Katzenfutter Test 2020: Die Preiswerten sind die Guten

Alle paar Jahre wieder testet die Stiftung Warentest ausgesuchte Nassfutter für Katzen. Und sorgt damit immer wieder für helle Aufruhr unter den Katzenmenschen. Denn zur Überraschung aller siegen hier, zumindest bei den letzten beiden Tests, immer die preiswertesten Anbieter. Beim Katzenfutter Test 2020 waren dies Produkte der Discounter Kaufland, Edeka, Lidl und Rewe sowie des Drogeriemarktes Rossmann. Viele namhafte Produkte hingegen fielen bestenfalls als befriedigend, teils aber auch mangelhaft auf.

Unter den Schlechten war diesmal auch die Schwester eines Produktes, das Luzi zuletzt ständig gefuttert hat. Grund genug für mich, in den Katzenfutter Test 2020 zu investieren und mir die Ergebnisse mal genauer anzuschauen.

Katzenfutter Test 2020 sagt nichts über andere Produkte einer Produktlinie aus

Stiftung Warentest betont es in seinen FAQ und hat damit natürlich auch völlig recht: Das Testergebnis von »Produkt A mit Rind« sagt nichts aus über »Produkt A mit Huhn«. Oder mit Lachs. Schließlich haben sie nur das eine Produkt getestet und nicht die ganze Produktlinie.

Rückschlüsse auf andere Produkte dieser Linie zu schließen, wäre schlicht unwissenschaftlich. Doch ich bin nicht der Tester und muss keinen wissenschaftlichen Standards entsprechen. Ich kann mich an dieser Stelle also nur fragen: Wenn die Deklaration für »Produkt A mit Geflügel« genau der des getesteten »Produkts A mit Wild« entspricht – ist es dann nicht wahrscheinlich, dass auch das Testergebnis gleich ausgefallen wäre, hätte man die Geflügel-Variante ebenfalls getestet?

Ich kann nur Vermutungen anstellen. Aber würde ich Katzenfutter herstellen und dies zu einem Spottpreis verkaufen wollen: Ich würde immer auf die gleichen Komponenten zugreifen. Aus dem großen Pott mit der lustigen Fleischmischung schöpfe ich für alle Varianten einen Teil ab. Denen gebe ich so viel von der einzelnen Sorte hinzu, dass ich sie »mit Lachs« oder »mit Rind« nennen darf. Und auch für die sonstigen Zusatzstoffe hätte ich eine vorgefertigte Mischung, die ich den einzelnen Varianten in gleicher Menge hinzugebe.

Alles andere würde mir nicht plausibel erscheinen. Aber was weiß ich schon? Ich bin keine Futtermittel-Herstellerin.

Für Luzis Futter geht diese Rechnung übrigens nicht auf. Wenngleich wir hier von einer Produktlinie sprechen, ist die Zusammensetzung des getesteten Produktes in wesentlichen Teilen doch eine andere.

Bin ich ungerecht, wenn ich sage, dass nun dennoch mein Vertrauen in die gesamte Produktlinie gestorben ist? Tja, damit kann ich leben.

4 Prozent Huhn, 4 Prozent Lachs, 4 Prozent Rind…

Die FAQ von Stiftung Warentest gehen auch auf den so oft diskutierten Fleischanteil ein. Wenn hier von den üblichen 4 Prozent die Rede ist, bedeutet das ja nicht, dass sich in der gesamten Packung/Schale/Dose nur 4 Prozent Fleisch befinden.

Ebenso darf der Feuchteanteil nicht falsch verstanden werden: Wenn auf der Packung von 80 Prozent Feuchte die Rede ist, heißt das nicht, dass der Hersteller eine Suppe ansetzt, deren Grundlage zu 80 Prozent Wasser ist.

Menschen bestehen zu etwa 60 Prozent aus Wasser. Würde man aus uns Futter machen, müsste man also diese 60 Prozent als Feuchte entsprechend deklarieren. So ähnlich sieht es auch bei unseren tierischen Verwandten aus: Hühner, Rinder, Schweine – sie alle liegen in dem Bereich. Mäuse sind übrigens mit 70 Prozent Wasser vergleichsweise nass.

