Was hatten wir es uns geschworen, dass das nicht nochmal passiert. Regelmäßig wollten wir Luzis Krallen kontrollieren und kürzen. Und dachten, das auch zu tun. Nicht im Ernst bin ich davon ausgegangen, dass da schon wieder eine Kralle meiner Katze rund wächst und sich in den Ballen bohren könnte. Der Schock hätte kaum größer sein können.
Heitere Einladung zum Schnipp-Schnapp-Tag
Ein heiterer Nachmittag sollte es werden. Auch wenn Romy und ich beide gerade viel um die Ohren haben und entsprechend schon am Stock gingen, schrieb ich ihr tags zuvor noch:
Einmal werden wir noch wach,
heißa, dann ist Schnipp-Schnapp-Tag!
Müdigkeit hin oder her, mit dem Kürzen der Krallen konnte und wollte ich nämlich nicht länger warten. Zu groß war dann doch die Sorge, das Übel könnte wieder passieren. Dass eine Kralle meiner Katze wieder rund wächst und sie verletzt.
Das erste Mal, dass das passiert war, ist uns beiden einfach zu gut im Gedächtnis geblieben. Was hatten wir vor gut einem Jahr Blut und Wasser geschwitzt, als wir diese Art von OP durchführen mussten.
Also hatte ich mir vorgenommen, dass ich das mit dem Krallenschneiden nun wenigstens zweimal im Jahr mache. Entweder selbst mit der Unterstützung von Romy. Oder im Zusammenhang mit tierärztlichen Untersuchungen.
So hat das letzte Krallenschneiden vor einem halben Jahr stattgefunden. Der Abstand schien zu passen, denn zuvor waren es auch immer so ungefähr sechs Monate gewesen. Ohne dass es zu Problemen gekommen wäre. Weshalb ich auch jetzt der Überzeugung war, dass alles gut sein müsste. Dass Luzis Krallen zwar zu lang, aber noch okay wären.
Doch offensichtlich braucht eine Katze nicht mehr als ein halbes Jahr, damit so eine Kralle rund wächst und sich in den Ballen bohrt.
Welch bittere Erkenntnis.
Wie oft kürzen, bevor eine Kralle rund wächst?
Nun stellt sich mir die Frage, wie oft wir hier Schnipp-Schnapp-Tag spielen sollen. Viermal im Jahr?
Ich habe nachgelesen und fand den Rat, alle zwei Monate nach den Krallen zu schauen. Denn wenn genau das eintritt, was ich hier so gut kenne, ist es eigentlich schon zu spät. Sagt zum Beispiel der Tierarzt auf Rädern.
Denn natürlich, klar, Luzi war zuletzt immer wieder mit ihren Krallen hängengeblieben. Hatte schon das neue Bettlaken gelöchert. Auch wenn sie in diesen Sommertagen kaum Zeit auf dem Bett verbringt, sondern lieber daneben liegt.
Auch hatte ich zuletzt ihr Klackern auf dem Laminat wahrgenommen. Wobei ich dabei davon ausgegangen bin, dass es nur die Krallenspitzen seien, die für diesen Sound sorgen. Nicht war mir klar, dass mir das eine Vorwarnung hätte sein müssen. Dafür, dass es schon höchste Zeit für den Schnipp-Schnapp-Tag gewesen wäre.
Leider ist es bei Luzi aber so, dass sie mit ihren Pfoten sehr eigen ist. Klar, im Zuge unserer Versuche des Medical Trainings hat sie gelernt, mir ihre Pfote zu geben. Aber das bedeutet nicht, dass sie sie mir zur ausführlichen Betrachtung in die Hand gibt.
Tatsächlich habe ich es nie geschafft, dass sie mir ihre Pfote für mehr als eine Sekunde auf die Hand legt. High Five? Kein Problem. Aber sobald ich auch nur den Ansatz mache, mit meinem Daumen einmal die Pfote berühren zu wollen, zack, ist die Pfote weg.
