Früher hat man davon gesprochen, dass die Katze ihre »fünf Minuten« hat. Heute spricht man von Katzen Zoomies. Lange hat es gedauert, bis ich mal im richtigen Moment die Kamera parat hatte. Denn von fünf Minuten kann bei Luz nicht die Rede sein. Von FRAPs vielleicht schon.
Fünf Minuten? Katzen Zoomies? FRAPs?
Menschen von Katzen kennen es. Alle anderen haben davon vielleicht schon mal gehört: »Meine Katze hatte gestern mal wieder ihre fünf Minuten«.
Auch ich kannte diesen Satz, wusste nur nicht so recht, was ich mir darunter vorstellen soll. Zwar kannte ich auch die Darstellung von Ralf Schmitz und seiner flitzenden Katze, aber das hielt ich dann doch für überhöht. Ich meine, wir reden hier von einem Komiker. Was soll der schon anderes machen als zu übertreiben.
Fakt ist aber, dass er mit seiner Darstellung völlig recht hat. Scheinbar unmotiviert, aber wie von der Tarantel gestochen, rennt die Katze los. Stoppt irgendwo, wetzt sich die Krallen, maunzt dabei. Rennt dieselbe Strecke im selben Tempo wieder zurück. Pest dann noch einmal los. Bleibt schließlich genauso unvermittelt stehen, wie sie gestartet ist. Maunzt vielleicht noch einmal. Diesmal aber eher irgendwie verwirrt.
So zumindest gestalten sich Katzen Zoomies bei Luz. Warum die vermeintlich fünf Minuten auch Zoomies genannt werden, habe ich noch nicht wirklich verstanden. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man das im englischen Sprachraum auch beim Militär benutzt. Dann beschreibt es einen Ausbilder, der mal wieder völlig ausflippt.
Bei Katzen und Hunden bedeutet es jedenfalls FRAPs. Das steht für Frenetic Random Activity Periods, zu gut Deutsch: frenetische, zufällige Aktivitätsperioden. Mit anderen Worten: stürmisch-leidenschaftliche Momente, die sich leider nicht vorhersagen lassen.
Mein erstes Katzen Zoomie mit Luz
Das erste Mal, dass ich Luz hab flitzen sehen, hat mich kalt erwischt. Es muss ihr erster Sommer bei mir gewesen sein, jedenfalls saßen wir abends vor der offenen Balkontür. Sie direkt vor der Tür, ich ein Stück hinter ihr auf der Bettkante. Beide schauten wir hinaus, schauten aber in unterschiedliche Richtungen. Weshalb ich nicht sagen kann, ob sie sich nicht vielleicht doch vor etwas erschreckt hat, das ich nicht sehen konnte.
Für mich jedenfalls wie aus dem Nichts sprang Luz auf, drehte sich um und rannte aus dem Schlafzimmer. Und das alles so schnell, dass sie die Kurve nicht so recht bekam und im Wohnzimmer gegen das Bücherregal flog.
Ich weiß noch, wie mir die Kinnlade herunterfiel und ich ihr mit großen Augen hinterherstarrte.
Ob das nun ein echtes Katzen Zoomie war, kann ich gar nicht sagen. Denn bis dahin kannte ich zu dem Thema nur die Beschreibung von Romy. Die hatte mir erzählt, dass Joschi regelmäßig vom Klo wegrennen würde. Als Erklärung diente ihr dabei immer die Vorstellung, dass er sich vor seinem eigenen Geschäft, das im Allgemeinen einen extremen OLF-Faktor hat, erschreckt.
Nun sollen Katzen Zoomies ja aber für stürmisch-leidenschaftliche Momente stehen. Und da bin ich mir nicht sicher, wie man die mit Klo-Momenten in Verbindung bringen kann.
Luz flitzt nach dem Pipimachen
Während Joschi also von seiner eigenen Kacke davonrennt, hat Luz sich angewöhnt, dies nach dem kleinen Geschäft zu tun.
Bevor Luzi ihr Revier bei mir aufmachte, hatte ich immer die Vorstellung, dass Katzengeschäfte eine eher heimliche Angelegenheit wären. Dass Katzen dabei gerne alleine sind und dass das Ganze in aller Stille stattfindet.
Wie sehr man sich täuschen kann. Allein mit dem richtigen Katzenstreu kann von Stille schon mal keine Rede sein. Aber Luz maunzt auch gerne mal vor den Geschäften. Beizeiten klingt das dann alles andere als glücklich. Zu den Zeiten, da sie mit Verstopfung zu tun zu haben schien, hat mich das auch sehr beunruhigt.
Vom Klo weggerannt ist sie nach ihrem großen Geschäft aber noch nie. Das macht sie erst seit gut einem Jahr. Dann aber nur nach dem Pipimachen.
Neue Zoomie-Perspektiven
Bis vor Kurzem hätte ich auch nicht gesagt, dass sie dabei einen leidenschaftlichen Eindruck macht. Dann aber begann die Zeit, da wir anfingen, für unsere Lieblings-Disziplin bei den Cat Olympics zu trainieren: die Synchrongeschäfte. Und in diesem Kontext durfte ich auch einmal miterleben, wie Luz ihr Zoomie startet.
Soll heißen: Normalerweise befinde ich mich gerade im Wohnzimmer, wenn Luz unseren Catwalk rauf- und wieder runterflitzt. Aber in dem Fall saß ich noch auf dem Topf, als sie in normalen Tempo zur Badezimmertür ging – um dann dort ihren Spurt zu starten.
Das wirkte in der Tat alles andere als panisch. Eigentlich sah es sehr kontrolliert aus. Als wäre ihr bei den drei Schritten zur Tür in den Sinn gekommen: Hey, ich könnte mal einen kleinen Sprint einlegen.
Seither sehe ich das mit ihren Katzen Zoomies entspannter und frage mich nicht mehr, ob nicht vielleicht doch etwas anderes, weniger Erfreuliches dahinterstecken könnte.
Allerdings sehe ich mich nun auch echt herausgefordert. Wenn das Zoomen bei den Cat Olympics mit in die Bewertung einfließt – wie soll ich es jemals schaffen, mit Luz nun auch noch synchron aus dem Bad zu flitzen?