Erste Erfahrungen mit Cortison für die Katze

Nun ist es also doch geschehen. Ich habe zugelassen, dass Luzi ihre erste Cortison-Spritze erhalten hat. Wobei ich diese beim letzten Hausbesuch sogar eingefordert habe. Weil ich mir keinen Rat mehr wusste. Und weil ich auch keinen besseren bekommen habe. Nun schaue ich fassungslos auf das, was dieses Wunderzeug mit Luzi gemacht hat. Von unseren ersten Erfahrungen mit Cortison und seinen Wirkungen auf meine Katze sei im Folgenden erzählt.

Was heißt hier eigentlich Cortison?

Es ist schon eine ganze Weile her (über drei Jahre), da hat unsere damalige Tierärztin die Option angesprochen, Luzi eine Cortison-Spritze zu geben.

Ich war damals dagegen. Irgendwo hatte ich mal von den Erfahrungen anderer gelesen, dass Cortison bei der Katze dazu führen kann, dass diese dann selbst gar keines mehr bilden.

Das stimmt so aber nicht. Zumindest stimmt es so nicht pauschal.

Was stimmt: Wir alle, also Katzen wie Menschen, brauchen Cortison zum Leben. Deshalb bilden wir selbst in unserer Nebennierenrinde Cortisol, aus dem das Cortison entsteht. Sein Einsatzzweck im Körper dient vor allem der Umwandlung von Eiweiß in Glucose. Deshalb heißt die Klasse, zu der Cortison gehört, auch Glucocorticoide.

Cortison als Medikament müsste man dann entsprechend eigentlich »künstliche Corticoide mit glucocorticoider Wirkung« nennen. Aber zum Teufel, wer kann sich das schon merken. Sprechen wir also weiterhin einfach von Cortison. Oder auch von Kortison. Mir gefällt die Variante mit C aber besser.

Als Medikament gibt es Cortison entweder als Tabletten oder als Lösung zur Injektion. Letztere hat (meist?) eine Depot-Wirkung. Das heißt, die Medikation wirkt dann über zwei bis drei Wochen (hier spricht man von mittellanger Wirkung) oder gar langfristig bis zu drei Monate.

Die Erfahrungen mit dieser langfristigen Wirkung besagt nun, dass die Katze dann allzu oft kein eigenes Cortison mehr bildet. Und genau das hatte ich damals im Kopf, als es erstmals darum ging, Luzi dieses Zeug zu spritzen.

Warum Cortison für die Luzi?

Thematisch ging es schon damals um das häufige Erbrechen und den schlechten Stuhlgang. Luzis Verdauungsprobleme sind ja quasi schon legendär. Bis heute haben sie aber keine Erklärung gefunden.

Hieß es anfänglich mal, dass alles durch ihre schlimmen Zahnschmerzen begründet sei, war es zuletzt die Arthrose-Diagnose, die dafür herangezogen wurde.

Nun fiel aber auch die Begrifflichkeit der chronischen Darmentzündung, kurz IBD. Das ist so eine Art Morbus Crohn der Katzen. Aber wie das oft so ist, so richtig passen mag diese Verdachtsdiagnose dann doch nicht. Das fand auch die Tierärztin, die es thematisiert hatte. Denn Katzen mit IBD haben neben dem Erbrechen viel mehr mit Durchfällen zu tun als mit Verstopfung.

So gesehen fehlt für Luzi also die passende Diagnose, die die Gabe des mittellang wirkenden Cortisons rechtfertigen würde. Was die Tierärztin letztlich dazu motiviert hat, es Luzi zu spritzen, kann ich nicht sagen. Was mich motiviert hat, es einzufordern, war:

  1. die pure Verzweiflung,
  2. die Erinnerung an den Vorschlag der damaligen Tierärztin und
  3. das Wissen, dass Cortison dem futtermittelallergischen Joschi schon einmal geholfen hatte.

Apropos Joschi: Der hat nun etwas zeitversetzt ebenfalls Cortison verschrieben bekommen. In seinem Fall sind es Tabletten. Und bekommen hat er sie, weil er, der Allergiker, sich mal wieder die Katzenseele aus dem Leib gekotzt hat.

Anders als ich für Luzi wird Romy nun für Joschi darauf achten müssen, das Cortison am Ende auszuschleichen. Also die Dosierung langsam herabzusetzen. Damit es hinterher nicht schlimmer wird als zuvor.

Unsere Erfahrungen mit Cortison: die ersten drei Tage

Bekommen hat Luzi ihre erste Cortison-Spritze an einem Freitag. Wegen der Blutuntersuchung war sie bis zum Mittag nüchtern geblieben. Also hatte sie nach dem Termin Kohldampf. Entsprechend hungrig ist sie über ihr verspätetes Frühstück hergefallen.

