Katze auf dem Schrank: alte Fotos von der jungen Luzi

Plötzlich tauchen Fotos von Luzi auf, wie sie früher war. Als sie gerade frisch aus dem Tierheim kam, eine Angstkatze durch und durch. Meine Begeisterung könnte kaum größer sein. Nicht weil ich eine verängstigte Version meiner Katze sehe, die sich auf dem Schrank vor Joschi und dem Rest der Welt versteckt. Für mich ist es vielmehr so, als würde man mir verschollen geglaubte Babyfotos zeigen. So war sie damals, die Kleine!

Luzi unglücklich im Tierheim

Luzi in the Tierheim box. foto: Romy

Eigentlich müsste Romy diese Geschichten selbst erzählen. Aber Romy kramt lieber alte Fotos hervor und schickt sie mir mit Kommentaren wie: »Halt dich fest.« Oder: »OK. Anschnallen.«

Festhalten und anschnallen musste ich mich tatsächlich. Luz lag nämlich gerade schnarchend auf mir, als die Bilder kamen. Und ich wollte definitiv nicht ihren Schönheitsschlaf durch exzessives Juchzen meinerseits stören. Aber hey, das ist mir echt schwergefallen.

Zuerst kam das hier: Luzi in the box.

Wie oft habe ich diese Geschichte schon gehört. Wie Romy und ihr Freund (der das »Fluchtauto« steuerte) Luzi im Tierheim fanden. Völlig verschüchtert in einer Kiste sitzend, aus der sie sich ihr Futter von einem vorwitzigen Kater hatte klauen lassen. Wie das Romys Herz berührte und sie wusste, dass sie dieses Kätzchen auf jeden Fall aus der Situation im Tierheim retten musste.

Und nun, zum ersten Mal, sehe ich das Bild zur Geschichte. In meinen Augen sah das immer ganz anders aus. Mehr so dunkle Kiste. Dunkler Raum. Alles dunkel. Nun freut es mich zu sehen, dass ihre Box zwar immer noch eine Box war, alles aber immerhin viel freundlicher aussieht, als ich es mir jemals vorgestellt habe.

Katze aus der Box auf den Schrank

Neues Lieblingsbild der jungen Luzi: schüchtern kecke Katze auf dem Schrank
Neues Lieblingsbild der jungen Luzi: schüchtern-keck auf dem Schrank. foto: Romy

Immer wieder hat mir Romy erzählt, dass Luzi früher ganz viel Zeit nicht nur im, sondern vor allem auch auf dem Schrank verbracht hat. Das konnte ich mir in der Tat immer nur schwer vorstellen. Denn ich kenne die räumliche Situation. Der Schrank ist vielleicht nicht gerade übermäßig hoch. Aber neben ihm steht nur eine Kommode. Und die ist erheblich niedriger als der Schrank und bietet die einzige Option für den Aufstieg.

Normalerweise sollte es für eine Katze kein Problem sein, von dieser Kommode auf den Schrank zu kommen. Joschi springt zum Beispiel weit höher. Von wo auch immer geht es auf die Zimmertür, deren Schwung er mitnimmt, um so auf einem Regal zu landen.

Wir sprechen hier aber von Luzi. Und die hat sicherlich schon damals erste Probleme mit ihren Gelenken gehabt. So oder so hat sie sich noch nie als besonders sportlich gezeigt. Ihre höchsten Sprünge, die ich von ihr kenne, waren vom Boden auf eine Kommode. Oder auf meinen Schreibtisch. Und nun, da sich ihre Arthrose immer deutlicher zeigt, hüpft sie nur noch aufs Bett.

Ich erinnere mich aber, dass sie damals kurz nach ihrem Revierwechsel sehr wohl immer wieder mal ihren Blick nach oben gerichtet hat. Wegen einiger Shirts, die plötzlich am Boden lagen, vermute ich sogar, dass sie einmal den Aufstieg auf eins meiner Regale versucht hatte. Aber oben angekommen ist sie definitiv nicht. Es gibt dort nämlich – wie auch sonst nirgendwo – keinen entsprechenden Platz für sie.

Katze auf dem Schrank genießt den Ausblick – oder versteckt sich

auch ein bisschen wehrhaft, die Angstkatze auf dem Schrank. foto: Romy
Der Schrank diente Luzi vor allem als Versteck, das sie auch verteidigt hätte. foto: Romy

Katzen lieben gemütliche Plätze mit guter Aussicht. Also zumindest die meisten Katzen lieben erhöhte Liegeplätze. Luzi nutzt nur drei: meinen Schoß, das Bett und seit unserem schlimmen Tag in der Tierklinik auch ihren Balkon. Früher kam auf jeden Fall noch der Küchentisch hinzu.

Damals jedoch war Luzi, da bin ich mir ziemlich sicher, nicht wegen der schönen Aussicht auf den Schrank gesprungen. Nichts gegen Romys Einrichtung des Schlafzimmers. Aber Luzi war damals sicherlich eine Katze, die nur wegen ihrer Angst auf den Schrank geklettert ist.

Wenngleich sie nach den ersten Auseinandersetzungen ja durch eine Begegnungstür von Joschi getrennt war, hat sie damals Angst vor allem und jedem gehabt. Nur mit Romy mochte sie sich anfreunden, aber die war nun mal nicht ständig zu Hause. Also hat Luz sich im Schrank versteckt oder ist nach oben verschwunden. Den Ausblick hat sie dann sicherlich eher genutzt, um frühzeitig vorgewarnt zu sein, falls es Joschi doch irgendwie durch diese Gittertür geschafft hätte.

Wären ihrer beider erste Begegnungen so abgegangen wie diese hier im Video – Luz wäre nie zu mir gezogen. Und das mag ich mir gar nicht vorstellen.

So genieße ich es, Bilder von früher zu sehen. Und zu Luz sagen zu können: »Guck mal, Hübschi, was warst du da noch jung!« Denn auch das gibt mir ein gutes Gefühl. Niemals war sie damals schon zehn Jahre alt. Also ist sie auch heute – fast sechs Jahre später – noch gar nicht so alt, wie böse Zungen das manchmal behaupten.


alle Fotos: Romy

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