Katze vorm Spiegel – erkennt Luzi sich selbst?

Jeden Abend, wenn Luzi ihren Schlafplatz sucht und dabei ihren Luzi-Move hinlegt, schaut sie immer wieder in den Spiegel. Das bietet sich irgendwie an. Der Spiegel steht nämlich auf einem Hocker neben dem Bett. Meist legt Luz sich dann auch genau dort zur Ruhe. Mit dem Blick in den Spiegel. Doch was sieht eine Katze vorm Spiegel? Sich selbst?

Katzen scheitern beim Spiegeltest

Nur wenige Tiere bestehen den großen Spiegeltest. Also jenen Test, bei dem sie in einem Spiegel offenbar sich selbst erkennen. Ganz im Gegenteil regen sich aber manche unserer nächsten Verwandten mächtig auf, wenn sie da plötzlich einen vermeintlichen Rivalen im Spiegel sehen.

Denken wir doch mal kurz über den Spiegel und über das nach, was er mit uns macht. Wer das Konzept des Spiegels nicht kennt, muss ja erst einmal davon ausgehen, dass es sich um eine Art Doppelgängerin handelt, die einen da durch einen Rahmen schaut. Oder potentiell auch hinter einem sitzt. Es verwundert also nicht, wenn sich eine Katze vorm Spiegel erst einmal irritiert umschaut.

Nur wer weiß, was so ein Spiegel kann, erschreckt sich nicht mehr vor dem vermeintlich Anderen. Erst mit dieser Erkenntnis ist es möglich, das eigene Erscheinungsbild im Spiegel zu checken. Und das überprüft der Spiegeltest.

Beim Spiegeltest bekommen die Testkandidaten meist einen Punkt auf die Stirn gemalt. Bestenfalls so, dass sie es gar nicht mitbekommen. Wenn sie dann in den Spiegel schauen und sich gar an die Stirn fassen… Dann hat man es wahrscheinlich mit einem sehr eitlen Affen, Delphin oder Elefanten zu tun.

Konzept vom eigenen Anblick nötig

Wobei so ein Affe, Delphin oder Elefant ja erst einmal ein Konzept davon haben muss, dass er (oder sie) normalerweise keinen Punkt auf der Stirn trägt. Ein wenig Vorerfahrung mit dem eigenen Bild muss also schon vorhanden sein. Das wundert aber auch vielleicht nicht so sehr. Immerhin bieten einem zum Beispiel auch Wasserflächen bei günstigem Licht den eigenen Anblick.

Katze Luzi mit Klecks Lebercreme auf der Nase - der sie vorm Spiegel wohl auch nicht gestört hätte
Hätte Luzi den Klecks auf der Nase im Spiegel gesehen – und mit der Pfote entfernt??

Katzen (so auch Hunde) ist ihr Spiegelblick jedenfalls meist schnurzegal. Kleckse im Gesicht in der Regel auch. Was wahrscheinlich daran liegt, dass sowohl Katzen als auch Hunde ihre Umwelt nicht vorrangig über die Augen wahrnehmen. Hören, Riechen und Tastsinn sind beiden viel wichtiger.

Wenn sich nun also eine Katze vorm Spiegel umdreht, um die vermeintlich Andere hinter sich zu entdecken – dann wundert die Irritation nicht. »Wie zum Teufel konnte die sich anschleichen, ohne dass ich davon was mitbekommen habe??« mag sie sich dann fragen.

Sowas Ähnliches frage ich mich neuerdings aber auch immer wieder. Seit der Kürzung ihrer Krallen ist aus Luz ein derartiges Leisepfötchen geworden – ständig materialisiert sie sich völlig unvermittelt neben oder hinter mir. Das aber nur so am Rande…

Katze vorm Spiegel ohne Selbsterkenntnis?

Nun hatten Forscher herausgefunden, dass selbst Putzerfische den Spiegeltest bestehen. Putzerfische, das sind diese kleinen Gesellen, die ihre Zwangsstörung als Dienst großen Fischen anbieten. Und diese kleinen Wichte sollen nun mehr Verständnis von ihrem Selbst haben als Katzen oder Hunde? Kaum zu glauben.

Vor allem schon deshalb kaum zu glauben, weil Luz sich mit dem Spiegel so verhält, wie ich es auch tue. Mal wirft sie wie im Vorbeigehen einen schnellen Blick (»Sitzt die Frisur… äh, das Fellkleid noch gut?«). Mal verbringt sie mehr Zeit damit, sich im Spiegel anzuschauen. Was sie dann sieht, scheint sie jedenfalls nicht zu erschrecken. Weder vor sich selbst noch vor einer vermeintlichen Zwillingsschwester, nach der sie sich noch nie umgeschaut hat.

Vielmehr schauen wir uns beide oft über den Spiegel in die Augen. Luz macht das ja ohnehin gerne, mir in die Augen schauen. Blickkontakt ist ganz wichtig zwischen uns. Umso beeindruckender finde ich, dass sich meine Katze mit mir vorm Spiegel nicht zu mir umdreht, sondern den Blickkontakt quasi über Bande herstellt.

Was für mich ganz klar bedeutet, dass sie zwei Dinge weiß:

  1. Das ist mein vertrauter Mensch, dessen Abbild ich im Spiegel sehe.
  2. Und daneben, das hübsche kleine Kätzchen, das bin ich.

Mehr Selbsterkenntnis braucht keine Katze.

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