Katze putzt sich und Mensch genießt

Könnte etwas entspannender sein, als einer Katze dabei zuzuschauen, wie sie sich putzt? Ja, vielleicht. Wenn sie nämlich auch noch ihren Menschen putzt. Denn wegen der vielen kleinen Widerhaken auf ihrer Zunge fühlt es sich an wie ein gutes Peeling. So oder so, das Putzen einer Katze ist nicht nur gut für ihr Fell und ihre Gesundheit. Es ist auch gut für die Seele von Katze und Mensch.

Katzen sind die reinlichsten Haustiere

Steile These, die ich da über Katzen als die reinlichsten Haustiere aufstelle. Dabei ich weiß noch nicht mal, ob sie stimmt. Denn gerade Schweinen sagt man nach, dass sie besonders reinlich seien. Ihr tägliches Schlammbad sorgt für die nötige Hautpflege. Und sie würden nie dort kacken, wo sie essen oder schlafen. Ich bin nicht sicher, ob man das so von jedem Menschen behaupten kann.

Katzen jedenfalls würden das auch nicht tun, dort kacken, wo sie essen oder schlafen. Und der große Vorteil: Katzen brauchen kein Schlammbad für die Fellpflege. Ihr Fell pflegt eine Katze, indem sie es einfach mit ihrer Zunge putzt. Und das macht sie so oft am Tag, dass Schätzungen davon sprechen, dass Katzen ein Drittel ihres Lebens mit Schönheitspflege verbringen.

Nun hat das Putzen aber nicht nur mit der Schönheit zu tun. Wenngleich ich mir sicher bin, dass Katzen gerade dieser Aspekt besonders wichtig ist. Ich meine, wer so schön auf die Welt gekommen ist, weiß, dass solch Schönheit auch vergänglich ist. Man also auch was dafür tun muss. Manche machen deswegen täglich Sport. Versagen sich leckeres Essen. Und brauchen morgens mehr als eine Stunde im Bad.

Katzen hingegen legen sich einfach irgendwo gemütlich hin und fangen an zu schlecken. Luzi macht das schätzungsweise fünf- bis sechsmal am Tag. Die Nacht mit eingerechnet.

Katze wäscht sich mit der Zunge

Aber eine Katze putzt sich natürlich auch, um ihrem Instinkt für ein gutes Hygienemanagement zu entsprechen. Dieses eingebaute Programm weiß ja nichts von Menschen und Bürsten und dass manche Menschen eine wahre Freude dabei verspüren, ihre Katzen zu frisieren. Ich gehöre auf jeden Fall zu dieser Sorte Mensch.

Nun gehört zu unserem Frisierprogramm aber nicht das Waschen. Auch nicht das Schneiden und Föhnen, aber das ist eine andere Geschichte. Für das Waschen ist jedenfalls Luz höchstselbst verantwortlich. Mit ihrer Zunge fährt sie ja nicht nur über ihr Deckhaar und säubert es so vor Verunreinigungen. Sie putzt auch sozusagen dazwischen und reinigt damit auch die Unterwolle. Und sofern man bei 25.000 Haaren pro Quadratzentimeter Haut überhaupt eine Chance hat, an ebendiese zu gelangen, kommt es auch zur Reinigung der Haut.

Gewaschen wird hier also nicht (obwohl ich schon die Phantasie von Luz mit Schaumkrönchen in der Badewanne habe). Ich bürste die Luz nur und sorge so dafür, dass Haare, die gar nicht mehr länger bei ihr bleiben wollen, nicht in Luzis Magen landen und dort verklumpen.

Putzen dient nicht nur der Hygiene

Das Putzen dient aber eben nicht nur der Sauberkeit. Vielmehr parfümiert sich eine Katze durch das Putzen. Gibt sich somit ihren individuellen Duft, der sie für andere Katzen interessant macht. Aber nicht nur für die.

Ich zum Beispiel liebe Luzis Duft, der so unterschiedlich sein kann. Gestern Abend zum Beispiel roch sie ganz wunderbar nach Kaffee. Warum auch immer. Getrunken hatte sie jedenfalls keinen. Ich aber auch nicht, so kurz vor dem Einschlafen.

Auch dient das Putzen offenbar dem Einfetten des Fells. Wenn eine Katze sich putzt, regt sie ihre Talgdrüsen an. Die produzieren dann Fett, das die Zunge im Fell verteilt und es so wasserabweisend macht. Klingt irgendwie mehr nach Ente, funktioniert aber – trotz fehlender Bürzeldrüse – auch bei Katzen ganz gut.