Und so schnell kann ich da einfach nichts sehen. Ich sehe ja noch nicht mal jetzt, ob ihre Wunde gut verheilt. Selbst wenn sie auf der Seite liegend schläft und ich mich mit einer Taschenlampe an sie heranrobbe. Der Cut versteckt sich zu gut zwischen den Ballen. Und schnell wacht Luzi auf und ist gar nicht amüsiert über meine Inspektion.
Krallen schneiden nur unter Droge
Entsprechend funktioniert das mit dem Krallenschneiden nur unter Droge.
Also, bitte, Droge nicht für uns. Romy, die zum Festhalten kommt, und ich brauchen einen absolut wachen Kopf. Die Droge braucht die Luzi, die das Spiel sonst niemals mitmachen würde.
Droge heißt also mal wieder Gabapentin. Das immer wieder neue Nebenwirkungen zeigt. Von dem sonst üblichen Erbrechen konnte diesmal zum Beispiel gar nicht die Rede sein.
Ganz im Gegenteil hat es wie ein Appetitanreger gewirkt. Weshalb das größte Problem meiner wohlgenährten Katze (neben der rund gewachsenen Kralle) ihre Sorge war, es könnte nicht genug zu futtern geben. Wie eine Irre ist sie über ihren Napf hergefallen und später auch die Leckerli, die es beim Krallenschneiden gab.
Und das auch noch, als ich die schlimme Kralle entdeckt hatte – und mir jegliches Amüsement aus dem Gesicht gefallen war. Oder als ich dann bereits die OP begonnen hatte. Monsterkralle schneiden und die Spitze aus der Wunde ziehen, das tut auf jeden Fall weh. Das Desinfizieren auch, keine Frage.
Auf den Appetit geschlagen ist der Luzi das alles aber nicht.
Kralle wächst rund vor allem bei älterer Katze
Das mit dem Kürzen hätte ich ja niemals begonnen, würde Luzi sich ihren Krallen und ihrem Fell noch so ausgiebig widmen wie früher.
Wobei sie es ja durchaus noch tut. Luzi putzt sich noch. Und Luzi zieht sich auch noch die Krallenschalen ab. Aber beides macht sie eben nicht mehr mit derselben Hingabe.
Schuld daran ist sicherlich ihre Arthrose. Das mit dem Verrenken wie eine Brezel funktioniert halt nicht mehr so gut, wenn die Gelenke schmerzen. Zwar kommt sie zum Beispiel noch selbst an ihren Po. Aber im Zweifel putzt sie sich da eben nur noch, wenn es unbedingt sein muss.
Ansonsten verlässt sie sich auf mich. Mittlerweile streckt sie mir ihren Po bereitwillig hin, damit ich ihr auch dort die überschüssige Unterwolle herauszupfe. Dazu war sie früher nicht bereit.
Was ein wenig Hoffnung aufkommen lässt, dass ich irgendwann auch mal an ihre Krallen darf. Wenigstens zum Gucken, ob die Pediküre wieder nötig wäre. Aber die Hoffnung ist doch eher sehr gering.
Nun habe ich irgendwo gelesen, dass eine Katze auch gar keine Chance mehr hat, die Schale von einer Kralle zu entfernen, wenn die bereits rund wächst. Das funktioniert wohl nur, solange das Ding noch im Bereich des Viertelkreises ist. Alles darüber hinaus ist schon zu lang.
Auch habe ich gelesen, dass gerade bei älteren Katzen die Krallen schneller und weicher nachwachsen und sich deshalb leichter verformen (Quelle: tiergesund.de).
Uff.
Das bedeutet für uns also wirklich, dass wir alle drei Monate zuschlagen… äh… schneiden müssen. Und das bedeutet, dass ich einen Tierarzt finden muss, der uns entsprechend mit Gaba versorgt. Denn das Zeug ist natürlich rezeptpflichtig. Was ja auch gut und richtig so ist. In unserem Fall ist das halt nur gerade irgendwie sehr blöd.