Jeder Jeck ist anders, das weiß man hier in Köln. Diese Weisheit gilt aber natürlich auch für Katzen. Wenn es um Marotten geht, also diese kleinen Spleens, die Katzen so pflegen, dann zeigen sich die individuellen Vorlieben. Joschi ist neuerdings in geheimer Waschbecken-Mission unterwegs. Cobi bleibt seiner Begeisterung für Fleece-Decken und fließendes Wasser treu. Störti unterstützt Gäste bei wichtigen Geschäften. Und Luz hat ihre Begeisterung fürs Zupfen wiederentdeckt.
Katzen Marotten: Hobby, Langeweile, geniale Strategie oder Stereotypie?
Es ist nicht wirklich einfach zu sagen, wovon wir hier eigentlich sprechen, wenn es um die Marotten von Katzen geht.
… Hobby
Einerseits könnte es etwas sein, dass eine Katze wirklich gerne macht. Ich nenne das dann Hobby. Damit meine ich, dass Luz wirklich glücklich aussieht, wenn sie zum Beispiel vor ihrem Trampolin sitzt und an den überhängenden Teilen der Sprungfläche zupft.
Zupfen ist etwas, das Luz phasenweise wirklich oft macht. Ich kann mich noch erinnern, dass ich dieses Verhalten bereits bei ihr gesehen habe, als wir noch in der Phase des Kennenlernens waren.
Damals saß sie bei Romy vor einem Kinosessel und bearbeitete mit Hingabe eine der Nähte. Offenbar war sie der Meinung, dass die Verkleidung des Sessels unbedingt überarbeitet werden müsse. Vielleicht war es aber auch ein Ausdruck ihrer Langeweile. Oder sie hatte damals schon diese Stereotypie entwickelt.
Zuletzt hatte sie jedenfalls monatelang vom Trampolin abgelassen. Ich hatte schon vermutet, sie hätte ihr Werk für vollendet erklärt. Nun arbeitet sie aber immer wieder mal daran. Und schaut mich trotzig an, wenn ich sie dabei störe.
… Stereotypie
Stereotypien, also diese ständig gleichbleibenden Handlungen ohne Ziel oder Funktion, wären natürlich kein gutes Zeichen. Ein Ausdruck von Langeweile bestenfalls. Vielleicht aber auch eine Störung, die auf einem Mangel basiert. Dem Mangel an sozialer Interaktion zum Beispiel. Oder dem Gefühl einer Benachteiligung. Das wäre natürlich alles andere als gut und auf jeden Fall eine wohlüberlegte Maßnahme wert.
Die Abgrenzung ist nicht leicht zu treffen, aber ein bisschen verrückt sind wir doch alle, oder? Würden wir jeden kleinen Spleen sofort therapieren wollen, gäbe es für die wirklich Gestörten keine Therapieplätze mehr.
Deshalb betrachte ich die Marotten der Katzen, die ich kenne, erst einmal mit einem Augenzwinkern. Dass wir alle unseren Katzen mehr Zeit und Aufmerksamkeit schenken sollten, versteht sich für jemanden wie mich von selbst.
… geniale Strategie
Beim Thema Rupfen fällt mir natürlich auch sofort wieder Luzis Begeisterung für das morgendliche Rupfen an Kissen und Bettdecke ein. Genervt von dieser Ruhestörung hatte ich mir eine Gegenstrategie überlegt, um sie davon abzubringen. De facto bin ich kläglich gescheitert.
Denn mittlerweile hat sich das Problem von selbst gelöst: Ich stehe einfach früher auf. Und damit bewahrheitet sich, was so viele Tierärzte und Tiertherapeuten wissen: Haustiere haben mehr Zeit und mehr Geduld. Im Endeffekt werden sie also ihre Menschen erziehen. Damit muss man leben.
Luz hat, was ihr morgendliches Treiben betrifft, übrigens von einer großen Vertreterin ihrer Art gelernt. Oder die hat es sich von Luz abgeschaut? Wie auch immer. Wer wissen will, wie das morgens bei uns mittlerweile so abgeht, wenn ich nicht freiwillig früher aufstehe: Luz hält es da wie Chloe von Pets 2. Und zwar genau so! Denn auch bei uns gilt: Es gibt die eine Methode, mit der Luz mich ganz sicher weckt…
So oder so, Mission erfüllt, könnte man da auch sagen. Oder einfach nur anerkennen, dass Luzi mich mit ihrer genialen Strategie gut erzogen hat.
Katzen Marotten: 007-Joschi und die Waschmaschine
Apropos Mission. Kürzlich schrieb mir Romy:
Hier passieren auch merkwürdige Sachen: Joschi hört, wenn man nur das Fach der Waschmaschine für das Waschmittel öffnet, kommt angerast, setzt sich auf die Waschmaschine und starrt ins Waschbecken.
Romy letztens so
Die Frage, die sich nun stellt: Was hat Joschi nur im Sinn?
Er bleibt wohl nicht lange genug auf der Waschmaschine sitzen, um den schönen Effekt des Rumpelns beim Schleudergang mitzuerleben.