Die getesteten Katzenfutter bestehen nun alle aus einem lustigen Mix an Bestandteilen unterschiedlicher Tiere. Huhn ist bei allen dabei. Bei vielen haben die Tester auch Schwein, Rind und Pute nachgewiesen. Damit auf der Packung von »mit Rind« oder »mit Huhn« die Rede sein kann, ist dies dann mit mindestens 4 Prozent vertreten.

Für einen futtermittelallergischen Kater wie Joschi ist das keine gute Mischung. Denn der soll immer nur eine Art von Protein erhalten. Allen anderen Katzen kann die Zusammensetzung relativ egal sein. Auch kann ihnen egal sein, ob neben Muskelfleisch auch Innereien und andere Bestandteile enthalten sind. So eine Maus besteht ja auch nicht nur aus Hühnerbrustfilet.

Und bloß weil wir in unserem Kulturkreis nur sehr ausgesuchte Teile einer Kuh oder eines Schweins essen, bedeutet das ja nicht, dass unsere Katzen das auch tun sollten. Wie viele Tiere sollen denn noch geschlachtet werden, damit alle nur Filetstücke bekommen?

Kann denn preiswertes Katzenfutter gut sein?

Dass eine Marke nicht unweigerlich bessere Qualität bedeutet, wissen wir doch alle. Auch wissen wir eigentlich, dass nicht derjenige, der am lautesten schreit, die besseren Argumente hat. Sprich: Bloß weil wir alle den Werbe-Slogan eines Herstellers kennen, bedeutet das noch lange nicht, dass dessen Produkt auch gut ist.

Wobei: Laut Katzenfutter Test 2020 ist auch der Hersteller, den Katzen kaufen würden, mit einem Produkt unter den Guten (Note 1,6) mit dabei.

Vertrauen ist jedenfalls ein wesentlicher Bestandteil einer Marke aus Sicht der Konsumenten. Nun war mein Vertrauen aber schon die ganze Zeit nicht allzu groß. Identifiziert habe ich mich mit der betreffenden Marke ganz sicher auch nicht. Es ist also nicht gerade so, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen.

Dennoch hatte ich schon auf ein gewisses Maß an Qualität gehofft. Die Möglichkeit, dass der Nährstoffmix womöglich genauso ungünstig ausfallen könnte wie bei dem getesteten Produkt der Produktlinie, reicht für mich jedenfalls aus, der ganzen Linie bye-bye zu sagen.

Was macht gutes Katzenfutter aus?

Darüber, was gutes Katzenfutter ausmacht, streiten sich die Geister. Darüber diskutieren auch immer wieder Romy und ich. Dabei bin immer wieder ich diejenige, die mahnt und sagt: Hey, warum sollten ausgerechnet wir es besser wissen? Haben wir etwa Ernährungswissenschaften studiert? Haben wir ein Labor zu Hause, in dem wir Fleisch auf seine Bestandteile untersuchen können?

Nun haben wir beide aber auch mit Katzen zu tun, die sehr unterschiedliche Bedürfnisse haben. Da ist Dickerchen Cobi, der ist mittlerweile nierenkrank und darf nur Nierenfutter zu sich nehmen. Joschi hingegen ist futtermittelallergisch. Bei ihm darf es nur hypoallergenes Futter sein.

Und Luzi? Bei ihr weiß man es nicht so genau. Wegen ihrer Verdauungsprobleme hatte ich mich auf das wenig aussagekräftige »Sensitive« eingeschossen. Das darf man nun gar nicht verwechseln mit solchen Futtern, die tatsächlich für die Sensitiven wie zum Beispiel Joschi da sind. Von hypoallergen kann hier jedenfalls nicht die Rede sein. Bestenfalls geht es in die Richtung »leicht verdaulich«.

Für Cobi und Joschi gibt es also sowieso nur tierärztlich verordnetes Futter. Luzi hingegen probiert gerne immer wieder mal was Neues aus.