Das war das letzte Mal, dass sie von ihrem Lieblingsfutter genommen hat.

In den folgenden zwei Tagen fragte ich mich nur, was zum Teufel dieses Teufelszeug mit meiner Katze gemacht hat. Nichts konnte die Luzi mehr begeistern. Noch nicht mal mit Leckerli konnte ich sie so recht hinter dem Ofen hervorlocken.

Sanfter, lieber und kuscheliger denn je hat sie sich gezeigt. Nicht verhuschter oder ängstlicher. Stiller, ja. Aber nicht eingeschüchterter, als ich sie kenne. Vor allem aber mochte sie nicht futtern.

Nun wissen wir doch alle, was eine der Haupt-Nebenwirkungen von Cortison ist, oder? Jede/r hat schon davon gehört, dass Cortison den Appetit steigert und der Hunger gar nicht mehr aufhören will. Die Luzi aber, die reagierte erst einmal mit Appetitlosigkeit.

Am folgenden Montag erhielt ich dann aber die Information, dass es ein paar Tage brauche, bis das Cortison anfängt zu wirken. Die Appetitlosigkeit muss also einen anderen Grund gehabt haben.

Der große Hunger kam dann umso eindrücklicher. Und mit ihm kam eine lange Liste von Veränderungen, die mich fassungslos macht.

Positive Erfahrungen mit Cortison bei der Katze

Wo soll ich nur anfangen? Vielleicht da, wo auch der Grund für die Cortison-Gabe liegt. Seitdem das Cortison wirkt, gab es:

kein Erbrechen mehr und

jeden Morgen ein formschönes großes Geschäft.

Aber das ist es ja nicht alleine. Vor allem sprechen unsere ersten Erfahrungen mit Cortison von grundlegenden Veränderungen im Verhalten meiner Katze. Und dazu gehört,

dass Luzi wieder scharrt.

Zwar hatte ich durchaus realisiert, dass Luzi ihr großen Geschäfte nicht mehr verscharrt hatte. Ich hatte dem Ganzen aber keine allzu große Bedeutung zugeordnet. Immerhin weiß die Dame ja, dass ich ohnehin immer im Anschluss mit der Schaufel komme und ihre Hinterlassenschaft entsorge.

Jetzt betrachte ich auch dies in einem neuen Licht.

Weitere Veränderungen im Verhalten durch Cortison …

… mehr Aktivität, weniger Schlaf

Irgendwo hatte ich gelesen, dass Cortison auch Einfluss auf Blutdruck und Herzrhythmus hat. Das verstehe ich nun als den Grund dafür,

dass Luzi in den folgenden Tagen kaum geschlafen hat.

Aus meiner dauermüden Maus war ein Duracell-Kätzchen geworden. Als hätte ihr einer eine von diesen Batterien zu viel in den Hintern geschoben.

Der übliche Schönheitsschlaf nach dem Frühstück? Mindestens so überbewertet wie das Nickerchen zwischen Mittag- und Abendessen.

Doch, ja, Luzi hat sich vormittags ein wenig aufs Bett gelegt. Aber nicht, um zu schlafen. Stattdessen hat sie nur darauf gewartet, dass ich endlich mit dem, was auch immer ich gerade gearbeitet habe, fertig war. Und wenn das nicht früh genug der Fall war, kam sie an und hat mich daran erinnert, dass ich mich besser um ihr leibliches Wohl kümmern sollte.

Oder abends, wenn ich ins Bett gegangen bin. Dann drehte das Duracell-Kätzchen unter dem Einfluss von Cortison so richtig auf und zeigte eine neue Variante des Luzi Moves:

Links aufs Bett rauf, über mich rüber, rechts wieder runter – und das Ganze wieder von vorne. Bis zu zehnmal am Stück.

Überhaupt kam ich mir in der Phase so vor wie ein Marterpfahl, den sie ständig umrunden musste. Sei es irgendwo stehend. Gerne aber auch auf dem Bett sitzend. Und hatte Luzi bis dahin einen gewissen Respekt vor meinem Notebook – unter dem Einfluss von Cortison lief sie nun ständig darüber.

Der Duracell-Kätzchen-Faktor hat mittlerweile nachgelassen. Zwar ist Luzi noch immer aktiver als in der letzten Zeit vor dem Cortison. Aber sie gönnt sich auch mal wieder Schönheitsschläfchen und wirkt nicht mehr völlig ruhelos.

Ihre gesteigerte Aktivität motiviert sie aber noch immer zu sportlichen Übungen, die sie zuvor nur gegen Leckerli geleistet hatte:

Luzi benutzt alle ihre Treppen, die aufs Bett führen, und turnt auch auf ihnen herum.