Er bleibt allerdings lange genug sitzen, sodass ihm fast die Augen zufallen. Normalerweise würde er zu der Zeit ein Schläfchen halten, erzählte mir Romy nun. Es muss sich also um etwas handeln, das für ihn so wichtig ist, dass es Vorrang vor seinen Schlafbedürfnissen hat.
Die Vermutung liegt nun nahe, dass er die Geräusche aus dem Abfluss gut findet. Immerhin gluckert es da meistens, wenn die Waschmaschine Wasser zieht oder abpumpt. Und konkret beim Abpumpen kommt es wohl vor, dass das Abwasser sich ein wenig in das Waschbecken hochdrückt. Joschi könnte das irgendwann gesehen und für spannend befunden haben.
Vielleicht erkennt er aber auch den tieferliegenden Grund. Wer weiß, was da den Abfluss verstopft. Vielleicht weiß er mehr als seine Menschen. Erkennt das Problem. Weiß, dass man das im Blick behalten muss. Und will so einfach nur die Welt retten.
So oder so ist es besser, er sitzt auf der Waschmaschine als darin. Luzi war schon mal halb auf dem Weg in die Maschine. Und eine Bekannte erzählte mir kürzlich, dass ihre Katze schon drinnen saß, als sie die Maschine schließen und anwerfen wollte. Zum Glück wollte sie vorher noch ein Wäschestück hineinstopfen. Puh!
Katzen Marotten: Störti und das stille Örtchen
Welcher Mensch einer Katze kennt das nicht. Da möchte man nur mal schnell ein kleines Geschäft erledigen – und schon schaut die Katze mindestens mal um die Ecke.
Nun wissen Menschen von Katzen, dass geschlossene Türen gar nicht gehen. Wir gehen also auch aufs stille Örtchen, ohne die Tür hinter uns zu schließen. Okay, es soll auch Menschen geben, die leben in großen Familien, die schließen dann schon mal die Badezimmertür. Aber wir hier haben diese Tür eigentlich nur noch für Gäste.
Luzi kommt nicht immer, aber fast immer mit, wenn ich mal eben was Kleines zu erledigen habe. Für mich gehört das schon zum guten Ton. Und meist fordere ich sie auf, doch eben schnell mit mir eine kleine Übungseinheit auf dem Weg zur Goldmedaille im Synchronpinkeln zu absolvieren. Manchmal lässt sie sich darauf ein.
Aber apropos Gäste. Es gibt da eine kleine Katzen-Lady, ihr Name ist Störti, zu deren Marotten gehört es, Gäste des Hauses mit aufs Klo zu begleiten. Und nicht nur das: Sie springt dem Gast, der auf dem Klo sitzt, dann auch gerne auf den Schoß!
Nun verfüge ich leider nicht über eine fotografische Dokumentation dieser außergewöhnlichen Katzen Marotte. Dabei ist es nicht überliefert, ob diese Aktion jemals dokumentiert werden konnte. Ich meine, wer lässt sich schon gerne mit heruntergelassener Hose fotografieren?
Katzen Marotten: Cobi schleckt an Mikroplastikfasern
Cobi zeigt da eine vergleichsweise normale Marotte: Er schleckt gerne an Decken. An Fleece-Decken, wohlbemerkt. Wolldecken und Bettbezüge lässt er wohl in Ruhe.
Nun könnte man meinen: Lass den Jung doch schlecken. Wenn es ihm so viel Freude bereitet!
Das Blöde an Fleece-Decken ist aber, dass sie aus Mikroplastik bestehen. Es mag gut klingen, dass dieser Stoff oft aus recycelten PET-Flaschen produziert wird. Das ist aber eben auch das Problem. Mit jedem Waschgang lösen sich Fasern und landen im Abwasser. Somit in den Meeren und letztendlich in den Mägen von Fischen und allen Tieren, die dort leben.
Oder sie landen im Magen von Cobi.
Vielleicht steckt also auch hier eine Mission hinter dem Verhalten: Will Cobi gar die Weltmeere retten? Oder beinhalten die Fleece-Fasern ähnlich wie manche Plastiktüten (die Joschi bevorzugt) wohlriechende Weichmacher? Vielleicht möchte Cobi mit dem Schlecken aber einfach nur Stress abbauen.
Man weiß es nicht. Dennoch ist das Schlecken an diesen Mikroplastikfasern nicht die beste aller Ideen.
Katzen Marotten: Fließendes Wasser bevorzugt
Es gibt da allerdings noch eine weitere Marotte, die Cobi so hat. Und die ist weit weniger heikel. Er teilt sie mit so manch anderer Katze: die Begeisterung für fließendes Wasser.
Cobi mag sein Wasser halt nur, wenn es direkt aus dem Hahn kommt. Dafür stellt er sich gerne in die Küchenspüle. Aber ganz besonders gerne steht er wohl mit allen Pfoten in der Dusche. Und beschwert sich, wenn die nicht stark genug aufgedreht ist.
Dass er dann hinterher mit durchnässten Pfoten durch die Wohnung läuft, hat zumindest den Vorteil, dass Romy sofort weiß, wo er sich gerade aufhält.