Katzenfutter Test 2020: Auf die Nährstoffe kommt es an

Stiftung Warentest geht nun betont auf den Nährstoffmix ein. Schneidet hier ein Futter schlecht ab, wirkt sich dies besonders auf die Gesamtnote aus. Da kann ein Produkt auch nicht mehr punkten, wenn es den anderen Kriterien entspricht: Fütterungshinweise, Schadstoffe, Nutzerfreundlichkeit und Deklaration/Werbeaussage.

Beim Nährstoffmix geht es also um die ernährungsphysiologische Qualität und damit auch um Bestandteile, die nicht deklariert werden. So geht es neben Jod vor allem um (wasserlösliches) Phosphor, Natrium und Kalzium. Die Frage dabei ist auch, in welchem Verhältnis diese drei Letztgenannten zueinander stehen. Und wie ungünstig sich das dann auf Katzen auswirken kann.

Vor allem ist es dieses wasserlösliche Phosphor, so die Info des Tests, das ein Risiko für die Nieren von Katzen darstellt. Und davon hatte Luzi also nun zuletzt möglicherweise/wahrscheinlich viel zu viel.

Sorry, Luz, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dir das bestimmt nicht gekauft.

Ist meine Katze schon zu dick?

Stiftung Warentest stellt beim Katzenfutter Test 2020 aber auch die wirklich wichtige Frage nach der kätzischen Beleibtheit. Die Fütterungshinweise waren schon immer ein Thema, über das Romy und ich uns aufregen können. Was wollen die Hersteller eigentlich erreichen, fragen wir uns immer. Dass unsere Katzen platzen?

Unsere Süßen bekommen nicht ansatzweise so viel, wie die Hersteller empfehlen, und sind trotzdem noch zu dick.

Wer braucht bei dieser Kameraeinstellung noch eine Waage? Katze Cobi ist zu dick! foto: Romy
Kameras können so grausam sein… Aber in einem Punkt hat sie recht: Kater Cobi ist zu dick! foto: Romy

Das hätten wir auch so gewusst. Die hübschen Illustrationen machen es aber noch einmal deutlich. Nehmen wir Cobi zum Beispiel. Der hat keine Taille. Die Rippen lassen sich kaum ertasten. Sein massiv vergrößerter Bauchumfang hingegen schon. Mit anderen Worten: Cobi ist fettleibig. Da kann es keine zwei Meinungen geben. Auch wenn er im wahren Leben wirklich nicht so dick aussieht wie auf dem gemeinen Foto oben.

Möppelchen Luzi hingegen ist lange nicht mehr so dick wie früher. Sie gehört aber immer noch gerade so zu den Übergewichtigen. Zwar hat sie eine deutliche Taille. Doch ihre Rippen kann ich nach wie vor nur erahnen. Allerdings macht gerade dieses Polster sie auch so kuschelig…

Weitere Erkenntnisse aus dem Katzenfutter Test 2020

Beeindruckt hat mich auf jeden Fall die hohe Energiedichte der einzelnen Futter. Nur zwei kommen unter 80 Kilokalorien pro 100 Gramm (und die fielen mangelhaft durch). Das energiereichste Produkt von allen hat 123 kcal pro 100 Gramm.

Dabei bekomme ich einmal mehr bestätigt, dass man die Energiedichte selbst gar nicht so genau ermitteln kann. Die Werte, auf die ich mit den seinerzeit gefundenen Anleitungen komme, liegen jedenfalls immer ein gutes Stück unter den Angaben der Hersteller.

Schade finde ich, dass die Ergebnisse nicht noch detaillierter veröffentlicht wurden. So würden mich nun vor allem die Messergebnisse für Phosphor, Natrium und Kalzium interessieren. Das gilt auch für die Fragen, was denn hinreichend gute Werte wären und ab wann es wirklich fies wird. Zur weiteren Klärung dieser Fragen müsste man sich wohl durch die zitierten Fachartikel arbeiten. Die Kommentare zu den einzelnen Produkten im Test sind in ihrer Kürze jedenfalls leider nur bedingt informativ.

Interessant fand ich aber auch die Erkenntnis, dass fast alle Testsieger aus demselben Haus stammen. Der Futtermittel-Hersteller Saturn Petcare aus Bremen produziert für alle Discounter und freut sich einmal mehr über die guten Bewertungen.

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