Wenn Katzen streiten: schiefer Haussegen im Katerrevier

Es soll Menschen geben, die glauben, dass Streiten bei Katzen zum guten Ton gehöre. Solange kein Blut fließe, so denken sie, sei alles gut. Man muss aber keine Tierärztin oder Verhaltenstherapeutin sein, um zu erkennen, dass das eher kein guter Rat ist.

Im vorweihnachtlichen Stress bat Romy mich nun um eben einen solchen Rat. Weil ihre Katzen, die beiden Kater Joschi und Cobi, mittlerweile täglich streiten. Gefragt hat sie mich nicht, weil ich so wahnsinnig katzenkompetent wäre. Vielmehr ging es um eine Recherche, zu der ihr im Moment die Zeit fehlt. Hier das Ergebnis als Service-Beitrag für Luzis Ex und seinen nicht mehr ganz so neuen Buddy.

Katzen streiten nicht ohne Grund

In wahrlich vielen Haushalten mit zwei oder mehr Katzen kann das mit dem Streiten schon mal passieren. Ein bisschen Stress oder übermütiges Spiel kommt halt immer wieder mal vor. Katzen sind halt auch nur Menschen – in hübsch. Wenn das Ganze dann allerdings eskaliert oder zur Gewohnheit wird, fragen sich nicht nur Romy und ihr Freund: »Ist das noch normal?«

Gründe für den Streit kann es viele geben. Manche haben so sehr unter dem Radar der Menschen stattgefunden, dass sie gar nicht rekonstruiert werden können. Andere erscheinen offensichtlicher, lassen sich jetzt aber auch nicht mehr einfach so rückgängig machen.

Vielleicht steckt aber auch nur Langeweile dahinter. Oder das Bedürfnis, die Hierarchie noch einmal zu diskutieren. Letztlich könnte auch einer der beiden einfach ein fieser Möpp sein. Aber das zumindest das trifft so wohl nicht zu.

Vielleicht schauen wir dafür mal kurz auf die Vorgeschichte.

Lange Jahre hat Joschi mit Porky zusammengelebt. Auch wenn ich nicht dabei war, habe ich den Eindruck, dass die beiden die Dinge geklärt hatten. Porky war Papas Liebling. Und für Joschi war Porky der geliebte Buddy zum Toben und Kuscheln. Beide waren damit glücklich.

Doch dann wurde Porky krank. So krank, dass er eingeschläfert werden musste. Ein schwerer Schlag für alle, die ihn gekannt, geliebt und mit ihm zusammengelebt haben. Also sicherlich auch für Joschi.

Damit Joschi in der Folge nicht lange Tage alleine verbringen musste, zog Luzi in sein Revier ein. Doch das wollte nicht funktionieren.

Bei Joschi und Luz haben wir es also mit zwei Katzen zu tun, deren Grund fürs Streiten ganz offensichtlich war: Luzi konnte Joschi schlicht nicht leiden. Völlig egal, was Joschi getan oder nicht getan hat – Luzi war dagegen.

Nach ihrem Revierwechsel, der in so einem Fall wohl unumgänglich ist, kam schließlich Cobi.

Keine große Liebe, aber Akzeptanz

Kater Cobi und Joschi teilen sich Romys Schoß. foto: Romy
Können auch richtig nett miteinander: Cobi und Joschi teilen sich Romys Schoß. foto: Romy

Zwischen Joschi und Cobi herrschte nun von Anfang an ein relativ gutes Einvernehmen. Es war sicherlich nicht Liebe auf den ersten Blick. Aber immerhin haben sie einander akzeptieren gelernt.

Das ist eigentlich schon eine ganze Menge. Und viel wert, auf jeden Fall. Immerhin reden wir hier von zwei Katern! Auch wenn sie beide kastriert sind, haben sie als Kater sicherlich ein noch größeres Interesse an der Privatsphäre ihres Reviers als Kätzinnen. Abgesehen davon ist das Kater-Revier normalerweise auch noch viel größer, wie zum Beispiel in dieser wunderbaren Doku belegt.

Joschi und Cobi aber müssen sich mit einem Wohnungsrevier begnügen. Das ist immerhin größer als Luzis, aber wir reden auch hier nur von einer Stadtwohnung. Für zwei Kater, die nicht zusammen aufgewachsen sind, sondern einander erst als reifere Herren kennengelernt haben, schlagen sich Joschi und Cobi also ziemlich gut.

Apropos Schlagen: Das kommt eben auch vor. Wahrscheinlich kommt deshalb bei Romy und ihrem Freund regelmäßig Wehmut auf. Wie oft Joschi und Porky miteinander gekuschelt hatten! Gekloppt hatten die beiden sich offenbar nicht so oft.

Mittlerweile aber kommt es zwischen Joschi und Cobi immer öfter zum Streit. Einmal am Tag – das kann man dann schon eine Gewohnheit nennen. Und Aggressor ist Joschi.

Tipp: Wehmut Wehmut sein lassen. Froh sein, dass es mit den beiden bislang zumindest immer ganz gut geklappt hat.

Katzen streiten um Ressourcen …

… Futter

Zu den naheliegendsten Gründen für die Kloppereien gehört neben der Tatsache, dass wir es hier halt mit zwei reiferen Herren und ihren Revier-Bedürfnissen zu tun haben, sicherlich der Streit um die Ressourcen. Wobei zu den Ressourcen nicht nur das Futter gehört.

Und ja, auf meine Nachfrage bestätigte Romy: Im Überschwung der Futterbegeisterung kommt es immer wieder zu Übergriffen. Von Joschi.

Nun kennen wir Joschi aber auch als echten Staubsauger. Während Cobi wie Luzi eher zum Häppchenfuttern neigt, was im Zusammenhang mit seinem ungeliebten Renal-Futter noch langsamer vonstattengeht. Genug Gelegenheit für Joschi also, sich von dem vermeintlich Mehr an Futter für Cobi provoziert zu fühlen.

Der Tipp wäre also: Die beiden Herren getrennt füttern! Cobi braucht mehr Zeit – dann sollte er die auch bekommen. Und zwar ungestört in einem anderen Raum.

… Lieblingsplätze

Katzen streiten sich bekanntlich auch gerne um Lieblingsplätze. Nun sollte man meinen, dass drei Kratzbäume wahrlich genug sind. Immerhin sind es drei Kratzbäume mehr, als Luzi ihr Eigen nennen kann.

Hinzukommen dann auch noch Lieblingsplätze wie der Kühlschrank oder die Balkonbank (Joschi). Auf die hat es Cobi nicht abgesehen. Der liegt am liebsten auf dem gemütlichen Küchenstuhl oder gleich direkt auf Romys Rechner.

Und doch will der eine natürlich genau das, was der andere gerade hat.

Tipp: Die Raubtiere immer wieder mal trennen. Tür zu, wenn einer es sich gerade in einem Raum gemütlich gemacht hat.

… Toiletten

Eigentlich sagt man ja: Es braucht immer eine Toilette mehr, als es Katzen im Haushalt gibt.

Das ist sicherlich ein sehr guter Rat. Er setzt allerdings ein entsprechendes Platzangebot voraus. Luzi hat auch nur ein Klo – weil ich keine Ahnung habe, wo ich ein zweites unterbringen soll.

Im Katerhaushalt gibt es entsprechend nur zwei Toiletten. Die stehen allerdings direkt nebeneinander. Und genau das würde ich ändern.

Ich würde es schon deshalb ändern, weil sich Katzen bekanntlich allein dadurch streiten, dass die eine dem anderen den Weg zustellt. Einfach nur, weil sie es kann.

Ich würde es aber auch vor allem deshalb ändern, weil der nierenkranke Cobi sicherlich ein ganz anderes Pipi-Bedürfnis hat als Joschi. Cobi sollte definitiv seine Privatsphäre bei seinen häufigen kleinen Geschäften haben.

Der Tipp lautet also: Ein Klo im Bad, das andere … wo auch immer. Oder gar ein drittes Klo anschaffen und es in einem anderen Raum unterbringen. Muss ja nicht gleich neben dem Bett sein.

… Lieblingsmenschen

Dank Homeoffice sind seit nunmehr fast zwei Jahren der Katers Lieblingsmenschen viel mehr zu Hause als früher.

Das heißt, dass wir es definitiv mit einer Änderung der Alltagsroutine zu tun haben. Die Jungs sind tagsüber nicht mehr alleine und können ihren Stress nicht mehr unbeobachtet ausmachen. Wer kann schon sagen, was früher nicht alles passiert ist? Solange kein Blut geflossen ist und auch sonst keine sichtbaren Spuren vorhanden waren, können die beiden genauso miteinander gekuschelt wie gerungen haben.

Jetzt aber bedeutet das Homeoffice auch, dass die Lieblingsressource viel öfter verfügbar ist als früher. Zumindest aus der Sicht der Kater. Dass ihre Menschen vielleicht Zeit und Ruhe zum Arbeiten brauchen, ist den Jungs doch wurscht.

Cobis geliebter Platz auf dem Küchenstuhl (oder gleich dem Rechner) könnte Joschi ihm also auch durchaus neiden. Möglich wäre es.

Tipp: Pausen machen und mit beiden getrennt kurze Spieleinheiten einlegen. Besser dreimal fünf Minuten mit jedem einzeln als einmal am Abend eine halbe Stunde mit beiden zusammen.

Katzen streiten aber auch in Sachen Hierarchie

Eigentlich sollten Joschi und Cobi die Frage der Hierarchie längst geklärt haben.

Ich kann dazu gar nicht viel sagen, weil ich die beiden viel zu selten zusammen erlebe. Wenn ich die beiden überhaupt mal beim Streiten erlebt habe, verlief das Ganze meist so:

Cobi steht im Flur, ganz entspannt. Plötzlich erscheint Joschi in der Tür. Die beiden schauen sich an. Dann intensiviert Joschi seinen Blick – und schon zeigt Cobi einen Puschel, der sich gewaschen hat. Joschi starrt aber immer noch. Woraufhin Cobi auf ihn zuhält und Joschi das Weite sucht. Und das alles in gefühlten zwei Komma fünf Sekunden.

Nun könnte es aber sein, dass Joschi längst verstanden hat, dass Cobi nierenkrank ist. Weshalb Joschi zu der Überzeugung gekommen sein könnte, dass die Sache mit der Hierarchie nochmal neu diskutiert werden muss.

Wie auch immer sie ihre Hierarchie bislang geklärt hatten: Vielleicht hält Aggressor Joschi die für nicht mehr angebracht.

Der Tipp lautet also noch einmal: Die Jungs immer wieder mal klar voneinander trennen. Cobi die Ruhe gönnen, die er braucht. Stressor Joschi ablenken und beschäftigen.

Wenn es ganz dicke kommt …

Sollte das alles nicht helfen, kommt eine alte Freundin ins Spiel. Romy wird mich jetzt gar nicht mögen, aber da gibt es ja noch die gute alte Trenntür. Die hat zu Luzis Zeiten die Wohnung in zwei Reviere aufgeteilt.

Ich hatte mittlerweile schon dreimal von einer klaren Trennung gesprochen. Beim Futtern, beim Spielen und beim Ruhen. Das war aber immer nur sehr temporär gemeint, bestenfalls ein bis zwei Stunden. Dafür würde ich die Trenntür nicht unbedingt reaktivieren. Wenngleich sie natürlich den Vorteil hat, dass Romy und ihr Freund die Jungs so etwas besser im Blick haben können.

Sollten die genannten Tipps aber alle nicht fruchten und die Situation sogar noch eskalieren, lautet der

Tipp: Die beiden Herren für einige Wochen mal richtig voneinander trennen. Das könnte den Druck aus dem System nehmen. Dafür das Netz der Tür mit einer Rolle Packpapier oder Sperrholz verkleiden.

Das bedeutet, dass sie sich für diese gewisse Zeit gar nicht mehr begegnen sollten. Die Trenntür sollte dann also wirklich trennen und keine Begegnungstür sein.

Die Zeit der Trennung sollten Romy und ihr Freund auf jeden Fall dafür nutzen, mit beiden viel zu spielen. Und so vor allem das Selbstbewusstsein des gestressten Cobi aufzupolieren.

Später kann man sie dann sukzessive wieder miteinander vertraut machen. Am besten, indem sie – durch die Begegnungstür getrennt – beide bespielt werden. So machen sie die gute Erfahrung, dass die Gegenwart des anderen nicht stört.

Das Wichtigste zum Schluss

Save the best und the most important for last:

Wichtigster Tipp: Wann immer möglich, dafür sorgen, dass es erst gar nicht zum Streit kommt!

Das lässt sich sicherlich nicht immer umsetzen. Ich hatte es ja schon beschrieben: Die Herren sind in zwei Komma fünf Sekunden auf hundert. So schnell kann kaum ein Mensch reagieren.

Sich dann zwischen die beiden zu werfen, ist sicherlich keine gute Idee. Mit lauten Gegenständen um sich zu werfen und zu schimpfen, ebenfalls nicht. Das Opfer leidet darunter genauso wie der Aggressor.

Letztlich ist es immer einfacher und effektiver, gewünschtes Verhalten zu verstärken als ungewünschtes zu bestrafen.

Dieses Vorgehen findet aber natürlich im Vorfeld statt – und nicht im Moment der größten Not.

Deshalb empfehlen ja so viele Expertinnen das Clickertraining. Katzen lernen damit so schnell, was ihre Menschen von ihnen wollen – und machen im Allgemeinen begeistert mit. Weil sie einfach gerne Zeit mit ihren Lieblingsmenschen verbringen. Weil es was Leckeres zu futtern gibt. Und weil es die Langeweile nimmt.

Aber auch ohne Clicker – wir nutzen ihn ja auch nicht mehr – lassen sich gemeinsam Spiele und Sportübungen entwickeln, mit denen sich gewünschtes Verhalten belohnen und damit verstärken lässt.

Ausgelasteter, bewegter und mehr im Kopf gefordert kommt vielleicht auch Joschi nicht länger auf die dumme Idee, seinen Frust, die Langeweile oder die vermeintliche Überlegenheit an Cobi auszulassen.

Sollte es dennoch zum Streit kommen:

Wenn möglich Ruhe bewahren. Nicht laut werden. Stattdessen ablenken!

Mit diesen weisen, zusammengetragenen Erkenntnissen wünschen die Luzi und ich allen von Streit geplagten Katzenhaushalten

ein friedliches Weihnachtsfest und einen ebenso friedlichen Start in ein hoffentlich friedliches neues Jahr!

Grundlagen für diesen Beitrag

Streit unter Katzen (Katze Kitten Kater)

Die Grenze zwischen Spiel und Kampf (Tierwelt Schweiz)

Katzenmobbing (Katzenleben 7-9)

Wenn Katzen sich nicht mehr verstehen (Leben mit Katze)

Katzen verstehen sich nicht mehr (Tiergesund)

sowie hunderte Folgen von HundKatzeMaus – und was es sonst noch an Bildungs-TV gibt.

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