Ich stelle mir vor, Luzi wäre eine Freigängerin und ich würde auf der Straße ihren Namen rufen. Wahrscheinlich kämen sofort fünf Katzen, drei Hunde und mindestens ein kleines Mädchen angelaufen. Luzi ist nämlich nicht nur ein sehr beliebter Katzenname.
Insgesamt heißen aber wohl mehr Katzen Luzi, Lucy oder Luzie als Hunde. Oder kleine Mädchen. So oder so stellt sich mir die Frage, ob wir hier überhaupt noch über einen Katzennamen oder nicht doch eher über eine Gruppenbezeichnung sprechen.
Wie kam es zu Luzi?
Als Katze aus dem Tierheim hat sie ihren Namen schon mitgebracht. Ich kann also nichts dafür, dass sie so heißt, wie sie heißt. Ob es die Mitarbeiter im Tierheim waren, die dachten: »Oh, diese schüchterne Kleine sieht aber mal aus wie die Herrscherin des Lichts«? Oder hatte sie schon im Tierheim eine Lieblingskerze? Wohl eher nicht.
Vielleicht ist ihnen aber auch nichts Besseres eingefallen und sie haben nochmal einen Blick auf die Bestenlisten beliebter Katzennamen geworfen. Da taucht Luzi (Lucy oder Luzie) seit Jahren beständig in den Top 5 auf.
Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass der Name noch aus ihrer Vorgeschichte stammt. Von der ist ja sonst auch nichts bekannt.
Mein Beitrag zu ihrem Namen ist nur der Wegfall des in meinen Augen und Ohren völlig überflüssigen »e« am Ende. Was soll das lange »ie«? Da kommt man ja glatt auf die Idee, sie »Lu zieh!« zu rufen.
Als beliebter Katzenname schreibt Luzi sich auch Lucy, also mit einem anderen Zischlaut. Aber das war es auch nicht für mich. Da funktioniert die Kurzform, die noch von Romy stammt, nicht so gut. Hieße es statt Luz plötzlich Luc, würde ich direkt an den französischen Regisseur Luc Besson denken.
Weiß meine Katze, wie ich heiße?
Ob Luzi umgekehrt weiß, wie ich heiße, wage ich zu bezweifeln. Vor einiger Zeit war ich unterwegs und Romy bei Luz zu Besuch. Irgendwann stand ich am Bahnhof, der Zug hatte Verspätung, ich fror. Genervt textete ich das nach Hause und stellte ein sehnsüchtiges »Luuuziii!!!« hintenan. Romy schrieb dann zurück, dass Luz auch gerade nach mir rufen würde: »Brittaaaaa!!!« Da fragte ich mich tatsächlich, ob die Kleine überhaupt weiß, wie ich heiße. Ob sie eine Bezeichnung für mich hat, irgendwas mit »miau«? Oder denkt sie, wie Romy jüngst zur Diskussion stellte: »Meine Hausangestellte hat einen Namen?«
Britta ist jedenfalls kein beliebter Katzenname. War aber zu meiner Schulzeit in meiner Region bei kleinen Mädchen nicht so selten. Wenn unsere Lehrer »Britta!« sagten, zuckten wir immer gleich zu dritt zusammen. Bei »Petra!« waren es übrigens gar vier. Was bedeutet, dass sich mit zwei Namen gleich ein Viertel der Klasse ansprechen ließ. Das Problem der Gruppenbezeichnung ist mir also vertraut.
Reicht ein Katzenname für eine Katze?
Nun braucht jede Katze sicherlich mindestens einen guten Katzennamen. Dabei sollen jene, die auf »i« enden, besonders gut funktionieren. Und ganz sicher weiß Luzi, dass sie gemeint ist, wenn ich sie mit Luzi anspreche oder rufe.
Darüber hinaus hat Luzi natürlich erheblich mehr Namen als nur den einen offiziellen. Es folgt die Top 10 Luzis schönster Kosenamen. Mal schauen, vielleicht findet sich hier ja noch ein weiterer beliebter Katzenname.
Die Top 10 Luzis schönster Kosenamen
10. Bär, Bärchen, Bärli
In Luzis Fall ist Bär der Nachname, den ich ihr verpasst habe: Luzi Bär. In klarer Abgrenzung zum Luzi Fer. Zwinker.
Bärchen und Bärli sind dann also die Koseformen ihres Nachnamens.
9. Schatz, Schätzchen, Schöscha, Kluscha, Niescha
Natürlich heißt Luzi auch schlicht Schatz. »Guck mal Schatz« oder »Bitte schön, Schatz«, dergleichen sage ich sehr oft. Manchmal sage ich aber auch »Mein Schatzzzzzzz!« zur Luz und schicke dann ein kleines »Gollum« hinterher. Immer wieder frage ich sie, ob ihr früherer Mensch, also der vor Romy, sie wohl immer Schätzchen genannt hat. Bislang ist sie die Antwort schuldig geblieben.
Varianten auf Schatz sind dann noch der Schöne Schatz (Schöscha), der Kluge Schatz (Kluscha) und der Niedliche Schatz (Niescha).
