Fell vergraben. Natürlich meinen es alle gut. Dabei sollten sie sich eher fragen, wie man eine Katze am besten begrüßt. Oder ob man das mit der Begrüßung nicht besser der Katze überlässt.
Es zeichnet sich ein Muster ab…
Seit die Luz täglich Leckerli jagt, zeichnet sich ein Muster ab bei der Frage, wie man am besten eine Katze begrüßt.
Anfänglich dachte ich ja noch, es hätte nur was mit seinem Status eines Allergikers zu tun, weshalb Luzi plötzlich so interessiert war an unserem Besucher.
Aber mittlerweile komme ich zu der Überzeugung, dass es viel mehr damit zu tun hat, dass er Luzi stundenlang weitgehend ignoriert hatte. Währenddessen hatte sie ausreichend Gelegenheit gehabt, ihn aus einer sicheren Entfernung ausgiebig zu beobachten. So konnte sie feststellen, dass von ihm keine Gefahr ausging, und sich ein Herz fassen.
Und genau das ist das Muster: Erst lange beobachten – und dann mit allem, was einer Katze zur Verfügung steht, flirten.
Wie man eine Katze gar nicht begrüßt
Am besten begrüßt man eine Katze wie die Luzi also gar nicht. Man läuft nicht auf sie zu. Lehnt sich nicht über sie. Streckt nicht die Hände nach ihr aus. Am besten tut man einfach so, als gäbe es sie gar nicht.
Ganz offensichtlich findet die Luz es extrem attraktiv, von Fremden komplett ignoriert zu werden. Es scheint ihr zudem das Gefühl zu vermitteln, dass sie umgekehrt alles andere als ignorant sein kann.
Das bedeutet, dass sie von ihrem sicheren Platz aus nicht nur gut beobachten kann. Sie kann auch ihrer Neugier freien Lauf lassen und zu heimlichen Stippvisiten losziehen. Wenn keiner hinsieht, beschnuppert und beäugt sie alles näher, was sie sich vorher aus der Ferne ausgeguckt hat.
Und dann – Stunden später – bläst sie zur Attacke. Völlig unvermittelt entscheidet das Bärchen, dass nun sie ihrerseits zur Begrüßung bereit ist. Und was dann passiert, ist immer wieder verzückend. In jederlei Hinsicht.
Wenn das Gesicht des Besuchers butterweich wird
Zuletzt ging es immer Handwerker. Und derjenige, der es Luzi am meisten angetan hatte, war ein großgewachsener Azubi.
Ein Azubi, der nicht gerade mürrisch durch unsere Wohnung lief, aber eben auch nicht besonders fröhlich oder entspannt. Warum auch, er war ja zum Arbeiten hier und nicht zum Spaß. Ich selbst hatte kaum mit ihm gesprochen. Und wenn, dann schaute er mich durchaus freundlich, aber immer noch ernst an.
An Katzen war er offensichtlich gar nicht interessiert. Wahrscheinlich hatte er bis zu dem Moment, da Luzi sich plötzlich vor ihm aufbaute, noch nicht mal mitbekommen, dass es hier überhaupt eine Katze gibt.
Dann aber konnte er sie gar nicht übersehen, weil sie sich direkt vor ihn gestellt hatte. Und sein gerade noch so ernstes Gesicht wurde sofort butterweich. Verzückt, könnte ich auch sagen, von dem Anblick, der sich ihm bot.
Wie kann man aber auch nicht verzückt sein, wenn plötzlich eine Katze zu einem aufschaut und mit ihren wunderschönen Katzenaugen sagt:
Schon mehrfach durfte ich Zeugin sein, wenn Menschen ihren normalen Gesichtsausdruck verändern, bloß weil die Rede von Katzen ist. Aber mitzuerleben, wie Fremde auf Luzi reagieren, wenn die sie plötzlich so anhimmelt – das erlebe ich erst, seit sie dank des Jagd-Trainings mutiger und selbstbewusster geworden ist.
Und ganz definitiv: Ich liebe das, was ich da sehe.