Und spätestens seit der letzten heißen Sommer (ich meine die drei Sommer, die Luzi nun schon bei mir lebt) wissen wir, dass das Schlecken auch der Abkühlung dient. Weshalb ich sie auch hierbei unterstütze und ihr Fell an allzu heißen Tagen regelmäßig mit nassen Händen streichele.

Putzen dient auch der Seele

Wenn die Katze sich putzt, geht es aber nicht nur um körperliche Aspekte. Es geht auch um die Seele. Das Wohlbefinden. Den Stressabbau.

Dabei gelten alle drei Aspekte nicht nur für die Katze. Sie gelten auch für ihren Menschen.

Klar, es gibt diese hektischen Momente, in denen Luzi sich plötzlich irgendwo abschlecken muss. Ich vermute dann immer, dass es sie dort juckt und sie sich mit der Zunge mal schnell kratzen muss.

Abgesehen davon aber ist doch meist so, dass sich gut vorhersagen lässt, wann Luz sich gleich putzen wird. So weiß ich zum Beispiel, dass ich genug gestreichelt habe, wenn sie einmal herzhaft gähnt. Keine Sekunde später fängt sie dann an, sich zu putzen. Und verbindet dabei meinen Geruch mit ihrem zu einer Dufteinheit, wie man so schön sagt.

Oder abends vor dem Einschlafen. Fast immer, bevor ich das Buch beiseitelege und das Licht ausmache, höre ich es hinter mir schlecken. Wen wundert das – unsereins geht vor dem Schlafengehen ja auch noch mal ins Bad.

In solchen Fällen putzt sich eine Katze jedenfalls ausgiebig und voller Ruhe. Ihr allein dabei zuzuhören, finde ich schon immer den absoluten Knaller. Ich liebe diesen Sound, vor allem so kurz vor dem Einschlafen. Oder auch mitten in der Nacht: schleck, schleck, schleck.. Das ist einfach wunderschön und so entspannend. Wer kann dabei schon wachbleiben?

Katzen putzen auch ihre Menschen

Nun putzen Katzen ja nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Katzenfreund/innen. Oder auch ihre Menschen.

Ein Freund erzählte mir, dass seine Katze ihn morgens gerne wachgeputzt hätte. Schleck, schleck, schleck an seiner Schläfe oder der Stirn. Er fand das nicht so toll, ich hingegen habe ein wenig neidisch reagiert. Weil ich doch morgens lieber wachgeschleckt als wachgezupft werden würde. Wobei ich auch das schon erlebt habe. Erst intensives Schnüffeln hinter meinem Ohr. Dann – schleck, schleck, schleck – ein kleines Peeling an der Schläfe. Was soll ich sagen: Ich fand es äußerst spannend.

Seit unserem Training mit der Rampe bekomme ich zumindest mein tägliches Handpeeling. Immer im Anschluss gilt es für Luz, mir auch noch die letzten Moleküle, die nach Leckerli schmecken könnten, von den Händen zu schlecken.

Putzen auf dem Balkon

Nun dient es aber auch dem Stressabbau, wenn eine Katze sich putzt. So jüngst geschehen bei Luz. Zum ersten Mal putzte sich sich nämlich, während sie auf dem Balkon saß.

Was hat das mit Stress zu tun, mag der ein oder die andere da fragen. In der Tat habe ich im ersten Moment auch gedacht, dass dieser Moment doch eher von Entspannung sprach. Dass es ein Ausdruck dafür sei, dass sie sich auf dem Balkon sicherer fühlt, als dies bislang der Fall war.

Im Prinzip ist das wohl auch so. Und doch hat das Ganze wahrscheinlich auch etwas mit Stressabbau zu tun. Leider ist es halt so, dass es auf unserem Balkon tagsüber doch sehr laut ist. Auch ich finde es nicht besonders angenehm. Stelle ich mir nun vor, ich sei ein kleines Fluchttier, das im Wesentlichen nur die Geräuschkulisse einer Wohnung kennt – mich würde der Straßenverkehr ziemlich erschrecken.

Luz unternimmt ihren Rundgang also lieber in den späten Abendstunden oder am frühen Sonntagmorgen. Dabei hat sich im Laufe der Zeit ihr Neugier verstärkt und somit auch die Verweildauer verlängert. Stress ist aber ganz sicher noch ein Faktor. Wenn sie den nun mit Putzen abarbeitet – und das sogar am Ort des stressenden Geschehens -, dann ist das für mich ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

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