8. Liebelein
Immer wieder gerne genommen auch das hier im Rheinischen übliche Liebelein.
Wobei, Achtung, Liebelein kann man nicht einfach so sagen. Liebelein braucht kölschen Singsang, definitiv in tiefer, rauer Stimmlage, wie nach einer durchzechten Nacht. Wenn man so will, dieses Horst Schlämmer-artige. Sonst geht dem Liebelein die Ironie ab, die das Liebelein ganz definitiv braucht, um nicht unerträglich zu sein.
7. Orca
Bei Orca handelt es sich um einen Kosenamen, den Romy ihr verpasst hat. So ganz verstanden habe ich den nie. Wenngleich schon klar ist, dass Orca was mit Luzis Farbgebung zu tun hat. Weshalb es auch Pingi gibt. Aber Orca hört Luzi heute noch, wenn Romy zu Besuch ist. Pingi eher selten. Deshalb hat Pingi es auch nicht in die Top 10 geschafft.
6. Lakritznase
Auch Lakritznase stammt noch von Romy und hat ebenfalls etwas mit Luzis Aussehen zu tun. Ihr schwarzes Näschen glänzt nämlich manchmal, je nach Licht, wie ein Klecks Lakritz. Und wenn man dann auch noch zu jenen gehört, die Lakritz lieben, …
Ich weiß, das gilt nicht für jeden. Es soll Menschen geben, für die ist Lakritz das, was für mich Zimt ist: nicht weniger als eine Strafe Gottes. Aber es steht ja auch nicht jeder auf Katzen, oder?
5. Maus, Hübschi, Süße, Hübschimaus, Süßimaus
Maus ist wohl der meistgenutzte Kosename überhaupt. Nicht nur Katzen, sondern auch unzählige Menschen heißen Maus. Und als Fan von Zoo-TV-Formaten stelle ich fest: Auch Elefant, Tiger und co sind im Zweifel alles Mäuse. Ich bin nicht sicher, ob auch die Mitarbeiter der Terrarien und Aquarien ihre Pfleglinge Maus nennen. Aber unter den felltragenden, vierbeinigen Milchspendern gibt es wohl kaum eine Art, die nicht auch eine Maus ist. Unabhängig davon, ob die so Benannten gerne mal eine Maus als Snack verspeisen.
Hübschi stammt wiederum noch von Romy. Ich sag es mindestens so oft wie sie. Und mindestens so oft sage ich auch Süße zur Luz. Weil sie beides einfach ist. Oder wie Romy einst sagte: »Am meisten punktet Luz mit ihrer Niedlichkeit.« Recht hat sie.
Ob Luzi jemals den Geschmack einer Maus auf der Zunge hatte, wage ich zu bezweifeln. Eine Süßi- oder Hübschimaus ist sie aber auf jeden Fall.
4. miniPorsche
Es begab sich, dass das Dach unseres Hauses repariert und die Fassade gestrichen werden musste. Also bekamen wir ein Gerüst vors Haus gestellt. Ich fragte mich, wie Luz es wohl verkraftet, wenn plötzlich Männer vor unseren Fenstern herumturnen. Die Antwort erhielt ich umgehend.
Ab dem Moment, da sie den ersten Handwerker vor einem unserer Fenster erblickte, rollte der miniPorsche durch die Wohnung. Tiefergelegt, mit eingezogenem Schwanz flitzte sie von Deckung zu Deckung, den Blick immer wieder entsetzt auf die Fenster gerichtet. Halb besorgt, halb amüsiert fragte ich mich, wie wir so über die nächsten Wochen kommen sollen. Und ob sie am Abend wohl Muskelkater haben würde.
Aber wie das mit der Angst so ist: Sie hält nicht ewig auf gleichem Niveau. Der miniPorsche parkte also irgendwann auch mal wieder ein. Und als schließlich Maler die Fassade strichen, saß Luz von innen vor den Fenstern und schaute ihnen dabei zu. Dass sie nicht auch noch mit der Pfote Anweisungen gegeben hat, hat mich zu dem Zeitpunkt fast schon gewundert.
Zuletzt rollte der miniPorsche zum Jahreswechsel durch die Wohnung und kam erst wieder zur Ruhe, als die abartige Böllerei vor unserem Haus vorbei war.
3. Schrotti, Zubbelliese
Luz hat das ein oder andere Kleidungsstück und diverse Bettlaken auf dem Gewissen. Vor allem, wenn die Stoffe gestreift sind, haben sie schlechte Karten. Schrotti liebt es, an ihnen zu zupfen und so zu tun, als würde sie auch hineinbeißen wollen. Zubbeln nenne ich das und Luz deswegen auch manchmal Zubbelliese.
Bettlaken hingegen hinterlässt sie gerne perforiert. Das passiert unweigerlich, wenn sie mal wieder meint, sie müsse auch Laken und Matratze treteln und dabei ordentlich hineinkrallen.
Romy trauert jedenfalls noch immer ihrem schwarz-weiß-gestreiften Kleid nach, das Luz geschrottet hat, und hält sich mit einem »Beam me up, Schrotti« aufrecht.