… Interesse an Spiel und Kratzwelle

Bekanntermaßen hat Luzi noch nie so richtig gespielt, wenn keine Leckerli im Spiel waren.

Nur aus Jux und Tollerei Federn jagen? Ja, das soll hier schon vorgekommen sein. Und auch soll es schon passiert sein, dass sie ein bedingtes Interesse an Mäusen und Co. gezeigt hat.

Nun aber spielt sie mit mir und der Fiepsemaus. Ganz ohne Leckerli.

Katze Luzi auf Bett nach Spiel mit der Fiepsemaus. (Erfahrungen Cortison)
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Luzi und die Fiepsemaus

So richtig überzeugt, dass Cortison die Spielfreude meiner Katze wiedererweckt hat, bin ich noch nicht. Aber plötzlich zeigt sie Interesse an einem fiepsenden Objekt. In Ermangelung einer besseren Idee nenne ich das Ding Fiepsemaus. Und genieße es, dass Luzi hinter dem Dingelchen herläuft und danach tatscht und schlägt.

In dem Zusammenhang bin ich ganz froh, dass wir ihr kürzlich erst wieder die Krallen gekürzt haben… Die sie sich nun endlich wieder an allem Möglichen wetzt. Denn auch das Krallenwetzen war in den letzten Monaten zu kurz gekommen. Bestenfalls hat sie es an Teppichen versucht. Nun aber nutzt sie dafür ihre Kratzwellen. Wie es sich gehört.

… Reviersicherung

Die Aktivität bezieht sich auch auf ihr Revier im Allgemeinen:

Luzi sucht Orte auf, die sie schon Jahre nicht mehr besucht hat.

Wie lange ist es her, dass ich Luzi auf dem Wäschekorb gesehen habe – drei Jahre? Nun setzt oder legt sie sich zwischenzeitlich wieder dort drauf. Siehe Foto oben.

Zwar ist es wahrlich kein Akt für sie, auf diesen Korb zu steigen. Man kann hier noch nicht mal von Klettern sprechen. Tatsächlich ist es nur ein langer Schritt. Und doch hat Luzi diesen seit Jahren nicht mehr getan.

Was auch immer sie davon abgehalten hat. Eine unserer Erfahrungen mit Cortison besagt, dass meine Katze plötzlich wieder Interesse zeigt, sich die Möglichkeiten in ihrem Revier genauer anzuschauen. Und dazu gehört, vor den Spiegel zu hüpfen. Oder die Möglichkeiten, auf Schränke zu springen, genauer zu erörtern.

Auch meint sie, ihr Revier mal wieder in allen Ecken und Winkeln beschnüffeln zu müssen. Sollte sich zum Beispiel im untersten Schrankfach irgendetwas getan haben, dass sich ihrer Aufmerksamkeit in den letzten Jahren entzogen hatte? Luzi prüft es nun jeden Tag mindestens ein Mal.

Ganz neu aber ist: Sie hüpft auf meine Nachttisch-Kiste, um den schmalen Spalt zur Wand zu erforschen. Und das hat sie meines Wissens nach noch nie getan.

… neue Begeisterung für den Balkon

Eigentlich versuche ich hier ja zur Zeit, so viel Energie wie möglich einzusparen. Dazu gehört, dass ich die Balkontüren nicht ständig aufmache. Zweimal Lüften am Tag soll uns hier eigentlich reichen.

Da habe ich die Rechnung aber ohne die Luzi gemacht. Zu unseren Erfahrungen mit Cortison gehört, dass meine Katze eine neue und tiefe Begeisterung für ihren Balkon entwickelt hat.

Dass sie den am liebsten im dunklen Winter aufsucht, ist mir durchaus bekannt. Je kälter, nasser und stürmischer es ist, umso größer Luzis Interesse an der Welt vor den Fenstern. Aber auch diese Begeisterung hatte zuletzt sehr nachgelassen.

Nun will Luzi ständig auf den Balkon, tagsüber wie spätabends.

Je mehr auf der Straße los ist, umso begeisterter zeigt sie sich. Und statt die Welt heimlich, still und leise zu beobachten, macht sie maunzend auf sich aufmerksam.

Ihre Katzenschaukel aber, die hat sie trotz Cortison immer noch nicht benutzt. Das wäre aber auch zu verrückt…

… großes Interesse am Hausflur

Als hätte sie meine Gedanken lesen können zum Thema Spazierengehen mit Katze, hat sie sich zuletzt erstmals fast in den Hausflur gestohlen.

