Können Katzen Multitasking?

Multitasking steht schon lange nicht mehr im guten Ruf. Männer konnten es ohnehin noch nie. So sagt Frau zumindest. Und wir Frauen … Nun ja, es hat ja noch nie eine von uns behauptet, wir könnten zwei oder mehrere Dinge zur selben Zeit auf gleiche Weise perfekt erledigen. Wir tun es nur einfach. Ständig. Aber Katzen scheinen das mit dem Multitasking echt zu beherrschen. Luzi jedenfalls kann hervorragend zwei Hobbies gleichzeitig nachgehen – und dabei auch noch heftig schnurren.

Männer können kein Multitasking

Dass die Idee von der Multitasking-Fähigkeit von Frauen im Gegensatz zu Männern überholt und widerlegt sei, behauptet … ein Mann von der RWTH Aachen in seiner Studie. Das sollte uns Frauen zu denken geben.

Ich jedenfalls habe gerade erst an der Kasse im Supermarkt folgende Szene erlebt. Auf den Kassierer stürmte eine junge Frau zu und hielt ihm ihr Telefon hin. Offenbar hatte das Ganze eine Vorgeschichte, die ich nicht kannte und die ihr Vorgehen rechtfertigte.

Verwundert schaute ich also dabei zu, wie der Kassierer zeitgleich seinen Job an der Kasse und das Telefonat zu bewältigen versuchte.

Das musste natürlich schiefgehen. Er war nicht in der Lage, das Geld von dem Kunden vor mir anzunehmen, zu verrechnen und auch noch dessen Kunden- oder Rabattkarte zu scannen, während er sich dem Problem am Telefon stellte. Immer wieder setzte er an, konnte sich auf den Kassenvorgang aber nicht konzentrieren. Und der Kunde vor mir musste schließlich auf die Rabatte verzichten, bekam aber wohl immerhin das passende Rückgeld.

Halb amüsiert fragte ich mich, was ich an seiner Stelle getan hätte. Wahrscheinlich hätte ich zu der Person am Telefon gesagt: »Einen Moment bitte, ich muss hier gerade fertigkassieren.« Dann hätte ich den Kunden vor mir zu Ende bedient. Und schließlich hätte ich mir ein freundliches Lächeln und ein »Entschuldigung!« geschenkt, bevor ich wieder das Telefon ans Ohr genommen hätte.

Denn das mit dem Multitasking kann ich auch nur in bedingtem Maße gut. Vielleicht besser als dieser Kassierer. Aber nicht besser als Tauben.

Tauben und das Multitasking

Ich halte es nicht für wahrscheinlich, dass ich in dem Multitasking-Test von der Ruhr-Uni Bochum besser abgeschnitten hätte als die menschlichen Teilnehmenden. Oder die mit ihnen konkurrierenden Tauben.

In dem Test ging es um zwei Aufgaben im steten Wechsel. Ursprünglich waren die Forscherinnen zu dem Ergebnis gekommen, dass die Tauben – je nach Versuchsaufbau – die Aufgabe besser bewältigt hätten als die Menschen. Da hatte sich aber ein Fehler eingeschlichen. Im Ergebnis waren Tauben und Menschen wohl gleich gut darin, zwei Handlungen binnen kürzester Zeit abwechselnd zu erledigen.

Wobei ich mich frage, was das nun eigentlich mit Multitasking zu tun hat.

Handlungen nacheinander? Ist Multitasking nicht viel mehr das, was ich so oft mache? Sagen wir: Fensterputzen und dabei Radionachrichten hören und währenddessen darüber nachdenken, was ich gleich noch einkaufen muss.

Okay, ich frage mich dann hinterher oft: »Was hat der doch gleich gesagt? Scheint morgen die Sonne oder gibt es doch wieder Regen?«

Zugegeben, ich brauche die Radionachrichten mehrfach am Tag, um hinterher behaupten zu können, ich wäre auf dem Laufenden. Dennoch höre ich gerne Radio, während ich konzentriert an einem Text wie diesem arbeite.

Und wie ist das nun mit den Katzen und dem Multitasking?

Katzen können auch gut Multitasking

Hat immer einen Blick nach draußen auf Balkon und Vogelhaus, die Luzi
Nichts ist so wichtig wie das Geschehen auf dem Balkon

Luzi ist definitiv eine Meisterin, wenn es darum geht, das eine zu tun, während sie das andere nicht lassen kann.

Dies gilt ganz besonders, seitdem sich das Vogelhaus auf unserem Balkon in der Vogelgemeinde wirklich großer Beliebtheit erfreut. Mittlerweile sind es nämlich nicht nur die Meisen, die regelmäßig kommen.

Hatte ich im vergangenen Herbst noch gedacht, das kleine Häuschen hätte sich bereits zum Hotspot entwickelt – ha! Das war nichts im Vergleich zu dem, was jetzt passiert.

Inzwischen kommen nämlich auch die Amseln. Und die kennen wie die Meisen überhaupt keinen Respekt. Angemotzt werde ich, wenn ich es wage, meinen Balkon selbst zu nutzen. Bald fühle ich mich wie in Hitchcocks »Die Vögel«, wenn ich mir die Gemeinde anschaue, die hinter mir auf den Bäumen darauf wartet, dass ich wieder reingehe und ihnen den Weg freimache.

Für Luz ist das Ganze jedenfalls Katzenkino pur. Und da kommen wir zum Multitasking der Katzen. Es ist nämlich eine ihrer leichtesten Übungen, sich von mir kuscheln zu lassen, dabei sogar hingebungsvoll zu schnurren – und trotzdem voll konzentriert den Balkon im Blick zu behalten.

Und dann dieses Rucken, das durch eine Katze geht, die gleich losspringen möchte? Genau das macht Luz ohne jegliche Vorwarnung. Und ich weiß dann immer, dass ihr Hauptfokus doch nicht bei mir, sondern bei den Vögeln draußen ist.

Das ist nicht schön für das Ego. Und doch muss ich euch Katzen zugestehen, dass wir Menschen beim Multitasking auch nicht immer zuerst bei euch sind.

Wenn Luz auf meinem Schoß liegt und der Fernseher dabei läuft. Wo schaue ich da wohl mehr hin, auf die Glotze oder die schöne Luz, deren Fell meine Finger kraulen?

Ich muss zugeben: Multitasking ist vielleicht doch nicht so toll, wie ich immer dachte.

Schreibe einen Kommentar

Die im Rahmen der Kommentare angegebenen Daten werden von uns dauerhaft gespeichert. Cookies speichern wir nicht. Für weitere Informationen siehe bitte unsere Datenschutzerklärung.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert