Schlafende Katzen: eine süße Versuchung

»Schlafende Hunde soll man nicht wecken»«, so heißt es und meint »die Dinge gut sein lassen« . Schlafende Katzen soll man aber wirklich nicht wecken. Denn wie wir Menschen (und ganz sicher ebenso wie Hunde) brauchen auch Katzen ihren Schlaf. Ob nun zur Regenerierung ihres Immunsystems oder um zu träumen und damit… Tja, so ganz genau wissen wir nicht, wozu das Träumen da ist. Wir wissen nur: Ohne Träume lebt es sich nicht gut. Und das gilt auch für Katzen.

Auch Katzen brauchen ihre Träume

Die meisten Säugetiere träumen. Zu erkennen ist dies an ihrem REM-Schlaf. Also jener Schlafphase, in der sich die Augen rapide hin- und herbewegen. Bei Katzen und Hunden zucken dann auch gerne mal die Pfoten oder der Schwanz. Dann arbeitet das Hirn auf Hochtouren und versucht, aus dem in Wachphasen Erlebten irgendetwas Sinnvolles zu produzieren.

Theorien über die Sinnhaftigkeit des Träumens gibt es eine ganze Menge. Kürzlich las ich in einem Buch, wie ein Mensch einem Alien versucht zu vermitteln, was Schlafen und Träumen für uns bedeuten. Wie soll er diesen Zustand erklären – etwa so:

He, ich werde gleich ohnmächtig und halluziniere eine Weile. Übrigens, ich verbringe ein Drittel meines Lebens damit. Und wenn ich das längere Zeit nicht mache, werde ich verrückt und sterbe.
Aber mach dir keine Sorgen.

Ryland Grace zu Eridianer Rocky in Der Astronaut (Project Hail Mary) von Andy Weir

Einer Katze (oder auch einem Hund) muss man das nicht erklären. Sie wissen selbst, wie wichtig ihnen ihre Ohnmacht und die Halluzinationen sind. Ob sie dabei nun wie wir Probleme und Erlebnisse verarbeiten und lösen, ist schwer zu sagen. Auch vermag ich nicht einzuschätzen, ob ihre Träume ganz im Sinne Freuds als Grundlage für eine langjährige Psychoanalyse herhalten könnten. Sicher ist nur, dass Schlafentzug (und damit auch Traumentzug) auch für Tiere übelste Folgen hat. So manche Ratte musste das am eigenen Fell erfahren.

Deshalb sollte man den Hinweis ernst nehmen und schlafende Katzen wirklich nicht wecken. So groß die süße Verführung auch sein mag, sie im Vorbeigehen einfach mal schnell kuscheln zu wollen: Finger weg vom tiefenentspannten Tier!

Ohnehin halten die Phasen des Tief- und des REM-Schlafs nicht allzu lange an. Nach kaum mehr als zehn Minuten wachen Katzen eh wieder auf. Allerdings auch nur, um sich ein wenig zu strecken und eine neue Position für das Weiterschlafen zu finden. Immerhin bringen Katzen es so auf rund vier Stunden Tiefschlaf und Träumen pro Tag.

Schlafende Katzen kugeln sich

Kürzlich kam Romy mit diesen beiden Bildern der schlafenden Fellkugeln Joschi und Cobi an. Ihr Kommentar dazu hatte was mit den Cat Olympics zu tun. Offenbar trainieren die Katers für das Synchron-Kugeln.

Go for Gold, Boyz! kann ich da nur sagen. Für die B-Note sehe ich auf jeden Fall Bestwerte. Wie genau sie es mit der synchronen Ausführung nehmen, verraten die Fotos natürlich nicht.

Katzen schlafen zu solch einer felligen Schnecke gerollt, wenn sie sich warmhalten wollen. Im Sommer sehe ich die Luzi-Schnecke entsprechend nicht so oft wie jetzt im Herbst oder gar im Winter.

Schlafende Katzen in entspannter Seitenlage

Beliebt bei Katzen wie bei vielen Menschen: die entspannte Seitenlage. Sicher, es gibt Menschen, die partout keine Seitenschläfer sind. Aber für Vierbeiner scheint diese Position sehr angenehm zu sein.

Im Sommer ist sie besonders beliebt. Dann machen sich unsere Süßen besonders lang, strecken alle Viere so weit von sich, wie es gerade geht. Offenbar hilft das, die Körpertemperatur zu regulieren, und sorgt für Abkühlung.

In dieser Position lässt sich jedenfalls auch gut schnarchen. Das mit dem Schnarchen funktioniert allerdings auch als gekugelte Fellschnecke sehr gut.

Pfötchen vor den Augen

Herzallerliebst, wenn sich das schlummernde Kätzchen eine Pfote vor die Fellnase und/oder die Augen legt. Ich könnte da immer nur vor Freude quieken, reiße mich aber zusammen. Ich meine, wer sich so hinlegt, will doch wirklich Ruhe haben, oder? Übermäßige Bekundungen der Verzückung sind da sicherlich nicht hilfreich.

Aber bitte, ja, schauen wir uns doch mal den Cobi an. Dicke Pfote, puschelig dicker Bauch und pelziger Riesenfuß. So könnte auch ein Plüschtier aussehen – und hätte echtes Potenzial, ein Verkaufsschlager zu werden. Wer möchte sich nicht an den plüschigen Cobi ankuscheln und sich von ihm in selige Träume tragen lassen?!

Schlafende Katzen mit devoten Pfötchen

Diese abgeknickt hängenden Vorderpfoten sind nun wirklich zu niedlich. Und das meine ich auch genau so. Ich finde sie eben auch ein bisschen devot. Sprich: ein bisschen unterwürfig, ergeben. Ich könnte sogar sagen: ein bisschen uncool. Niedlich, aber uncool.

Meine Ansicht ist den Jungs allerdings völlig wurscht. Und damit haben sie auch recht. Denn was Joschi hier zeigt, ist Coolness pur.

Erwachsene Katzen schlafen eigentlich nicht auf dem Rücken und präsentieren so ihren empfindlichen Bauch. Das machen sie schon erst recht nicht, wenn im Revier noch ein Kollege lebt, der das ausnutzen könnte. Aber wahrscheinlich schläft der gerade einen Raum weiter in ähnlich entspannter Lage. So ist das halt im Katers-Revier.

Luzi hingegen habe ich noch nie auf dem Rücken schlafend gesehen. Auch diese devoten Pfötchen zeigt sie so gut wie nie. Wahrscheinlich hat sie da dieselbe Sperre wie ich: Auch Niedlichkeit hat ihre Grenzen.

Vielleicht fehlt Luz als Angstkatze aber einfach auch nur die nötige Coolness, sich so dem Schlaf hinzugeben.

Liebste Schlafposition auf Lieblingsplatz der Katzen

Jede Katze braucht ihren Lieblingsplatz. Und den ändert sie je nach Verfassung, Saison oder Sternenkonstellation.

Bei Joschi ist es auf jeden Fall der Balkon. Dort steht eine Bank, über die Romy für ihn jeden Tag eine Decke spannen muss. Dann liegt er dort und schläft wie in einem Zelt. Zumindest in der warmen Jahreszeit besteht Joschi darauf, dort seinen vormittäglichen Schönheitsschlaf zu halten.

Währenddessen macht Cobi es sich wahrscheinlich mal wieder auf Romys Arbeitsunterlagen gemütlich. Einer seiner Lieblingsplätze ist auf jeden Fall der strategisch günstigste Küchenstuhl. Von dem aus kann er einen Großteil des Reviers samt Balkon im Blick behalten. Zudem ist der Weg auf den Küchentisch nicht weit. Und dort wartet ja schon mindestens eine Hand darauf, ihn zu kuscheln.

Luzis Lieblingsplatz hingegen ist und bleibt das Bett. Aber das ist ja groß. Deshalb muss man sagen: Ihr Lieblingsplatz ist der Bereich links von mir. Also das Links in Schlafrichtung. Nicht das andere Links. Der Platz jedenfalls, den sie auch nachts einnimmt. Tagsüber jedoch ist es dann konkret die Bettkante, von der sie so gerne Kopf oder Po hängen lässt.

Wahrscheinlich liebt Luz diesen Platz (ebenso wie Cobi den seinen) so sehr, weil sie von dort einen guten Überblick über Revier und Balkon hat.

Im flachen Schlaf mit einem Auge offen

Nun hatte ich eingangs erwähnt, dass Katzen jeden Tag etwa vier Stunden im Tief- und REM-Schlaf verbringen. Allerdings schlafen sie weit mehr als vier Stunden am Tag. In Luzis Fall sind es eher so sechzehn bis achtzehn Stunden.

Was machen Katzen also während der Schlafphasen, die nicht tief oder träumend sind? Sie bewachen ihr Revier! Auch als Wohnungskatze, die sich eigentlich keine Sorgen machen muss, dass gleich ein Säbelzahntiger um die Ecke kommt, ist es sinnvoll, immer ein Auge offen zu haben.

Apropos Säbelzahntiger: Cobi kann das Ganze mindestens so gut wie Joschi und Luzi. Allein habe ich kein Bild von ihm mit einem offenen Auge gefunden. Also habe ich eins von ihm mit beiden Augen offen und hängenden Pfötchen genommen. Das ist auch süß.

Schlafende Katzen: ein Symbol des Friedens

Welch Bild des Friedens schlafende Katzen bieten, wusste übrigens auch der japanische Künstler Hidari Jingorō. Er schuf im 17. Jahrhundert die Skulptur Nemuri-neko (deutsch: schlafende Katze), die sich im Nikkō Futarasan-Schrein befindet. Dort wird sie als Symbol für eine friedliche Welt angesehen. Dies allerdings auch nur, weil die Katze schläft. Wach würde sie nämlich wohl den Sperling fressen, der Teil dieser Schnitzerei ist. 

Symbol des Friedens hin oder her: Für uns Menschen von Katzen kann dieser Anblick ganz schön grausam sein. Denn wenn man im Homeoffice ständig an schlafenden Katzen vorbeigehen muss – wer soll da noch das Geld verdienen können?

Glückwunsch deshalb all jenen, die es tatsächlich geschafft haben, diesen Beitrag bis zum Ende zu lesen, ohne vorher eingeschlafen zu sein. Ich habe ihn zu weiten Teilen neben der schlafenden Luzi geschrieben. Und hey, das war echt eine Herausforderung an die Selbstdisziplin.


alle Fotos von Joschi und Cobi: Romy

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