Wie so oft stand ich mit meinem Nachbarn im Gespräch an meiner Wohnungstür. Das ist übrigens der Nachbar, den Luzi früher schon umgarnt und für gut befunden hatte. Näher als bis auf einen oder zwei Meter hatte sie sich aber nie an die Tür herangewagt, wenn ich mich dort mit ihm unterhielt.

Nun hätte sie sich fast zwischen meinem Bein und dem Türrahmen vorbeigequetscht, um ihn und den Hausflur näher zu betrachten.

Das haben wir beide – Nachbar und ich – mit großem Staunen quittiert.

Erfahrungen mit Cortison verdeutlichen, wie schlecht es der Katze zuvor ging

Ach Luzi, könntest du doch wirklich mit mir sprechen. Du könntest Dinge sagen wie: »Mir ist ständig schlecht!« Oder: »Mir tun mein X und mein Y so weh!« Dann hätte ich schon viel früher reagiert und dein Verhalten nicht missverstanden als das einer reiferen Katzendame.

Jetzt erst verstehe ich, wie schlecht es Luzi gegangen sein muss. Ob nun wegen entzündlicher Prozesse im Darm oder in den Gelenken. Das kann ich ja leider immer noch nicht sagen.

Allein weiß ich jetzt, dass da ein entzündliches Geschehen in ihr gewirkt haben muss, das ihr viel Lebensqualität genommen hat. Und ich war dabei, habe es nur nicht so richtig kapiert.

Diese Erkenntnis schmerzt sehr.

Aber um noch einen draufzusetzen: Auch wenn ich das jetzt weiß, weiß ich immer noch nicht, was ich dagegen tun soll. Denn eine langfristige Gabe von Cortison kommt ja auch nicht in Frage.

Allein kann ich mit Futter reagieren. Ganz im Sinne der immerhin ja irgendwie möglichen chronischen Darmentzündung. Der versuche ich nun mit Monoprotein-Futter entgegenzuwirken. Aber ob das hilft, werde ich auch erst in Wochen, wenn nicht gar Monaten wissen.

Bis dahin ist auf jeden Fall eines schon mal klar: Die Wirkung des Cortisons hat bereits nachgelassen. So auch der Duracell-Katzen-Faktor. Luzi hält also wieder ihre Schönheitsschläfchen. Bleibt zu hoffen, dass so manch anderes von dem, was sie in den letzten drei Wochen erleben durfte, für sie erhalten bleibt.

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5 Kommentare

  1. Hallo habt ihr das Darmleiden in den Griff bekommen?
    ich kann aus Erfahrung das Futter von Bactafield empfehlen, alle 4 Adult Sorten. mein Kater hatte wochenlang unerklärlichen Durchfall, nach x Untersuchungen meinte der TA es sei das Futter.
    da hab ich Rohrrost umgestellt auf Bactafield. nur online erhältlich. nur als Toz

    1. Hallo Jenni,

      danke der Nachfrage. Ein entzündeter Darm ist es bei Luz wohl wirklich nicht. Einzig gehe ich mittlerweile davon aus, dass es bei ihr um eine Unverträglichkeit in Sachen Rind gehen könnte.
      Aktuell probieren wir uns hier tatsächlich durch eine ganze Reihe von unterschiedlichen Futtersorten. Nach einem halben Jahr Monoprotein Pferd hat Luzi darauf nämlich gar keine Lust mehr. Für sie sollte es aber auf jeden Fall Nassfutter sein. Trockenfutter gibt es hier nur als Leckerli.

      LG, bk

  2. Hallo mein Kater hat auch nur erbrochen,er bekommt nun Langzeit Cortisonspritzen, bisher war kein Erbrechen mehr,bis auf vorgestern,am 1.11
    haben wir den nächsten Termin.Er ist voll dünn geworden,wo sonst Speck war,sind gefühlt nur noch Haug und Knochen,aber er ist fit,spielt und frisst. Heraus kam,dass er Lymphknoten im Darm hat.Ee hat Ultraschall bekommen und ist geröntgt worden. Ich habe Angst um ihn,dass die Lymphknoten streuen könnten und negativ sind,aber um dies heraus zu bekommen, müsste man einen Lymphknoten heraus operieren,das möchte ich nicht. Man könnte auch Chemotherapie geben,aber das mache ich auch nicht. Er geht normal aufs Klo. Er ist jetzt 6J. mein Schatz

  3. Liebe Anki,

    darf ich fragen, wie es Deinem Kater heute mit der Vergabe von Langzeitkortison geht?
    Mein 16 Jahre alter Kater hat einen Tumor an der Blase und bekommt Langzeitkortison, weil er Blut im Urin hatte.
    Ich bin sehr unsicher, wie lange er noch bleiben darf mit der wiederholten Vergabe des Kortisons…

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