2. Panthera
Vielleicht sehe ich in Luzi keinen Orca. Dafür aber eine kleine Panthera. Dabei ist mir erst später klar geworden, dass Panthera kein vermeintliches Kunstwort für einen weiblichen Panther und als solches der Name einer Band ist.
Panthera ist vielmehr eine Gattung der Großkatzen, nämlich die der Eigentlichen Großkatzen. Also Tiger, Löwe, Jaguar, Leopard und Schneeleopard. – Moment, Schneeleopard? Da war doch was… Zwinker.
Der Panther, der mir vorschwebte, heißt jedenfalls genauer Schwarzer Panther und ist eine Spielart des Jaguars oder auch des Leopards mit schwarzem Fell auf gold-gelbem Grund. Und noch nicht mal den haben der Schwarze Panther und Luz gemeinsam. Luzis Haut ist nämlich weiß.
Trotzdem ist sie meine kleine Panthera. Mit Betonung auf klein.
1. Schlumpf, Muffelsschlumpf
Schlumpf ist wahrscheinlich der Kosename, den ich für Luz am häufigsten nutze. Das kann man vielleicht noch irgendwie nachvollziehen. Aber wie zum Teufel kam es zum Muffelsschlumpf?
Es begab sich vor ein paar Jahren, der Fernseher lief nebenher. Es könnten die Olympischen Spiele gewesen sein. Jedenfalls ging es um Freiwasserschwimmen, nicht wirklich mein Interesse. Aber dann nannte der Kommentator den Namen des deutschen Teilnehmers: Muffels. Sofort war meine Begeisterung geweckt. Was ein cooler Name, dachte ich und war schon fast dabei, dies Romy zu texten. Denn auch sie kann sich für besondere Namen begeistern.
Doch dann wechselte die Sportart und plötzlich lief dort eine Schweizer Hürdenläuferin namens Schlumpf. Wie großartig ist das denn, fragte ich mich – und stellte mir unweigerlich vor, Herr Muffels und Frau Schlumpf könnten einander kennen und lieben lernen. Würden sie heiraten, wie würden sie sich nennen, textete ich Romy: Schlumpf-Muffels oder Muffels-Schlumpf?
Bitte, nicht falsch verstehen, ich will hier niemanden veralbern. Ich freue einfach nur über ungewöhnliche Namen. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass es sich mit Kretschmer wahrscheinlich viel leichter lebt.
Dann kam Luz in mein Leben. Mit ihrer bestechenden Niedlichkeit schaut das Schlümpfchen oft aber auch herzergreifend muffelig in die Welt. Da kann sie einfach nicht anders heißen als Muffelsschlumpf.
Die Plätze 11 bis 20
Top 10 bedeutet, dass es noch mehr gibt. Zum Beispiel die Plätze 11 bis 20. Auch die bieten neben den eher üblichen Kosenamen, so vor allem Baby oder meine Kleine/meine Große, noch die ein oder andere Spezialität.
Romy erinnerte mich wieder an die gehaltvolle Donauwelle (im Gegensatz zum leichten Sahneschnittchen Störti, siehe unten). In einem ähnlichen Kontext ist auch Möpschen zu sehen. Kürzlich schrieb ich erst über die Kütika. Gerne genommen auch die Nummer 1 in Anlehnung an das grandiose Muppets Most Wanted. Dann ist Luzi auch noch meine kleine Schwester. Und als Kluscha ist sie natürlich auch Frau Professor. Tapp Tapp beschreibt den Sound, den sie auf dem Laminat macht, wenn sie sich nicht gerade anschleicht. Last but not least ist sie auch meine kleine Physio.
Womit bewiesen wäre, dass Luzi alberne Kosenamen zu geben eine unserer leichtesten Übungen ist. Einen schönen offiziellen Namen zu finden, der nicht gleich ein allzu beliebter Katzenname ist, ist hingegen gar nicht so einfach.
Kosename = beliebter Katzenname?
Ob sich einer dieser Kosenamen je als beliebter Katzenname durchsetzen kann? Immerhin besteht ungefähr die Hälfte meiner Top 10 aus äußerst beliebten Kosenamen. Die auch schon wieder eher Gruppen bezeichnen denn Individuen (Schatz, Maus, Bär). Und die anderen sind sicherlich viel zu schräg.
Wobei… Ich stelle mir vor, wir sitzen mal wieder in der Tierarztpraxis und werden aufgerufen: »Für Muffelsschlumpf!« oder »Für Schrotti!« Aufmerksamkeit erregt man damit allemal. In Erinnerung bleibt man auch.
Ungefähr so wie Frau Störtebeker, genannt Störti. Eine knapp drei Jahre junge, sehr schmale und in jeder Hinsicht beeindruckende Katze, die bei Romy in Pflege war (und ihr Auge dank der guten Pflege behalten konnte).
Wenn man so heißt, kann man sich auf jeden Fall sicher sein: Frau Störtebeker wird wohl nie ein beliebter Katzenname. Irgendwie auch schade, eigentlich.